Faust und MeFistopheles. Ist es nun nur ein ungewöhnlicher Zufall oder ein weiteres Indiz für die ohnehin naheliegendeThese, daß die Figur des Mephistopheles in Goethes Dichtung im wesentlichen ein Teil der multiplen Persönlichkeit Fausts ist – meine Tochter erwähnte bei einem Gespräch über Goethes Figuren beiläufig, Faust heiße im Englischen „fist“. Das war mir zwar bekannt, jedoch bisher hatte ich das im Zusammenhang mit dem „Faust“ nicht beachtet. Was bei Hesse Narziß und Goldmund, zwei Aspekte einer Persönlichkeit, sind bei Goethe Faust und Mephistopheles; bei Hesse namensverschieden, aber bei Goethe ist die Nähe auch in den Namen präsent. Man sollte die Herkunft des Doktor Faustus klären: Vielleicht hatte der geheimnisumwitterte Schwabe Johann Georg Faust englische Vorfahren mit Namen Phist. In jedem Falle ist der Tofel überall dabei.
Schlagwort: Persönlichkeit
Ehrabschneidung
Wenn einer anfängt von seiner Ehre zu reden und deren Verletzungen, dann weiß ich: Das nimmt kein gutes Ende. Erst mal aber blamiert sich der Ehrleidende selbst durch sein Gerede viel mehr, als es ihm irgendeiner mit ehrabschmirgelndem Zeitungspapier antun könnte.
Mit ein wenig Souveränität kann man Ehrverletzungen positiv umdeuten. Wer jemand was von der Ehre abschneidet, hilft ihm, Gravitätsballast abzuwerfen. Solche Verschlankung ist in jedem Falle der Persönlichkeitsentwicklung zuträglich und erleichtert das Auftreten.
Über üble Gewohnheiten
William Faulkner sagt: »Wer keine üblen Gewohnheiten hat, hat wahrscheinlich auch keine Persönlichkeit.«
Dem muß ich, wenn auch augenzwinkernd, widersprechen, denn jener, der sich mit Akribie von allen denkbaren üblen Gewohnheiten fernhält, entwickelt damit eine Persönlichkeit, nämlich die eines Pedanten. Und Pedanterie ist nun wirklich eine der übelsten Gewohnheiten. Aber Faulkner hat ja vorsichtigerweise das Wörtchen »wahrscheinlich« eingefügt, weil er sicherlich mit einem derartigen Einwand gerechnet hat.
Verletzungen und Persönlichkeit
Gerade die Art und Weise, wie wir mit unseren Verletzungen umgehen, seien es die in der Kindheit oder die alltäglichen, macht uns zu unverwechselbaren Persönlichkeiten. Niemand, der nicht wirklich gelitten hat, kann eine unverwechselbare Persönlichkeit entwickeln. Aber mancher zerbricht an der Aufgabe, sich selbst zu heilen.