Ich trat nach einem Stein.
Jetzt ist er mein Begleiter
und lacht.
Warum ist er so heiter
der Stein
in seiner Nacht?
Monat: Juni 2018
Kleine Klassifikation der Satire
Vielen Formen von Satire sind wir tagtäglich ausgesetzt oder werden von ihnen unterhalten. Da ist zunächst die Realsatire, bei der nur einige wenige zufällig Hineingeratene die satirische Qualität des Dargebotenen bemerken, zum Beispiel Hundeausstellungen oder Formel-1-Rennen.
Dann gibt es die Satire, bei der einer andere auf den Arm nimmt, aber die bemerken das nicht. Kann sehr amüsant sein. Wieder eine andere Form ist die, bei der alle Beteiligten bitterernst daherreden, wohl wissend, daß das Mumpitz ist, was sie von sich geben, und auf jemand warten, der das nicht merkt. Gemein. Recht unterhaltend ist auch die Art Satire, bei der jemand zum Schein scharf angegriffen wird, aber so tut, als ob er das nicht merke, und scheinbar, aber für Uneingeweihte oder Unbedarfte anscheinend, ebenso scharf reagiert. Eng verwandt mit der Mumpitz-Form. Das kann in ungeahnte satirische Höhen gehen, wenn man so tut, als ob man nicht merke, daß ein anderer nur so tut, als ob er nichts merke.
Zum Schluß weiß dann keiner mehr so genau, ob er so tut, daß er nichts merkt, oder wirklich nichts merkt. Nur für Fortgeschrittene. Natürlich gibt es viele Neben- und Zwischenformen mit fliegendem Wechsel von Protagonisten und Zuschauern, aber es würde hier zu weit führen und zu einer satirischen Betrachtung der Satire, wenn ich dem jetzt weiter nachginge. Karikaturisten sind eben auch immer gut zu karikieren.
Wirklich gelungen ist Satire aber erst dann, wenn niemand mehr merkt, daß es sich um Satire handelt, nicht mal der Satiriker selbst. So ist das Leben.
Traditionalist
Ein Traditionalist ist einer, der ein Gebäude erst entdeckt, wenn es unter Denkmalschutz gestellt wird.
Meines Erachtens
Fünf Minuten Deutsch
Ein falscher Fall meines Erachtens
Von Ruprecht Skasa-Weiß
Nach und nach verkuddelmuddelt aber wirklich alles! Kommt nach davor, kommt nach danach, oder geht’s auch ohne Nach-Kommen? »Nach meinem Erachten durchaus«, sagt dieser. »Also meiner Meinung nach unbedingt«, meint jener. »Meines Erachtens, das reicht“, erklärt ein Dritter. Was er nicht sagt, das ist: »Meiner Meinung.« Dabei wäre auch noch diese Fügung theoretisch richtig. Aber da Wem- und Wesfall bei weiblich gebeugten Wörtern gleich klingen, ist man praktisch zum Verzicht genötigt. Es hört sich falsch an …
So weit und noch weiter Ruprecht Skasa-Weiß in der »Stuttgarter Zeitung«. Aber nicht weit genug. Ob nun meines Erachtens oder was auch immer, das ist wohl doch eher sekundär. Primär ist für mich (sic!) die Frage, was die Leute treibt, diese überflüssigen Meinungsäußerungen über die eigene Meinung in die Rede einzustreuen. Am schlimmsten ist das in wissenschaftlich sein wollenden Büchern, in denen so manches Mal auf einer Seite fünfmal m. E. auftaucht. Wozu soll das gut sein? Ist der Autor sich vielleicht gar nicht so sicher, wie er vorgibt? Hat er möglicherweise Angst vor irgendwelchen Autoritäten, die ihm übers Maul fahren könnten, oder hat er sein Erachten irgendwo in der Uni-Bibliothek geklaut?
