Die Sonne der Betrachtung
Strahlen des siebten Tages
wenn die Herrscher ruhn
formen sie Unformbares
befrein den Schöpfungswillen
Die Sonne der Betrachtung
Strahlen des siebten Tages
wenn die Herrscher ruhn
formen sie Unformbares
befrein den Schöpfungswillen
Das kleine Denken ist sparsam im Detail, aber nicht in der Totale: Es spart bei den Gedanken, aber nicht mit großen Worten.
Bei oberflächlicher Betrachtung scheint es manchmal so, als nehme Oberflächlichkeit zu, bei genauerer Betrachtung merkt man jedoch schnell, daß der Begriff „oberflächlich“ ein sehr oberflächlicher ist und nicht viel mehr aussagt, als daß der Benutzer eines solchen Begriffs das Gefühl hat, er wäre weniger oberflächlich als der größte Teil seiner Mitmenschen. Die Klage über die Oberflächlichkeit der Kultur ist indessen so alt wie die Kultur selbst, und mit jedem, der in seiner Umgebung Oberflächlichkeit diagnostiziert (und das sind viele), scheint die Oberflächlichkeit abzunehmen. Da das jedoch nicht der Fall ist, wird sich wohl der ein oder andere bei der Selbstdiagnose ein wenig irren.
Dazu kommt noch die Relativität des Begriffs. So mancher, der seine Rosen mit der Lupe betrachtet, zetert über die oberflächlichen Ahnungslosen, die das nicht tun, während er selbst auf Anfrage nichts darüber berichten kann, welche Gewürze seine Soße schmackhaft machen.
Jedes genaue Hinsehen, Hinhören, Hinschmecken, Hinfühlen ist ein selektiver Akt, der durch Oberflächlichkeit in anderen Bereichen erkauft ist: Niemand kann seine Wahrnehmung so anlegen, daß er alles zu jeder Zeit gleichermaßen differenziert wahrnimmt. Das gilt in noch stärkerem Maße für die gedankliche Weiterverarbeitung des sinnlich Wahrgenommenen.
Kommunikativer Austausch ist eine Art Spiel. Wie bei jedem Spiel, muß es auch bei der Kommunikation Regeln geben. Man stelle sich vor, wie etwa ein Fußballspiel verliefe, gäbe es keinen Schiedsrichter mit gelben und roten Karten. Und keine Absperrungen für das Publikum. Sosehr ich gegen Zensur bin, sosehr bin ich dafür, daß die körperliche Unversehrtheit aller Mitspieler gewährleistet ist. Deshalb muß jedes Hetzen gegen Personen oder Personengruppen, jeder Aufruf zur Gewalt unterbleiben oder unterbunden werden.
Und natürlich muß man das Hausrecht eines jedes Forumsbetreibers respektieren. Niemand kann das Weblog etwa eines Vegetariers dazu verpflichten, alle Kommentare von begeisterten Fleischessern zu einem kritischen Beitrag über die Fleischerinnung unzensiert stehenzulassen, besonders dann, wenn der Tenor der Kommentare dahin geht, auch Vegetarier gäben einen ganz passablen Grundstoff für Bio-Wurst ab.
Toleranz gegenüber abweichenden Meinungen ist eine gute Sache. Allerdings sollten die abweichenden Meinungen nicht vor Intoleranz strotzen. Toleranz gegenüber Intoleranz ist Dummheit. Interessanterweise sind es gerade die Intolerantesten, die für ihre Positionen am lautesten Toleranz einfordern. So geht das natürlich nicht.
Die wahre Kunst der Zensur besteht darin, die Selbstzensur eines anderen so zu zensieren, daß sie unkenntlich gemacht wird, ohne sie dabei aufzuheben.
Treffen sich zwei Bauern. Sagt der eine: »Was machen deine Kartoffeln«? – »Wachsen prächtig, sagt der andere. »Und deine?« Der erste überlegt kurz, lächelt dann überlegen und sagt: »Ich bin doch nicht blöd.«
Homosexualität ist eine in der Natur verbreitete Spielart der Triebbefriedigung, die nicht zuletzt auch dazu dient, Heterosexuelle zu verunsichern und sie zu ärgern.
