Auf der Suche

Gesine Lötzsch ist auf der Suche nach dem Weg zum Kommunismus, so wie viele Esoteriker auf dem Weg zur Erleuchtung sind oder wie einstmals Edison, ganz banal, auf der Suche nach der Glühlampe war. Wie die meisten, die nach Wegen zum Licht und zur Glückseligkeit suchen, geht auch Frau L. davon aus, daß der „Pfad zum Kommunismus“ ein „sehr langer und steiniger“ sein wird, also eher eine Art Höllenweg ist. Ich weiß ja nicht, woher sie ihre Kenntnisse hat, denn wer einen Weg nicht kennt, kann dessen Begehbarkeit nicht recht einschätzen, glaube aber, das mit der Steinigkeit wird so falsch nicht sein. Wenn es also stimmt, wieso sollten wir uns dann die Mühe machen, diesen Weg zu beschreiten? Ich für mein Teil bleibe lieber zu Hause, wünsche jedoch denen, die steinige Wege lieben, eine gute Reise. Und sollten sie noch zu meinen Lebzeiten im Paradies des Kommunismus ankommen, bitte ich schon jetzt um eine Ansichtskarte, falls das Schreiben ins nichtkommunistische Ausland dort erlaubt sein sollte.    

Junge Welt

Weihwassertherapie

Hinterlistig wolle die UNESCO die Menschheit homosexualisieren, sagt Ennio Antonelli, Verschwörungstheoretiker, Kardinal und Familienpolitiker im Vatikan.

Es soll ja neuerdings zum Homosexuell-Machen äußerst wirksame Umpolungsmedikamente geben. Der Nachteil ist allerdings, daß sie nur wirken, wenn sie mit verunreinigtem Weihwasser eingenommen werden. Dabei auftretende mögliche Nebenwirkungen sind schwere Infektionen im Hirnbereich.

WELT.de

Rat für deutsche Rechtschreibung

»Der Rat ist die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung …«

Der Rechtschreibrat, die »maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung«, hat unlängst einen Bericht über seine Arbeit von 2006 bis Oktober 2010 herausgegeben. Ich hab den mal kurz überflogen und festgestellt, daß sich der Rat mit der Erstellung von Texten nicht besonders gut auskennt – so sind Wortzwischenräume bei Überschriften uneinheitlich, bei Prozentangaben fehlen sie gänzlich (5%), statt Klammerhierarchien gibt es mehrere runde Klammern hintereinander, Punkte bei Aufzählungen mit römischen Ziffern stehen nicht untereinander, häufig werden Gedankenstriche und Bindestriche verwechselt usw.

Es gibt falsche Silbentrennung (»Zeile-nende« statt »Zeilen-ende«, »deutsch-er« statt »deut-scher«), Kommata, wo keine hingehören, aber auch schon mal einen Relativsatz ohne Komma, stilistische Merkwürdigkeiten:

»Diese Diskussion ging aus von der erneuten und vertieften Beschäftigung des Rats mit dem im Regelungsvorschlag von 2006 von den vom Rat initiierten Veränderungen nur am Rande berührten Bereich der Groß- und Kleinschreibung.«

An diesem Satz kann man sehen, daß sich kein Sprachpraktiker – also Lektor, Korrektor, Schriftsteller – vor der Veröffentlichung mit ihm befaßt hat. Das Sagen im Rechtschreibrat haben in erster Linie beamtete Sprachverwalter und Theoretiker, »in Sonderheit« Pfleger der knisternden Nominalphraseologie.

Im Bericht findet man Redundanzen (»in diesem Bereich … in diesem Bereich« – »in Sonderheit … in Sonderheit«), umgangssprachliche Ausdrücke statt standardsprachliche (»von vorneherein« statt »von vornherein«), falsche Schreibung von Wörtern (»daran gegangen« getrennt statt richtig wie von jeher »darangegangen«), die Schreibweise »Orthographie« neben »Orthografie«, grammatikalische Fehler (Beispiel: »… das sich auf bestimmten Bereichen bezog …«, »die gebildeten Wörtern«, die »Darstellung wurden wiedergegeben«, »Eidgenössisches Finanzdepartements« statt »Eidgenössisches Finanzdepartement«). Nichts gegen den Genitiv, aber nicht um jeden Preis(es).