Daß das meine Meinung ist, was ich schreibe, ist doch wohl klar, darauf muß nicht ständig hingewiesen werden. Wer dauernd betont, daß das, was er sagt, seine Meinung ist, ist sich seiner Meinung nicht sicher, das steht spätestens seit Freud fest. Oder er hält sich für so unbedeutend, daß er mit »meiner Meinung nach« oder »nach meiner Meinung« die Bitte zum Ausdruck bringt, ihm doch mal zuzuhören, obschon er im Grunde nichts zu sagen hat. Und das ist dann meist tatsächlich so.
In älteren Büchern findet sich in diesem Zusammenhang das schöne Wörtchen »unmaßgeblich«. Immer schön ducken, wenn man was sagt, damit mögliche Zornesblicke über einen hinweggehen.
Wenn man sagt, was man denkt, sollte man es ohne solches Demutsgestotter tun, und wenn meine Meinung für jemand anderen als meine Meinung deutlich wird, dann vor allem dadurch, daß sie sich in der Form oder inhaltlich von anderen Meinungen abhebt. Ob andere meine Meinung als meine Meinung erkennen oder nicht und ob sie sie maßgeblich finden oder nicht, das ist ihre Sache.
Und wenn sich einer seiner Sache nicht sicher ist, sollte er keine wissenschaftlichen Bücher mit meines Erachtens und meiner Meinung nach schreiben, sondern erst mal noch ein wenig nachdenken.
Noch mal Zyniker
Ein Zyniker ist ein Mensch, der gern Satiriker wäre, wenn er genügend Geist und Humor hätte, oder einer, dem niemand aus der Pubertät heraushilft. Manchmal wird ein Satiriker zum Zyniker, wenn er in die Wechseljahre kommt oder die Alzheimersche Krankheit sich seiner bemächtigt. Aber manchmal ist ein Zyniker auch nur ein armes Ferkel, das Liebe sucht. Ach nein, das hatten wir ja schon: die Pubertät.
Von der Überlegenheit der religiösen Vorstellungen
Daß jemand meint, seine Religion sei den anderen Religionen überlegen, hat zwar vielen Millionen Menschen das vorzeitige Ableben beschert und ist auch heute noch Hauptursache von Kriegen und Gewalttaten, aber dennoch ist das so normal wie die Feststellung, die eigene Partei sei die beste. Darüber kann sich doch nicht allen Ernstes jemand aufregen.
Die Leute sind so überzeugt von ihren Dummheiten, daß sie sich dafür gegenseitig die Köpfe einschlagen, wenn es sein muß. So ist das nun mal. Bei den Buddhisten ist das in der Regel nicht so, obwohl es da auch den ein oder anderen Spinner gibt. Vielleicht ist der Buddhismus auch deshalb den anderen Religionen überlegen.
Zyniker
Ein Zyniker ist einer, der Spaß macht, weil er keinen Spaß versteht.
Über Irrtümer
Der Greifvogel ahnt nichts von der Schönheit und Tragik der Erde, wenn er das Himmelsblau durchstreift, und so mancher hat sich schon an einem fetten Happen verschluckt, den er für einen Maulwurf hielt, der sich bei näherer Betrachtung jedoch als etwas anderes entpuppt hätte, wenn es denn zu näherer Betrachtung gekommen wäre. Zuviel Himmelsblau und Sonne ist bekanntlich nicht gut für die Optik.
Konsistent authentisch
Wenn auch als Modeerscheinung etwas im Abklingen, wird gern die Forderung erhoben, jemand, der sich in der Öffentlichkeit darstellt, solle das so tun, daß er nicht nur authentisch erscheine, sondern Authentizität ausstrahle: Sei authentisch! Dagegen ist ja nun nichts einzuwenden. Nicht wegen der Forderung der andern, sondern aus Gründen der inneren Authentizität halte ich mich daran, mich so darzustellen, wie ich bin. Oder zumindest so, wie ich mich selbst sehe.
