Sokratische Ironie

Eine für den Betrachter von außen besonders lustige, weil mißglückte Form der sokratischen Ironie ist jene, bei der der Ironiker glaubt, er habe dem anderen eine Falle gestellt, dann aber selbst hineingetappt ist, weil er nicht bemerkt hat, daß das eigene Sich-dumm-Stellen vom anderen bemerkt, jedoch nicht ernstgenommen wurde (oder gar kein bewußtes Sich-dumm-Stellen war).

Da nützt dann auch der Hinweis auf imaginäre Gänsefüßchen nichts mehr. Manchmal ist die nachträgliche Charakterisierung einer Aussage als ironisch (oder auch sarkastisch) allerdings nur eine Ausrede und ein Versuch, dem andern eine Wahrnehmungsstörung anzudichten und ihn damit herabzusetzen, während man sich selbst gleichzeitig in ein Überlegenheitsgefühl zu retten trachtet.

Klappt selten.

Sokrates

Seit Sokrates wissen die Menschen, die sich mit der qualifizierten Einschätzung des eigenen Wissens Mühe machen, wie es um ihr Wissen bestellt ist, und betrachten die eigene Erkenntnisfähigkeit mit einer gewissen Ironie. Aber es gibt heute immer noch, wie schon in der Antike, massenhaft solche, die glauben, sie wüßten … Sokrates hat die Selbstgefälligkeit seiner Umgebung gestört und wurde verurteilt, weil er lehrte, daß die Vermehrung des Wissens nur denen weh tut, deren Ignoranz und Selbstüberschätzung dadurch beeinträchtigt wird. Wir sind heute nicht wesentlich weiter als zu Zeiten des Sokrates, nur das Trinken von Schierlingsbechern ist aus der Mode.