Die Schreibung nach Doppelpunkten, groß oder klein, ist nicht immer regelkonform, und es gibt falsche Pluralbildung (etwa »Nominationsstereotypen« statt, wie es korrekt wäre, »Nominationsstereotype«).

In summa: Der Rechtschreibrat wäre gut beraten, sich von einem schriftkundigen Menschen beraten zu lassen, bevor er Texte für die Öffentlichkeit freigibt.

Entscheiden

Der Mensch fühlt sich wohler, wenn er glaubt, seinen Handlungen lägen (eigene) Entscheidungen zugrunde, dabei wird er doch nur im Spinnennetz der Motive eingewickelt und schwimmt mit im Strom, weil er gelernt hat, wie mühsam und auf Dauer wenig erfolgreich es ist, sich der Strömung zu widersetzen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Man sieht sie bisweilen erschöpft an den Ufern sitzen und verschnaufen.

Arroganz und Größenwahn

Der Botschafter des korruptesten Landes in Europa hat die Meinungsäußerung eines deutschen Admirals, die nicht so recht in den Rahmen der gegenwärtigen Stimmungserzeugungsbilder passt, als Zeichen von »deutscher Arroganz« und von »Größenwahn« bezeichnet und gleich hinzugefügt, ein Rücktritt des Admirals reiche nicht, die deutsche Regierung »müsse ihre Politik anpassen«. Er meint damit Waffen an die Ukraine liefern und am besten gemeinsam mit der Ukraine und der NATO gegen Russland in den Krieg ziehen.

Man kann das als Ausdruck von gefährlichem Größenwahn betrachten.

WELT

Schreien

»Wer schreit, hat unrecht.«

Wer um Hilfe schreit, weil er von Dummköpfen umzingelt ist, ist zwar nicht gut beraten und auch nur eingeschränkt klug zu nennen, aber unrecht hat er nicht. Überhaupt hat die Neigung zum Schreien mehr mit Emotionalität zu tun als mit Recht oder Unrecht im argumentativ-logischen Sinn, ist also nicht ohne weiteres ein kognitives Fehlverhalten, sondern eine Charakterfrage. Mag sein, daß sich möglicherweise ins Unrecht setzt, wer schreit, aber von vornherein im Unrecht ist er nicht. Zu behaupten, wer schreie, sei im Unrecht, ist zu einfach und: unrecht. Wer schreit, der stört.

Was ist ein Trend? Indische Küche

Einer von »Berlins wichtigsten Feinschmeckerjournalisten« (so eat.Berlin), Kai Röger, hat sich vor ein paar Jahren über die indische Küche in Berlin geäußert, was ich erst jetzt mitbekommen habe, da ich einen aktuelleren, aber auch nicht wesentlich kenntnisreicheren Artikel im Berliner »Tagesspiegel« zu Gesicht bekam. Darüber in einem späteren Beitrag.

Nun zu »Inder statt ›Inder‹!«
Die Arroganz beginnt bereits mit den Anführungszeichen in der Überschrift. Was in Berlin als indische Küche geboten wird, das ist nur sogenannte, folgt man Kai Röger, also nichts Richtiges. Warum? »Hauptspeisen für 5,90 Euro – in Berlin ist die südasiatische Küche eine failed cuisine.« Das kann ja nichts sein. »Dabei hätte sie das Zeug zum nächsten großen Trend.« Es folgt also folgerichtig eine »scharfe Rüge schlechter Essgewohnheiten«. Ob es gut schmeckt oder nicht: Es ist von Übel, preiswert zu essen, das Essen sei trendig und teuer. Alles andere ist schlechte Gewohnheit.

Arroganz Teil zwei: »Wann waren Sie das letzte Mal richtig indisch essen? Mein letztes wirklich gutes Alu Gobhi hatte ich in Brighton … Das hatte seinen Preis. In Berlin hätte sich dafür eine Kleinfamilie in einem durchschnittlichen indischen Restaurant satt essen können.« Sattessen? Also wirklich. Als Weltbürger ist man natürlich Single oder Besserverdiener oder besserverdienender Single mit maximal einem Kind und hält sich an die derzeit gültigen Vorgaben von Instagram zur Begrenzung der Leibesfülle, und wenn mal mal gut indisch essen gehen möchte, muß man nach Großbritannien fliegen oder schwimmen. Nein, nicht nach Indien, da sind die Tischdecken, so es welche gibt, sicher zu schmutzig. Und es ist auch zu weit, und die Luft dort ist zu schlecht.