Doch die Forderung nach Authentizität ist nicht die einzige. Es gibt noch einige Erwartungen mehr, unter anderen die nach Konsistenz der Gedankenführung. Man möchte Klarheit, Stabilität, Eindeutigkeit. Was aber nun, wenn mein autochthones Gehirn Widersprüchliches produziert, wie das bei jedem der Fall ist, der sein Denken nicht immer nur im Trab hält, sondern auch mal, und sei es aus Lebensfreude, galoppieren läßt? Wenn sich das in meinen Texten widerspiegelt, kann man mich mit Recht inkonsistenten Denkens bezichtigen, und darunter leidet nicht nur mein Ruf des konsistenten Denkers, sondern auch meine Glaubwürdigkeit.
Schnell wird dann der Vorwurf des postmodernen Anything goes erhoben und das, was ich sage, als Facette der Beliebigkeit abgetan. Was es vielleicht tatsächlich ist. Aber mich dafür verantwortlich zu machen, das wäre nicht recht. In einer Welt, in der nach und nach alle beruhigenden Konstanten wie von einem übergroßen Scheibenwischer weggewischt werden und in den Orkus der Geistesgeschichte purzeln, ist die Forderung nach Konsistenz nur zu verständlich, aber die Ehrlichkeit gebietet, darauf hinzuweisen, daß es nicht möglich ist, konsistent zu sein, denn ein glaubwürdiger Mensch muß sich Inkonsistenz zugestehen, wenn er nicht im Denken erstarren will. Die einzige Konsistenz, die von mir zu erwarten ist, ist konsistente Authentizität. Jedenfalls für mich selbst.
Wer authentisch sein will, muß mit seinen Inkonsistenzen leben und hoffen, daß der ehrliche Umgang mit ihnen zu einer anderen Art von Konsistenz führt. Oder zumindest zu dauerhafter Authentizität, was ja immerhin so etwas Ähnliches wie eine Konstante sein könnte.
Hofnarr
Und einmal wirst du
gehen müssen
vielleicht zu spät
bestimmt zu früh
fortan wirst du ins
Leere küssen
vorbei die
Zweisamkeitsrevue.
Und Schatten werden
dir Vertraute
nur Träume noch
von Fleisch und Blut
nur leeres Huschen
keine Laute
kein Augenaufschlag
keine Glut.
Nur Ruhe, Brache
kaltes Dunkel
und stummer Ruf
verhallt im Nichts
kein warmes Wort
kein Sterngefunkel
kein Glitzern des
verirrten Lichts.
So wirst du in die
Weiten starren
auf ewig spielst
du Blindekuh
ein tauber unter
stummen Narren.
Die Parzen schauen
spöttisch zu
Liebe
Gerissen
die Haut.
Den Küssen
vertraut.
Sich geben
verweben
entschweben.
Getaut
Logische Merkwürdigkeit
Der Unterschied zwischen den beiden sprachlich und logisch scheinbar kongruenten Aussagen »alles ist möglich« und »nichts ist unmöglich« ist der Ausschluß des Nichts in der zweiten Aussage, während in der ersten die Möglichkeit des Nichts – alles ist möglich, also auch das Nichts – enthalten ist.
Ist das nicht merkwürdig? Wenn alles möglich ist, dann auch das Nichts, wenn aber nichts unmöglich ist, kann alles sein, nur nicht nichts oder das Nichts. Wie das?
Woher kommt dieser Unterschied? Gibt es eine Möglichkeit, diese Möglichkeitsantinomie befriedigend aufzulösen?
Wahrscheinlich, möglicherweise (um mit dem Wort zu spielen) hat sich irgendein Aussagenlogiker oder ein Parmenides-Rezipient wie Heidegger bereits mit dieser Frage beschäftigt und sie möglicherweise (schon wieder das Wort) beantwortet, aber das weiß ich nicht, und deshalb stelle ich mich nicht dumm, wenn ich hier selbst versuche, sie zu beantworten: Ich bin dumm. Das ist eine hervorragende Basis für einen denkenden Menschen. Und obwohl ich nicht glaube, daß der Widerspruch dieser beiden Aussagen beseitigt werden kann, so hoffe ich doch, daß irgendein Licht in das Dunkel meiner Unwissenheit fällt, wenn ich denke.
