Sosehr wir uns selbst auch lieben mögen, so argwöhnen wir doch im tiefsten Herzen, diese Liebe sei ein wenig übertrieben oder gar kindischer Narzißmus und unsere Mitmenschen könnten geneigt sein, derartige Übertreibungen zu belächeln. Das ist die dornige Blume im bunten Strauß unserer Eitelkeiten, die wir durch immer neue florale Überflechtungen vor den andern zu verbergen trachten.
Schlagwort: Eitelkeit
Lebenslust durch Weltverzicht – Appendix
Eitle prahlen gern mit ihren Wunden, und wenn sie ihnen nicht in ausreichendem Maße von andern zugefügt werden, dann greifen sie notgedrungen zum Beschneidungsgerät, um der Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen auch weiterhin sicher sein zu können. Oft wird nicht klar, ob es übersteigerte Eitelkeit ist oder masochistisches Selbstkasteiungsbedürfnis oder beides, das den Griff zum Amputationsinstrument, wenn auch meistens nur metaphorisch, intendiert, oder vielleicht auch nur wahnhaft wahrgenommene innere Stimmen erklingen, die zur Verwirklichung asketischer Ideale aufrufen.
Natürlich soll hier keine Klassifikation asketischer Selbstverwirklichungsstrategien vorgeführt werden, keine Typisierung bizarrer und weniger bizarrer Geißlergestalten, ich möchte nur meinem Generalverdacht Ausdruck geben, den ich hege, wenn ich mich mit Asketentum konfrontiert sehe.
Und was den Zug zum Heroismus betrifft, ein weiterer Auswuchs der menschlichen Eitelkeit, so wird man ihm ebenso schwer entkommen können wie allen anderen Formen, die die Eitelkeit generiert, denn gerade im heftigsten Antiheroismus steigt der Heroismus wie der Phönix aus der Asche und wirft sich neue bunte Kleider über.
Über Eitelkeit
Wer sich in der eigenen Brillanz spiegelt, verunreinigt sie.
Vorsicht, Falle!
Der eitelste Mensch ist der, der von sich behauptet, im Gegensatz zu anderen liege ihm Eitelkeit fern. Wie eitel gesagt! Wenn man nicht in die Eitelkeitsfalle tappen will, ist es nicht möglich, andere als eitel zu bezeichnen und sich selbst auszunehmen.
Was also tun? Der Uneitle schweigt über die Eitelkeit, könnte man sagen. Als läge nicht im Schweigen soviel Eitelkeit …
Eitelkeit
Wenn wir unsere Eitelkeit eingestehen, so tun wir das aus Eitelkeit. Sind wir nicht bewunderungswürdig ob unserer Ehrlichkeit? Triebkraft unserer Eitelkeit ist der Wunsch, andere von etwas zu überzeugen, an das wir selbst nicht so recht glauben.
Dahinter steht die Hoffnung, die andern könnten uns durch ihren Glauben an uns helfen zu lernen, an uns selbst zu glauben. Verborgener oder manchmal auch erkannter Selbstzweifel ist der Kern aller Eitelkeit und aller Bedürfnisse nach Bestätigung und Anerkennung.
Wenn wir nun bereit sind, unsere Selbstzweifel offen auszusprechen, ist auch dieses Bekenntnis wieder Quelle neuer Eitelkeit. Und so geht das ad infinitum weiter.
Der Circulus vitiosus der Eitelkeit
Der Gipfel der Selbsttäuschung ist erreicht, wenn wir glauben, es gäbe Mittel und Wege, aus eigener Kraft dieser Täuschung unserer selbst zu entrinnen. Die »Confessions« von Rousseau sind ein prachtvolles Beispiel dafür, wieviel lustvolle Schöntuerei noch in der scheinbar schonungslosen Aufdeckung der Schöntuerei steckt.
Baden
Das Baden in Dummheit hat neben den schlechten Gerüchen immer auch einen angenehmen Nebeneffekt: Es befriedigt unsere Eitelkeit, denn wir können uns dabei leichter schlau vorkommen, als wenn wir im Klaren badeten. Denn im Klaren hebt man sich nicht so leicht ab. Außer wenn man dumm ist.