Kleine Klassifikation der Satire

Vielen Formen von Satire sind wir tagtäglich ausgesetzt oder werden von ihnen unterhalten. Da ist zunächst die Realsatire, bei der nur einige wenige zufällig Hineingeratene die satirische Qualität des Dargebotenen bemerken, zum Beispiel Hundeausstellungen oder Formel-1-Rennen.

Dann gibt es die Satire, bei der einer andere auf den Arm nimmt, aber die bemerken das nicht. Kann sehr amüsant sein. Wieder eine andere Form ist die, bei der alle Beteiligten bitterernst daherreden, wohl wissend, daß das Mumpitz ist, was sie von sich geben, und auf jemand warten, der das nicht merkt. Gemein. Recht unterhaltend ist auch die Art Satire, bei der jemand zum Schein scharf angegriffen wird, aber so tut, als ob er das nicht merke, und scheinbar, aber für Uneingeweihte oder Unbedarfte anscheinend, ebenso scharf reagiert. Eng verwandt mit der Mumpitz-Form. Das kann in ungeahnte satirische Höhen gehen, wenn man so tut, als ob man nicht merke, daß ein anderer nur so tut, als ob er nichts merke.

Zum Schluß weiß dann keiner mehr so genau, ob er so tut, daß er nichts merkt, oder wirklich nichts merkt. Nur für Fortgeschrittene. Natürlich gibt es viele Neben- und Zwischenformen mit fliegendem Wechsel von Protagonisten und Zuschauern, aber es würde hier zu weit führen und zu einer satirischen Betrachtung der Satire, wenn ich dem jetzt weiter nachginge. Karikaturisten sind eben auch immer gut zu karikieren.

Wirklich gelungen ist Satire aber erst dann, wenn niemand mehr merkt, daß es sich um Satire handelt, nicht mal der Satiriker selbst. So ist das Leben.

Noch mal Zyniker

Ein Zyniker ist ein Mensch, der gern Satiriker wäre, wenn er genügend Geist und Humor hätte, oder einer, dem niemand aus der Pubertät heraushilft. Manchmal wird ein Satiriker zum Zyniker, wenn er in die Wechseljahre kommt oder die Alzheimersche Krankheit sich seiner bemächtigt. Aber manchmal ist ein Zyniker auch nur ein armes Ferkel, das Liebe sucht. Ach nein, das hatten wir ja schon: die Pubertät.