Also: alles ist möglich versus nichts ist unmöglich.
Das unscheinbare »ist« brauchen wir im Augenblick nicht, obwohl ihm bei genauerer Betrachtung eine ungeheure Dynamik innewohnt, aber da es auf beiden Seiten der Gleichung vorhanden ist, können wir kürzen.
Also: alles möglich versus nichts unmöglich.
Parallele Struktur von Antonymen: alles – nichts, möglich – unmöglich. Ein bißchen Dreherei: alles möglich, nichts unmöglich – alles unmöglich, nichts möglich. Keine Kerbe zu finden, wo man Ockhams Rasiermesser ansetzen könnte.
Es bleibt dabei: Wenn alles möglich ist, ist das Nichts nicht ausgeschlossen, und wenn nichts unmöglich ist, ist alles möglich, außer das Nichts.
Gehen wir hier vielleicht unseren Sprachgewohnheiten auf den Leim? Immerhin gibt es einen kleinen Unterschied, aber der ist zumindest auf den ersten Blick lediglich begründet in der Konventionalität der Grammatik bzw. der Orthographie: nichts und das Nichts. Auf der einen Seite das Indefinitpronomen »nichts« und auf der anderen das Nomen »Nichts«, im Englischen »nothing« und »nothingness«.
Ganz offensichtlich hat die zweite Aussage eine doppelte Bedeutung, und es scheint so, als ob der Unterschied in der Orthographie: alles, nichts/Nichts in etwas anderem begründet ist als in Schreibgewohnheiten. Warum wird »alles« immer klein geschrieben? Warum nicht »das Alles« und »das Nichts« (von der reformierten Rechtschreibung, in der es »mein Ein und Alles« gibt, mal abgesehen). Wird »alles« vielleicht klein geschrieben, weil es bereits ein Nomen gibt, das seinen Platz einnimmt, das All? Aber was macht das schon? Ist das All nicht alles? Ist nicht beides, mal abgesehen vom Sprachgebrauch, gleich umfassend?
Alles möglich, Nichts/nichts unmöglich. Das bringt uns nicht weiter.
Rein intuitiv erscheint mir die zweite Aussage aber sinnvoller als die erste, doch warum? Alles ist möglich heißt: Alles kann sein, auch nichts oder das Nichts, aber wie sollte das Nichts oder nichts sein? Wenn es wäre, dann wäre es etwas und nicht nichts, und damit wäre es ein Teil des Seins, was ja nicht geht. Also Humbug.
Wenn aber nichts unmöglich ist, dann ist alles möglich außer nichts. Natürlich kann nichts nicht sein, denn das macht nichts ja gerade aus, daß es nicht ist. Aber wenn es nicht ist, dann ist es nicht. Daraus folgt, daß über das nichts/Nichts nichts gesagt werden kann. Es existiert nicht, das Nichts, oder nur sprachlich-logisch.
Wir sprechen also über etwas, dem keinerlei Seinsqualität zukommt, als komme ihm eine zu. Kann es sein, daß hier deutlich wird, daß Logik an unüberschreitbare Grenzen stößt? Was ist hier überfordert, unser Denken oder unsere Sprache?
Ich vermag den Widerspruch zwischen den beiden Aussagen logisch nicht aufzulösen. Wo genau liegt der Unterschied der formal gleichen Aussagen, und warum leuchtet die zweite ein, die erste aber nicht? Kann mir jemand helfen, diese Frage zu beantworten?
