Plapperheinis Laberkiste. Markenkern.

Die CDU sei insgesamt »gut beraten, wenn sie an ihrem Markenkern der inneren Sicherheit festhält«. Sagt ein ehemaliger CDU-Innensenator in Berlin über einen, der Zäune errichten läßt, damit Obdachlose nicht zu ihrem Quartier unter einer Brücke gelangen können.

In Hamburg wird der »Markenkern der CDU« vermißt, die Stadt sei so autofahrerunfreundlich geworden. »Merkel entkernt die CDU«, heißt es in der SZ. Der Bonner Generalanzeiger sieht »Die Union … Marke ohne Wert«. Die NRW-SPD will »zurück zum Markenkern«. Und so weiter und so fort. Hatte man bisher gedacht, CDU, SPD oder andere ähnliche Gebilde seien Parteien, stellt sich nun heraus: Sind sie nicht, sie sind Marken, so wie ALDI oder das Posaunenwerk der evangelischen Kirche Hessen-Nassau – »es lohnt sich (, sich) für diese große Marke der EKHN einzusetzen« – oder DIE LINKE, wo es beim letzten Parteitag (aus dem Kreisverband Krefeld) hieß, »der Markenkern der Linken dürfe nicht aufgeweicht werden«. Glück auf im Betonbau.

Man möchte, leicht abgewandelt, mit Wilhelm II. sagen: Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Marken.

Werbeschach

Ein verkehrt stehendes Schachspiel, über das sich zwei Spieler mit großem Ernst beugen und auf dem sie gleichzeitig ziehen. Und eine Fotografin, die ebensowenig Ahnung vom Schachspielen hat wie die Verlagsmitarbeiter, die den Buchumschlag zu verantworten haben. Glanzleistung.

Mich wundert dieser Fauxpas nicht, denn daß Fotografen bei Werbeaufnahmen tricksen, ist nichts Neues, da wird für Brauerei Blaß gern mal das Bier von der Konkurrenz eingekauft, weil es farblich überzeugender wirkt, oder mit Farbe aus der Tube nachgeholfen. Seien wir also froh, daß die Fotografin kein Halma-Spiel herbeigeholt hat, weil es bunter ist. Reklame ist verlogen. Bisweilen fällt es auf.

DW

Jean-Remy von Matt oder Der Blick aus dem Turm

Der Montag ist ein geeigneter Tag für einen Blick aus dem Elfenbeinturm. Also setzt der Elf ein Bein vor das andere und tritt vorsichtig ans mit Luzidol geputzte Fenster. So sauber die Scheiben auch sind, viel sieht er nicht, denn die Welt außerhalb des Turms bibbert im Rauch. Viel Rauch um nichts, denkt er, wendet sich ab, macht es sich an seinem Schreibtisch gemütlich, soweit man es sich an einem Schreibtisch gemütlich machen kann, und läßt seine Blicke über die endlosen virtuellen Klowände des Internets schweifen.

Und bevor er dann matt wird vom vielen Rauch um von Matt, dem virtuellen Rauch um den Tanz des Schweizer (möchte gern) Werbediktators Jean-Remy, denkt er: Viel Rauch um nichts, wendet sich ab, wirft den Schweizer Käse in die Toilette, spült und geht seiner elfenbeinernen Wege.

Morgen ist wieder ein Tag zum Rauchen auf dem Klo. Und zum Wändebeschmieren. Aber das ist ja fast dasselbe.