Eine Apfel-Verkäuferin auf eine Markt in Tiraspol (Original-Bildunterschrift FAZ)
Nur wer Tomaten auf den Augen hat, verwechselt Äpfel mit Birnen.
Wenn die Natur Sinn für Artenschutz hätte, dann hätte sie sich nicht so eine aggressive Spezies wie den Menschen einfallen lassen. Und wenn der »Schöpfung« die Krone vom Kopf gefallen ist, der Mensch also Geschichte sein wird, dann wird das Prinzip Fressen und Gefressenwerden neue Arten hervorbringen, bis eines Tages ein anderer Artenplünderer seine Bahnen ziehen wird – und so weiter. Die Natur hat viel Phantasie.
Nichts ekelt den alternden, angegreisten Jüngling so sehr wie ein junggebliebener Greis.
Der Hang zu großen Autos ist vor allem bei kleinen und bei jüngeren Männern besonders ausgeprägt und hat tatsächlich häufig etwas mit Potenzproblemen und Identitätsfindungsstörungen zu tun, mit dem Alter aber nicht. Es gibt viele Jüngere mit erektilen und anderen Dysfunktionen, die den Älteren die Potenz neiden, die, wenn man sie einmal hat, in den meisten Fällen bis ins hohe Alter erhalten bleibt. Die meisten derer, die im Alter über Potenzprobleme klagen, haben auch in jüngeren Jahren eher Büsche ausgerissen als Bäume.
Dann versuchen diese Jüngeren, besonders wenn sie Viagra nicht vertragen, ihren Mangel durch intellektuelle Profilierung zu kompensieren, indem sie von Gerontokratie daherreden und mit hanebüchenen Artikeln und noch hanebücheneren Kommentaren auf sich aufmerksam zu machen versuchen.
Wer Ressentiments mit Ressentiments bekämpft, nährt Ressentiments.
Überlege heute gut, aber nicht zu lange, ob du das Unangenehme, was du morgen tun willst, nicht auch übermorgen noch tun kannst. Dann hast du mehr vom heutigen Tag. Und vielleicht auch noch vom morgigen.
Mit etwas Abstand betrachtet: Einen politischen Artikel oder einen dazugehörigen Kommentar zu schreiben ist manchmal so, als werfe man eine Handvoll Körner in einen Hühnerhaufen.
Im »Briloner Anzeiger« von heute, 27. März 2019, konnte man Folgendes lesen:
Stichwort der Woche: Ist es die Berliner Luft?
Manchmal hat man den Eindruck, dass es in unserer Bundeshauptstadt irgendetwas gibt, was die Gehirne vernebelt und den nie ausgeträumten Traum einer deutschen Großmacht immer wieder neu aufleben lässt. Liegt es an der Berliner Luft oder sind da noch irgendwelche Altlasten im Boden, zum Beispiel über dem Bunker der Reichskanzlei? Nachdem man mit etlichen Steuermilliarden, die natürlich von den Bürgern in den Provinzen erarbeitet wurden, die ehemalige Reichshauptstadt wieder zum repräsentativen Regierungssitz ausgebaut hat, scheinen die Großmachtfantasien immer noch weiter ins Kraut zu schießen.
Seitdem sich die Stadt von „arm aber sexy“, wie es ein ehemaliger Oberbürgermeister ausdrückte, zur tatsächlich angesagten Partyhochburg entwickelt hat, die gern an das Berlin der „goldenen Zwanziger“ des vergangenen Jahrhunderts anknüpfen möchte, scheinen alle Traditionen der Bescheidenheit der alten Bundesrepublik komplett über Bord gegangen zu sein.
