Vor ein paar Tagen war ich mal wieder am Potsdamer Platz (der Film, den ich sehen wollte, lief leider nur dort im Cinemaxx), und ich war dazu verdonnert, die Leistungsschau der modernen Architektur zu ertragen, diese sterile Ansammlung von Betonschrott, Stahl und Glas. Wie jedes Mal, wenn ich dort entlanggehe, kam ich mir vor wie in einer überdimensionalen Vasenausstellung im Museum Woolworth und freute mich einzig darüber, daß das Weinhaus Huth die Zeiten und die Zeitenwenden überstanden hat.
Im Gegensatz dazu ist vom Brikett der Republik, auch Palast der Republiiik genannt, glücklicherweise immer weniger zu sehen, was wohl nur noch ein paar ideologisch asbestresistente Fossilien bedauern mögen.
Jetzt kann man nur hoffen, daß die Arbeiten im ehemaligen Kronleuchterzirkus bald abgeschlossen werden und das geplante Humboldt-Forum Gestalt annimmt, und zwar ohne sich avantgardistisch gebärdendes Bauhaus-Blech, das sich modern nennt, obwohl es doch eher davon lebt, daß es antihistoristische Theorie transportiert und wurzellose Ahistorie gebiert. Architektur als das übriggebliebene Granulat des letzten Winters.
Da etwas wirklich Neues und Innovatives nicht in Sicht ist und auch nicht dem gegenwärtigen Lebensgefühl in Berlin entspricht, bin ich ganz einverstanden mit der beschlossenen Lösung, die ich als historistisches Zitat betrachte, mit dem die Berliner und die Touristen gut leben könnten.
Allerdings wünschte ich mir, die Verantwortlichen würden sich dazu durchringen, bei all der geplanten zitierenden Altbauerei für deutliche, am besten ironische Anführungszeichen zu sorgen, um den Romantikern aller Fachrichtungen den allzu romantisierenden Blick nach hinten zu verstellen.