Erdmann – Szenische Monodialoge 11

ERDMANN verknittert, verläßt das Schlafzimmer, geht zum PC und startet ihn, dann begibt er sich ins Bad.

Nun ist sie also auf
Papier die billige Tinte
mittlerweile zerflossen
aber das war nur die
letzte in der Patrone
da kommt noch was nach

ein ungares Nichtpoem
Wirkung gewaltig das
Ereignis der Woche
des Monats gar
und nun Auftrittsverbot
Winken am Grenzzaun

am besten die Preise
sofort aberkennen
auf Geheiß der Regierung
wie gewonnen so zerronnen
Freiheit der Meinung
nur mit Volldeppendiplom

wahrlich keine Sternstunde
der Dichtung eher eine Art
mißlungene Mülltrennung
schiefe Gedanken
in Krummwörterform
warum also die Aufregung

ungünstiger Zeitpunkt für
Zellenreinigung im Wespennest
so kurz vor der Flugsaison?

Verläßt das Bad, hört ein Summen
Diese blöde Kiste.
Hat sich beim Runterfahren
gestern abend wieder aufgehängt
die ganze Nacht gelaufen
bei den Strompreisen
oder hab ich Trottel im Vorschlaf
nur wieder vergessen
das Ding auszuschalten?

Setzt sich kopfschüttelnd
an seinen Arbeitsplatz.

Der Geruch der Zwiebel an den Fingern

Jemand, der sein Geld damit verdient, über die Leichtgläubigkeit der Menschen zu schreiben, ohne dabei auch von seiner eigenen Naivität zu sprechen, wird sich schwertun mit dem Eingeständnis, er sei in seiner Jugend wiederholt auf Hütchenspieler hereingefallen.