Bumerang
Vor einiger Zeit bekam ich eine lange Mail von einem, der mir und einem anderen mal auf den Schlips treten wollte, was ihm jedoch nicht gelang, weil er übersehen hatte, daß ich keinen Anpassungsstrick um den Hals trage, aber der selbst einen derart langen mit sich schleppte, daß ich nicht vorbeitreten konnte. Was ihm nun wieder gar nicht gefiel.
Trotz enervierend redundanter Diktion habe ich nicht verstanden, was er von mir wollte, nur eines: Mein Blog gefällt ihm nicht. Das ist sein gutes Recht, und er darf das gern auch öffentlich kundtun. Was ihm, wie er mir mitteilte, zu umständlich sei, wobei er mir gleich unterstellte, das liege in meiner Absicht. Tut mir leid, kann ich nur sagen, da irrst du dich gewaltig. Ich habe nicht beim Blogbetreiber (damals noch Blogigo, ist schon ein paar Jahre her) darauf hingewirkt, daß die Leser sich anmelden müssen, bevor sie kommentieren können, obwohl das so umständlich nun auch nicht ist, aber sei’s drum: Ich freue mich über jeden Kommentar, und ich gehöre nicht zu denen – ich will hier keine Namen nennen –, die jeden Kommentar umgehend löschen, wenn er sich inhaltlich nicht mit ihrer eigenen Meinung deckt, oder die Kommentarfunktion ängstlich der Zensur unterwerfen, was ich bei längerer Abwesenheit allerdings nachvollziehen kann. Im Gegenteil: Man kann aus Kommentaren lernen. Immer.
Der Kommentar dieses Menschen kam also per Mail und bestand darin, daß er mir in Gänsefüßchen mitteilte, in der Schwerelosigkeit lasse sich trefflich luftleer philosophieren. Das war’s. Nicht die Spur einer inhaltlichen Aussage.
Nun weiß ich aus dem Biologieunterricht, obwohl der schon lange zurückliegt, daß das Leben in der Schwerelosigkeit ziemlich schwierig ist und erst recht das Philosophieren, denke ich mal, was ich hier nicht näher zu erklären brauche, weil die meisten wissen werden, warum das so ist.
Vermutlich weiß der Schreiber der Mail das auch, aber er wollte wohl etwas anderes sagen, was ihm aber nicht gelungen ist. Also tue ich das jetzt für ihn. Ich denke, er wollte sagen, fernab der Realität lasse es sich gut philosophieren, weil der Bezug zur Realität das Philosophieren erschwert. Dazu kann ich nur sagen: Ich befinde mich mitten in der Realität – oder vielleicht am Rand, wer weiß das schon so genau. Der Schreiber der Schwerelosigkeit jedoch hat hier eine Aussage getroffen, die irreal ist. Mit Recht könnte ich jetzt sagen, es sei sinnlos, mit irrealen Aussagen anderen Realitätsferne zu unterstellen. Und das sage ich.
Da fällt mir ein Gedicht von Ringelnatz ein:
Bumerang
War einmal ein Bumerang
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartete auf Bumerang.
Aber manchmal kommt der Bumerang dann doch noch zurück.
PS: Der andere hat sich übrigens weniger zurückhaltend ausgedrückt. Er sagte zu dem weltfremden Mail-Schreiber schlicht: »Dir haben sie wohl ins Gehirn geschissen.« Möglich, aber wohl doch auch eher irreal.
Das Nichts
Umgeben vom Nichts wird das Nichts nicht sichtbar. Umgeben von etwas schon. Und dann ist es nicht mehr nichts, sondern etwas. Das Nichts nichtet sich. Heidegger würde eher sagen: »Das Nichts nichtet.« Aber einfach ist das nicht. Der Sprung des Schattens aus dem Schatten.
Zu bedenken
Wenn alles möglich ist, ist alles möglich, sogar daß Imponderabilien zu Ponderabilien werden, doch leider ist auch möglich, daß nichts möglich ist. Aber wenn nichts möglich ist, ist nichts möglich. Obwohl ich kein Berufsoptimist bin, ziehe die erste Variante vor.
