Recht verstanden, ist Philosophie nicht etwa eine Lehre von den Erscheinungen, den sichtbaren Dingen, auch nicht irgendeine Art, naturwissenschaftliche Erkenntnisse in systematische Prokrustesbetten zu stopfen. Vielmehr ist Philosophie – oder besser das Philosophieren – eine Methode zur Gedankenerhellung, so etwas wie ein Klärwerk für die Massen naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Faulschlamms, die unsere Gehirne Tag für Tag erzeugen und absondern. Nicht zu vergessen natürlich die alltägliche psychologische Wahnproduktion. Es muß eine Instanz geben, die all die eigenen und fremden Gedanken in uns auf ihre Stichhaltigkeit prüft.
Sarah schreibt am 12.08.2010 um 00:44 Uhr:
Nein, Lyriost, bitte keine „Instanz“, die das prüft, schick die Leute ins Bergwerk, die täglich psychologische Wahnproduktion produzieren und nimm ihnen das Dummfernsehen weg!
Lyriost schreibt am 12.08.2010 um 08:09 Uhr:
Liebe Sarah,
du hast mich falsch verstanden, weil ich mich nicht eindeutig genug ausgedrückt hatte: Bei der „Instanz“ geht es um eine innere: eine Instanz im Bewußtsein des einzelnen, genaugenommen erst mal nur für mich selbst. Und da ich mich selbst nicht „ins Bergwerk schicken“ möchte … Aber du hast recht: Kontakt mit der realen Schwere des Lebens bewirkt weitaus größere erkenntnistheoretische Wunder als jede Beschäftigung mit Sekundärem und alle Theorien.
Sarah schreibt am 12.08.2010 um 21:35 Uhr:
Lieber Lyriost,
die sogen. innere Instanz im Bewußtsein würde dann wie ein Filter wirken, manchmal frag ich mich, wer das Gerhirn im Schlaf sortiert und nach welchen Kriterien.
Ist schon spannend, darüber mal nachzudenken.
Philosophie, da könnte man sich sicher nochmal reinknien,
aber sehr speziell, in meinem Studium gabs das leider nur tangierend und dann auch noch eingefärbt.
Lyriost schreibt am 12.08.2010 um 22:05 Uhr:
Ja, Sarah, wenn man sich ans Philosophieren macht, dann braucht man erst mal jede Menge Entfärber: Die vielen scheinbaren Wahrheiten müssen destruiert werden. Mit dem Gehirn ist es wie mit unserer Kleidung und den Gebrauchsgegenständen – sie bedürfen der Pflege und Reinigung.
Sarah schreibt am 12.08.2010 um 23:13 Uhr:
Was ist wahr? jetzt mal nicht im philosophischen Sinne. Denken und Widerspruch entwickeln sich ja erst mit eigener Sichtweise auf die Dinge, dem Ausbrechen aus Konventionen und Lebenserfahrung (bla bla…) im Allgemeinen. Erlerntes Wissen wird dann verglichen mit der jeweiligen Realität. So muß im Gehirn ge- oder bereinigt werden, was derzeit subjektiv stört. open end thema, toll!
Lyriost schreibt am 13.08.2010 um 10:47 Uhr:
Viel schwieriger noch: Die „Dinge“ entwickeln sich mit der Sicht auf sie und wirken auf den Betrachter zurück. Also ständiger Fluß. Da bleibt nicht viel Raum für Wahrheit(en). Aber jede Menge für Irrtümer. 😉
LikeGefällt 2 Personen