Gut, die Sache mit dem Großflughafen hat bisher noch nicht funktioniert, aber der Aufbau des ehemaligen Stadtschlosses, „auferstanden aus den Ruinen“ des Palasts der Republik, macht inzwischen doch große Fortschritte. Aber auch jenseits des Hauptstadtausbaus hat die „Großdeutsche Republik“ inzwischen alle Hemmungen verloren. Ein sonst eher „hanseatisch bescheidener“ Finanzminister träumt von einer deutschen Großbank mit Weltgeltung, indem er die abgehalfterte Deutsche Bank mit der Commerzbank, die noch vor einigen Jahren mit vielen Steuermilliarden gerettet wurde, fusionieren will. Für Risiken und Nebenwirkungen haftet, wie immer, der Steuerzahler.
Auch die Bundeskanzlerin, die dem „Es ist erreicht“ Schnurrbart des letzten deutschen Kaisers, mit ihrer „Es kann noch mehr erreicht werden“ Raute nacheifert, bringt jetzt ernsthaft den Bau eines eigenen deutschen Flugzeugträgers ins Gespräch. Über den militärischen Nutzen eines solchen Dinosauriers kann man natürlich streiten, unbestritten ist jedoch ein Flugzeugträger das Symbol für einen Großmachtanspruch. Mich würde aber doch mal interessieren, wie man ein solches Waffensystem mit dem reinen Verteidigungsauftrag der Bundeswehr vereinbaren kann.
Was kommt als nächstes? Der Einmarsch in Ungarn, um den unbotmäßigen Viktor Orban abzusetzen und damit den deutschen Führungsanspruch in Europa zu demonstrieren? Gott sei Dank hat unsere Verteidigungsministerin, sicher eine verkappte Pazifistin, die Bundeswehr inzwischen so kampfunfähig gemacht, dass die Ungarn in aller Ruhe Grenzzäune bauen könnten, bevor sich das einzig funktionstüchtige Feuerlöschfahrzeug der Bundeswehr aus dem Emsland in Richtung Budapest in Bewegung setzen könnte. Zwischen dem verbalen Großmachtanspruch und der tatsächlichen Schlagkraft der Truppe liegen nun mal Welten.
Vielleicht geht es mir allein so, aber ich trauere immer noch dem alten Hauptstadtprovisorium am Rhein nach. Mit Bonn war sicher „kein Staat zu machen“, dafür stand es für einen noch wirklich funktionierenden Staat. Der Geist von Beethoven, Adenauer und Schumacher war für eine vernünftige Regierungsarbeit vermutlich zuträglicher, als die Geister, die noch in der Berliner Luft rumschwirren. Vielleicht sollte man da mal die „Ghostbusters“ ranlassen.
Dazu fällt mir ein:
Lieber Norbert Schnellen,
Ihr »Stichwort der Woche« ist bisweilen eine durchaus realitätsnahe, beachtenswerte Stimme im provinziellen Gemurmel, das mir hier in Brilon in die Ohren dringt, aber mit dem Artikel »Ist es die Berliner Luft« liegen Sie so was von daneben, daß das nicht unwidersprochen bleiben darf.
Grundsätzlich ist Ihre Kritik an neu erwachenden Großmachtphantasien in Deutschland sicher berechtigt, aber was hat das mit Berlin zu tun? Um es vorwegzunehmen, derartige Phantasien, die von jeher besonders im Bierdunst von Provinzstammtischen hervorragend gedeihen, haben nichts, aber auch gar nichts mit der Berliner Luft zu tun.
Schon immer hat nicht die Berliner Luft für Gehirnvernebelung gesorgt, sondern der Zuzug von Gehirnvernebelten von auswärts hat die Luft belastet. Denken wir nur an den Österreicher aus Braunau, der in Bayern hochgepäppelt wurde und dann nach Berlin kam, um sein Unwesen zu verbreiten. Der Joseph mit der großen Klappe kam aus dem Rheinland, Himmler aus München, Göring aus Rosenheim, Heydrich aus Halle. Und so weiter und so fort. All diese großen politischen Verbrecher haben ihre Verderbtheit mitgebracht nach Berlin und die Luft der Stadt verpestet.
