Gelegentlich selbstironisch zu sein ist die Ratenzahlung eines Autors für die Versicherung gegen die mögliche üble Nachrede, er nähme sich selbst zu wichtig, und mit diesem Obulus zeigt er, wie wichtig er die andern nimmt. Beides wird er auf Nachfrage selbstverständlich vehement bestreiten und erklären, wichtig sei ihm ausschließlich sein Werk, mit dem er sich voll identifiziere. Ob die Versicherung auch das abdeckt?
Schlagwort: Selbstironie
Ironische Selbstbeobachtung
Wenn die Konditionalsätze über andere in Form indikativischer Realgefüge sich häufen, dann wird es Zeit, wieder Gedichte zu schreiben, bevor der Realis der anderen in den eigenen conjunctivus irrealis abgleitet.
Über Spiegel und Narrenkappen
Nichts reizt meinen Widerspruch und meine spöttische Kreativität so sehr wie Leute, die glauben, sie wären klüger als andere, nur weil sie einen zu kurzen Spiegel haben, um die Narrenkappe auf ihrem eigenen Kopf zu sehen.
Wenn sie dann, wenn man ihnen einen etwas längeren Spiegel vorhält, auch noch meinen, das sei eigentlich ihr Spiegel, denn wie jeder sehe, sei schließlich ihr Bild doch darin, dann fühle ich mich an gewisse Blondinenwitze erinnert und lache nachträglich, aber um so heftiger, weil ich erst jetzt den wahren Kern dieser Witze erkenne. Manchmal ist auch bei Leuten, die sich nicht für klüger halten als andere Kluge, der Spiegel zu kurz, um alles zu sehen.
Deshalb gehört Selbstironie zur Selbstbetrachtung wie das tägliche Zähneputzen zur Körperpflege.
Nur wenn wir uns nicht selbst überschätzen, können wir einigermaßen sicher sein, daß wir nicht von anderen unter die kalte Spottdusche gestellt werden.
Bei realistischer Selbstbetrachtung dagegen kann uns noch so unberechtigter Spott nur wenig anhaben.