Der Bundestag hat gerade gerade das Gesetz zum veränderten Umgang mit Cannabis beschlossen. Die Bierzeltstrategen allerorten, besonders im süddeutschen Raum, schäumen mit ihren Getränken um die Wette und kündigen härtesten Widerstand gegen diesen eklatanten Verstoß gegen die deutsche Leitkultur an, während einige Vertreter der hiesigen Brauindustrie in ihren Laboren bereits so heimlich wie widerwillig erste Experimente mit Cannabisbier durchführen. In anderen Ländern ist man schon etwas weiter. Wenngleich …
In der Presse ist jetzt viel vom Kiffen und von Kiffern die Rede, und bei Schnaps und Bier wird gern über die Gefahren des Marihuanakonsums schwadroniert und nur selten davon berichtet, was der Internist letztens über den bedenklichen Zustand der eigenen Leber gesagt hat und daß Sohnemann oder das Töchterchen vorige Woche nach dem Rauschtrinken, wie es offiziell heißt, wieder mal in der Notaufnahme gelandet ist.
Wenn es um den Konsum der Droge Alkohol geht, die von ernstzunehmenden Wissenschaftlern für die gefährlichste Droge überhaupt gehalten wird, schlimmer noch als Heroin und Crack, ist man hierzulande bei deren Verharmlosung um keinen Euphemismus verlegen: Beim Alkoholkonsum spricht man nicht von Säufern und vom Saufen. Da wird (gesittet) getrunken, es darf genossen werden, oder man gönnt sich ein Bierchen oder ein Gläschen Wein. Beim Cannabiskonsum dagegen unisono die depretiative Keule hinter dem Rücken: Es wird von Kiffern gekifft. Schrecklich. Mit Pejorativa, also Sprachmißbrauch, gegen vermeintlichen Drogenmißbrauch. Alles ist recht, denn ei n Teil der Leitkultur, die Saufkultur, ist in Gefahr.