Reflexion
Manchmal reicht es schon, um einen Menschen abzulehnen, daß er unseren Mangel an Selbstreflexion reflektiert. Und sei es durch seinen eigenen Mangel an Selbstreflexion. Sich so im andern zu erkennen kann bitter sein. Noch bitterer ist es, wenn die reflektorische Stärke des anderen unsere Selbstreflexionsschwäche offenbart und wir nicht fähig oder nicht bereit sind, uns selbst in Frage zu stellen, weil das nicht unserem Lebensmuster entspricht.
Teatro vaticanum in infinitum
Der weiße Popanz
und die violettbemützten Pfauen
wie junge Mumien
sind sie, aber schöner anzuschauen.
Es gibt das Stück
Herr Gott und seine Proselyten.
Die Erstbesetzung ist vakant
durch Dauerurlaub in den Mythen
Fahnen im Staub
Gesplittert das Eis
gebrochene Nächte
ein Zug auf dem Gleis
das Gurgeln der Schächte.
Die Wege sind kalt
so kalt wie die Fahnen
zerschlissen und alt
die Wegzeichen mahnen.
Sie sprechen von Sonnen
verglüht und verlassen
die Wasser geronnen
verharzt alle Gassen.
Die Tage sind leer
geöffnet die Schächte
und rings um dich her
Gelichter der Nächte.
Wenn Morgen aufgraut
wohin sollst du gehen
kein atmender Laut
es ist längst geschehen:
Die Träume sind fort
die Häuser verlassen
kein atmender Ort
nur klebrige Gassen.
Schon immer verlassen
vorbei sind die Träume
du träumtest die Massen
nur schwankende Bäume.
Die Erde ist leer
verlebt und verlassen
und rings um dich her
die Fahnen, die Gassen.
Und gehst du auch fort
du kommst immer wieder
und schwankst wie das Wort
und zuckst wie die Lider.
Ein Zug auf dem Gleis
es gibt kein Entrinnen
die Fahne nicht weiß
es gab kein Beginnen.
Die Tage nicht blau
die Nächte verlassen.
Das Meer nicht mal grau
nur Kot in den Gassen.
Und Wärme gespürt
die Liebe getrunken
von Sinnen verführt
in Sinnen ertrunken.
Die Wege sind kalt
so kalt wie die Fahnen
auf Harsch und Basalt
ziehst du deine Bahnen.
Dein Fleisch ist so leer
verbrannt die Gedanken
nur dumpfe Begehr
nur haltloses Wanken.
Du wanderst umher
und spielst mit Vernichtern
treibst Maskenverkehr
mit leeren Gesichtern.
Bist selbst doch nur Staub
aus Stäuben geboren
verwelkst wie das Laub
genauso verloren.
Umhäuteter Schutt
Jahrzehnte gehärtet
im Traum noch Perlmutt
hoch überbewertet.
So wert wie der Stein
dem einst du das Kissen
tagaus und tagein
der Abstand ist Wissen.
Gedenke der Tat
das ist deine Strafe
auf surrendem Rad
gedenke und schlafe.
Trag ab alle Schuld
und handle vermessen
mit Geist und Geduld
die Zukunft vergessen.
Wird sein kalter Rauch
und Asche der Väter
kein Baum mehr kein Strauch
kein Grab für die Täter
Ausrufezeichen
Eine Häufung von Ausrufezeichen in Verbindung mit Großbuchstaben im schriftlichen Dialog ist die graphische Entsprechung von Schaum vorm Mund. Wie unappetitlich.
