Synästhetische Verwirrungen

Der metaphorische Gebrauch innerer Organe wie auch der Einsatz von Sinnesinstrumentarium im uneigentlichen Sinne hat nicht selten schwerwiegende psychosomatische Folgen.

Wer es mit dem Einsatz des Herzens in optischen Angelegenheiten übertreibt, kann sich leicht chronische Kreislaufbeschwerden einfangen oder gar Herzrhythmusstörungen. Als Nebenwirkung ist häufig partielle Erblindung festzustellen, weil der von Natur aus zum Sehen vorgesehene optische Sinn wegen der ihn entlastenden verstärkten Herzmuskeltätigkeit nicht ausreichend ausgelastet ist und wie alle bettlägerigen Muskeln Verkümmerungstendenzen unterliegt.

Zwar sprechen Menschen, die mit dem Herzen sehen, häufiger mit den Augen als andere, doch das reicht nicht, um die Aufgabenverschiebung zum Herzen hin vollständig auszugleichen. Dazu kommt nun, daß diejenigen, die bevorzugt mit den Augen sprechen, sich stärker auf die Nahrungsaufnahme konzentrieren, um ihren Mund in Bewegung zu halten, was nicht nur zunehmende Fettleibigkeit zur Folge hat, sondern auch Verdauungsbeschwerden aller Art nach sich zieht – bis hin zu Motilitätsstörungen, die sich durch Diarrhoe bemerkbar machen. Auch flatulentisches Völlegefühl gehört zu den unangenehmen Begleiterscheinungen.

Da nun Menschen, die bevorzugt mit dem Herzen sehen und mit den Augen sprechen, dazu neigen, sich auf ihr Bauchgefühl zu verlassen, und deshalb viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen, sind diese Bauch-Entscheidungen wegen der übermäßigen Gärung in dem genannten Bereich häufig recht unausgegoren. Bauchdenker, die mit dem Herzen sehen und mit den Augen sprechen, sollten wissen, was der Volksmund so treffend formuliert: Ein voller Bauch studiert nicht gern.

Eine innere Stimme sagt mir: Man hört nur mit den Ohren gut. Doch womit höre ich diese innere Stimme? Da sich mein inneres Ohr den größten Teil des Tages im Tinnitusrausch befindet und  deshalb für die Wahrnehmung von inneren Monologen ausfällt, muß es sich bei der inneren Stimme um eine Art stummen Bauchredner handeln. Doch welches Rezeptionsorgan nimmt die Reden eines stummen Bauchredners wahr? Ein betäubtes Ohr ganz sicher nicht.

Konstanten der Wahrnehmung

Wir erfahren die Welt nicht nur gemäß unseren Erfahrungen und Glaubenssätzen, sondern vor allem und in erster Linie gemäß unseren angeborenen Wahrnehmungskonstanten.

Raum und Zeit sind nicht real im materiellen Sinn, sondern Ausdruck unserer apriorischen Bewußtseinsstrukturen.

Niemand hat in dieser Hinsicht eine Wahl.

Wählen können wir lediglich bei der Bewertung des Ganzen: Unsere Erfahrungen, Religion und Philosophie sind Folge unserer Sinneseindrücke und gedanklichen Ableitungen, nicht etwa umgekehrt. Sosehr wir uns das auch wünschen mögen.

Was wir ändern können, sind lediglich Bewußtseinszustände, Fokussierungen und Perspektiven. Die Grundmuster unserer Wahrnehmung, das eigentliche Bewußtsein können wir nicht ändern, es ist gewissermaßen ins Sein eingewachsen.

All unser Denken und Handeln ist Ausdruck unserer Sinneswahrnehmung, und wir können uns mit Hilfe der Phantasie unendlich viel zurechtmachen, aber eine Welt jenseits von Zeit und Raum können wir uns nicht vorstellen. Und dabei sind Zeit und Raum nichts anderes als unsere angeborene Vorstellung von der Realität. Sie kommen nicht den Dingen selbst zu.

Was wirklich „ist“, können wir nicht wahrnehmen, wir bleiben immer im Netz unserer selbstgeschaffenen Vorstellungen, Erscheinungen hängen. Bestenfalls können wir spekulieren, welche böse Spinne dieses Netz gewebt hat und ob und, wenn ja, warum sie uns darin fangen will.