Eitle prahlen gern mit ihren Wunden, und wenn sie ihnen nicht in ausreichendem Maße von andern zugefügt werden, dann greifen sie notgedrungen zum Beschneidungsgerät, um der Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen auch weiterhin sicher sein zu können. Oft wird nicht klar, ob es übersteigerte Eitelkeit ist oder masochistisches Selbstkasteiungsbedürfnis oder beides, das den Griff zum Amputationsinstrument, wenn auch meistens nur metaphorisch, intendiert, oder vielleicht auch nur wahnhaft wahrgenommene innere Stimmen erklingen, die zur Verwirklichung asketischer Ideale aufrufen.
Natürlich soll hier keine Klassifikation asketischer Selbstverwirklichungsstrategien vorgeführt werden, keine Typisierung bizarrer und weniger bizarrer Geißlergestalten, ich möchte nur meinem Generalverdacht Ausdruck geben, den ich hege, wenn ich mich mit Asketentum konfrontiert sehe.
Und was den Zug zum Heroismus betrifft, ein weiterer Auswuchs der menschlichen Eitelkeit, so wird man ihm ebenso schwer entkommen können wie allen anderen Formen, die die Eitelkeit generiert, denn gerade im heftigsten Antiheroismus steigt der Heroismus wie der Phönix aus der Asche und wirft sich neue bunte Kleider über.