Was sollen denn diese unsäglichen Ressentiments wie »Steuermilliarden, die natürlich von den Bürgern in der Provinzen erarbeitet wurden«? Glauben Sie ernsthaft, die Berliner säßen überwiegend den ganzen Tag in Cafés rum und tränken Latte macchiato? Auch in Berlin wird gearbeitet wie überall. Der Lokführer muß auch dort früh aufstehen, nicht nur in der Provinz. Und die Polizisten und Feuerwehrleute auch. Nur haben sie meist etwas mehr zu tun als im ländlichen Raum.
Wenn die armen und sexy Zeiten des Regierenden Bürgermeisters (so heißt das in Berlin) Wowereit vorbei sind, dann hat das vor allem auch etwas mit dem Zuzug von Politdeppen, Großmannssüchtigen und Gewinnlern aus den (bevorzugt südlichen) Provinzen zu tun, aber nichts mit Berlin. Das von Ihnen erwähnte Stadtschloß übrigens ist weiß Gott keine Berliner Idee, sondern damit möchten sich andere schmücken. Gerade lese ich: »Freundeskreis Berliner Schloss Düsseldorf übergibt über eine halbe Million Euro …« Nur ein Beispiel.
Der »deutsche Führungsanspruch«, von dem Sie schreiben, wird unserem Land ja nicht zuletzt von anderen nahegelegt, weil das Land nun mal die wirtschaftliche Stärke hat, die andere gern hätten. Frei nach dem Motto: Hannemann, geh du voran, du hast die größten Stiefel an. Und der erwähnte »Flugzeugträger« ist weniger eine Idee in Richtung Großmachtanspruch als vielmehr Reaktion auf das US-NATO-Drängen nach mehr Rüstungsanstrengung bzw. Aufträgen für die US-Rüstungsindustrie.
Und was Bonn betrifft, da assoziiere ich Wiederbewaffnung, Notstandsgesetze, „Spiegel“-Affäre, Starfighter, Altnazis in hohen Ämtern bis ins Bundeskanzleramt.
Ick weeß ja nich, meen Lieba. Da kommt bei mir keene Trauer uff. Det sin Jeister, uff die ick jut vazichten kann.
Nebenbei: Überschrift in der gedruckten Ausgabe: »Ist es die Berliner Luft?«, online: »Ist das die Berliner Luft?« Wie gesagt: Weder noch.
Beamtendeutsch ist Juristendeutsch light. Juristendeutsch ist soziolektales Stolpern auf dem schmalen Grat zwischen Realsprache und Amtsstubendialekt.
Ein Nonkonformist ist einer, der nicht im Traum auf die Idee käme, sich als Nonkonformisten zu bezeichnen. Jemand, der sich selbst als Nonkonformisten tituliert, ist ein Konformist, der sein Spiegelbild betrachtet.
Wer glaubt, alle Probleme ließen sich irgendwie lösen, der hat ein nicht lösbares Problem.
Das übersteigerte Bestreben nach möglichst vollständiger Unabhängigkeit hat zwar utopischen Charakter, denn der Gedanke, eine solche Unabhängigkeit des einzelnen sei auch nur annähernd machbar, ist eine der vielen Illusionen unserer illusionsgesättigten Gesellschaft, aber dieser weitverbreitete Wunsch höhlt viele Beziehungen zwischen den Menschen aus. Wer niemand anderen mehr zu brauchen glaubt und auch selbst nicht gebraucht werden will, der betrachtet die Beziehungen zu anderen Menschen mehr und mehr als eine Art Dienstleistungs-Konsumartikel. Ebenso wie man ins Kino gehen kann, aber nicht muß, nimmt man eine temporäre Beziehung auf – oder auch nicht. Kommen und Gehen nach Gusto und Belieben. Alles in eigener Verantwortung, aber nur noch für sich selbst.
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