Jemand schrieb:
Kultur ein typisch deutsches Wort. Eine (sic!) so lebendiges Miteinander, (sic!) mit so einem bürokratischen Wort zu benennen. Am besten noch Kulturen studieren. Der Höhepunkt einer sprachlichen Entgleisung.
(Genaugenommen sind eher diese unvollständigen Sätze in mehrerer Hinsicht neben der Spur.)
Mein ebenso dezenter wie begründeter Hinweis, daß das, was er schreibt, in jeder Hinsicht unzutreffend ist, wurde nicht freigeschaltet, weil wohl zu kritisch. Deshalb hier kurz meine Begründung, weshalb diese zwei Zeilen barer Unsinn sind und nicht wirklich zum Weiterlesen einladen.
Zum einen ist Kultur alles andere, nur kein typisch deutsches Wort, denn es ist abgeleitet von lateinisch cultura, wie das in den meisten europäischen Sprachen der Fall ist. Cultura, colturo, kultur, culture, kulttuuri und so weiter. Zugegeben, auf Hawaii, in Birma und in Tibet ist man weniger »bürokratisch« …
Was macht nun das deutsche Wort Kultur im Gegensatz zu den anderen Ableitungen, also zum Beispiel zum typisch? dänischen kultur, bürokratisch?, frage ich mich. Und die Antwort, man ahnt es, ist: nichts. Nichts, außer der Phantasie des Autors.
Wahrscheinlich hat er auch nicht Ethnologie studiert, was man früher Völkerkunde nannte, sonst käme er nicht auf die Idee, ein solches Studienfach wäre »der Höhepunkt einer sprachlichen Entgleisung«.
Aber man kann ja jeden Unfug unwidersprochen von sich geben, und der steht dann da, als wäre es keiner, wenn man Widerspruch nicht zuläßt.
Kulturen sprechen Sprachen
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