Versuch eines Gesprächs mit Feministin(nen)
Zitat aus »Emma«
»Frauen sind witzig – witziger als Männer. Daher hört man aus der Damentoilette immer Gelächter – wir machen uns drinnen vor Lachen in die Hose. Selten hört man Gelächter aus der Herrentoilette. Und das liegt nur zum Teil daran, dass sie dort keine separaten Kabäuschen haben. Steckt drei Frauen länger als drei Minuten zusammen, und schon haben sie – egal, ob sie sich vorher kannten oder nicht – hochwichtige Details ihres Innenlebens ausgetauscht und angefangen zu lachen.«
Darauf mein Kommentar:
Frauen sind nicht nur witziger als Männer, Frauen sind einfach die besseren Menschen.
Darauf V.:
Also dass Frauen die besseren Menschen sind, finde ich nicht.
Feminismus betrifft Männer u. Frauen. Sie sollten lernen voneinander.
LG V.
Mein Kommentar:
Leider, liebe V., tun sich die meisten mit dem Lernen sehr schwer. Manche verstehen sogar ironische Bemerkungen nicht und bezeichnen nachvollziehbare Kritik als Haßtiraden.
Behauptung: »Frauen sind witzig – witziger als Männer. Daher hört man aus der Damentoilette immer Gelächter …«
Gegenrede: Merkwürdigerweise habe ich, wenn ich an einer Damentoilette vorbeigegangen bin, was in meinem Leben schon häufig vorgekommen ist, nur hin und wieder Gelächter gehört. Aber da wird schon manchmal gelacht, sagt meine Freundin. Meist jedoch, das bestätigt meine Tochter, über andere Frauen. Von »immer« kann natürlich auch keine Rede sein. Ebensowenig wie davon, daß Männer auf der Toilette nie lachen. Kommt aber tatsächlich selten vor. Der Grund ist einfach der: Männer halten sich selten länger als drei Minuten in einer Herrentoilette auf. Wenn doch, dann ist es ein Notfall, und in Notfällen hat man in der Regel nichts zu lachen. Außerdem weiß ja nun jeder, der darauf achtet, daß Männer im Gegensatz zu Frauen nur ungern mit anderen Männern zusammen die Toilette aufsuchen, es sei denn es handelt sich um schwule Männer.
Und weshalb sollen Frauen nun witziger sein als Männer? Mir fehlt für das »daher« oben ein plausibles Argument. Abgesehen davon glaube ich nicht, daß es eine Notwendigkeit für die obengenannte Behauptung gibt. Ist nicht jedes Männer sind … und jedes Frauen sind … einfach nur doof? Und dient es nicht ausschließlich dazu, Männer und Frauen auseinanderzudividieren?
Darauf V.:
Hallo L.!
Sorry, aber mit Deiner Gegenrede bist du bei mir an der falschen Adresse. Der Artikel ist von den EMMAs.
Hier kannst Du Ihnen antworten: E-Mail: redaktion@emma.de
Die Redaktion freut sich immer sehr über Rückmeldungen. 🙂
LG V.
Mein Kommentar:
Liebe V., das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich kenne das so, daß man nur dann ohne kritischen Kommentar zitiert, wenn man selbst dahintersteht. Machst du das anders? Stehst du selbst hinter diesem Hohoho-Kinderkram oder nicht? Sag doch mal was dazu: Was hältst du davon? Und was ist mit den ersten zwei Zeilen? Die beziehen sich nicht auf »Emma«.
Darauf U. T.:
Ach, Ironie war der erste Kommentar von Dir. Sowas.. von unwitzig… (Buh! Schnarch! XD )
Na, damit bestätigst Du aber zumindest den 1. Teil Deiner Behauptung zu 100%! XDDD
Mein Kommentar:
Tolle Argumente, U. Alle Achtung. Ganz hohes Niveau.
Darauf U.:
Vollkommen RICHTIG erkannt, L.: Absolut dumm und niveaulos war das.
Das war nämlich GANZ EXAKT DEIN Niveau, DEINE Art, die ich hier gespiegelt habe! 😉
Schmeckt Dir nicht!? Na, dann weißt Du jetzt ja, wie sich V. fühlen muß bei dem Quark, den Du hier selbst verzapfst.
Vielleicht läßt Du Dir das mal gründlich durch den Kopf gehen, bevor Du wieder die Finger an die Tastatur legst.
Darauf V.:
Danke @U. T.! 🙂
Und weiter V.:
Hallo L.!
Was die ersten zwei Zeilen von Dir betrifft die sich nicht auf den EMMA Artikel beziehen, machst du genau dort weiter wo du per Email [als Antwort auf eine E-Mail von mir, V. – Anmerkung von Lyriost] aufgehört hast: Mich grundlos persönlich anzugreifen u. deine Hass-Reden als harmlose Kritik darzustellen. Ich hatte dich klar u. deutlich gebeten mir keine weiteren Texte (Hass-Tiraden) zu schreiben. Nun willst du das scheinbar hier im Blog fortsetzen. Nein danke!
Wenn Du den EMMAs etwas zu ihren Artikeln oder zum Feminismus schreiben möchtest kannst du das jederzeit öffentlich auf Facebook tun. https://de-de.facebook.com/emma.magazin/
Ansonsten bitte ich dich hier in meinem Blog keine Kommentare mehr zu schreiben!
Jeder weitere Kommentar von Dir wird gelöscht werden.
MfG
V.
Mein Kommentar:
Wunderbar. Man ist nicht in der Lage, sich mit Argumenten sachlich auseinanderzusetzen, reitet aber auf hohem Roß durch die Welt und hält sich für etwas Besonderes. Und wenn einer mal Zweifel anmeldet, möchte man ihn am liebsten über den Haufen reiten. Aber: Wer sich dem Diskurs nicht stellt, hat unrecht.
»Sie sollten lernen voneinander», schreibst du. Aber du meinst damit tatsächlich, andere sollten von dir lernen. Wie kann man auch voneinander lernen, wenn man die Kommentare des anderen nicht hören will, sich damit nicht auseinandersetzen will und sie ignoriert oder gar löscht?
Du solltest bitte ehrlich sein und erklären: Es sind nur unkritische und zustimmende Kommentare erwünscht. Ist das nicht etwas armselig?
Bitte definiere doch mal das Wort Haß, das du jetzt schon wieder ins Gespräch wirfst. Wo siehst du bei mir Haß? Ich sehe nur Widerspruch. Machst du es dir nicht etwas zu leicht, wenn du jede von deiner eigenen abweichende Meinung in die Haß-Ecke schiebst? Selbst was U. hier schreibt, ist noch kein Haß, sondern nur Ausdruck von Unreife und Ressentiment. Bei mir gibt es so was wie Haß dagegen überhaupt nicht, und in meinem Alter wäre Unreife etwas absonderlich. Ressentiments habe ich ohnehin nur gegen Dummheit – unabhängig vom Geschlecht. Diese Abneigungen sind allerdings tief. Wie man leicht merken kann.
Viele Fragen, keine Antworten.
Bin gespannt, was weiter passieren wird.
Was wohl? Mein letzter Kommentar wurde selbstverständlich gelöscht. Und genauso mein Link zu diesem Eintrag hier. Missionare und Missionarinnen tun sich von jeher schwer mit kritischen Nachfragen und Einwänden. Fällt auf sie selbst zurück.
Anmerkung: Die im Diskurs erwähnte E-Mail von mir, die angeblich »Haß-Reden« und persönliche Angriffe enthielt, war eine Antwort auf eine Anfrage der Feministin V., deren Antwort ihr nicht gefallen hat. Was ich verstehe. Bei Bedarf kann ich diese gern hier einstellen oder daraus zitieren. Natürlich gab es darin weder »Haß-Reden« noch »persönliche Angriffe«. Allerdings auch nicht das Gegenteil. Ich habe nur ruhig und sachlich erklärt, weshalb ich den Wünschen der Bittstellerin nicht nachkommen kann und inwiefern sie selbst dafür verantwortlich ist, daß ich das nicht kann.