Mein letztes indisches Essen im Ausland ist schon eine Weile her: in Paris. Es war gar nicht mal so schlecht, fast so gut wie in der Bergmannstraße oder der Zossener Straße in Berlin. Nur viermal so teuer.

Nebenbei: Beim Inder in Brighton, genaugenommen ein Pakistaner, wurde, so erzählt Röger unter anderem, sogar »Bocksklee« in einem Mörser gemahlen. Also Handarbeit und deshalb sicher die Rechnung so »expensive«. Ich selbst, der ich öfter auch indische Gerichte zubereite, zermahle keinen Bocksklee, sondern befülle den Mörser mit ein wenig Bockshornkleesamen, die natürlich vorher kurz angeröstet wurden.

Immerhin: Die indische Küche könnte, so Röger, »die nächste Trendküche sein«. Aber: »Jede Länderküche hat es schwer am Anfang, da ist die indische Küche kein Einzelfall.« Am Anfang.

Ja, am Anfang lernte ich die indische Küche in Berlin kennen, etwa vierzig Jahre vor dem »Anfang«, den Kai Röger beschreibt. Und zwar durch Bernd S., einen Fernreisenden mit Vorliebe für asiatische Länder. Bernd S., übrigens wie Kai Röger heute damals ein Mitarbeiter beim Tagesspiegel, und ich lernten uns im SOUND kennen, wo wir nach Redaktionsschluß gern mit guter Musik den Arbeitstag ausklingen ließen. Auch David Bowie ließ sich dort hin und wieder mal blicken. Also: verdammt lang her.

Als Rucksacktourist, den man inzwischen Backpacker nennen zu müssen meint, kannte sich mein Freund Bernd aus mit richtigem indischem Essen, und er lud mich ein in ein Restaurant in der Feurigstraße in der Nähe seiner Wohnung. Heute heißt es Tadka, damals, als der heutige Besitzer noch als kleiner Junge dort herumstromerte, hieß es anders, aber an den früheren Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. An das Essen jedoch sehr wohl. Viel schärfer als das, was ich von der italienischen Küche kannte, aber man hatte nicht das Gefühl, beim Kauen ein brenendes Feuerzeug im Mund hin und her zu schieben, also ein wirklicher Genuß. Ganz ähnlich dem Essen, das mein Freund Bernd in Indien kennengelernt hatte. Wenn auch nicht ganz so scharf, wie er lächelnd sagte.

Von da an habe ich dort unzählige Male das Essen genossen, und später kamen noch zwei weitere Restaurants dazu: ebenfalls in Schöneberg, beide in der Fuggerstraße, bevorzugt das Maharadscha, das es noch heute gibt, und das Maharani direkt gegenüber, das inzwischen geschlossen ist.

Wenn ich richtig informiert bin, hieß es bei Kai Röger, der heute den Edel-Inder herbeisehnt, zu der Zeit, als ich die indische Küche für mich entdeckte, noch »Ein Löffel für Mama, ein Löffel für Papa«, und die Kompetenz des Mannes mit dem verwöhnten Gaumen beschränkte sich damals noch auf die Unterscheidung zwischen Alete und Hipp. Schwer am Anfang.

So viel zum Thema »Jede Länderküche hat es schwer am Anfang«. Inzwischen gibt es in Berlin über hundert Orte, die man ansteuern kann, wenn man indisch essen gehen möchte. Natürlich unterschiedlicher Qualität, und hier und da wackelt der Stuhl oder der Tisch ein wenig, aber für den »Anfang« sollte es reichen.

Ich selbst muß seit einigen Jahren leider fünfzig Kilometer hin und fünfzig zurück fahren, wenn ich richtig gut indisch essen möchte. Nach Paderborn in die Riemannstraße. Früher in Kreuzberg brauchte ich nur die Treppe hinuntergehn. Aber nicht zuletzt auch dank YouTube koche ich wie erwähnt meistens selbst indisch, was inzwischen recht gut gelingt. Mit Ghee und Paneer aus eigener Herstellung.

Manchmal, wenn ich mir wie heute keine Zeit zum Kochen nehme, gibt es statt dessen Lasagne von meinem Freund Antonio.

Auch lecker.

Wahrnehmungshavarie

Der Teilzeitmissionar Peter Hahne äußert sich beim »kritischen Journalisten« (»Ohne Belehrung. Ohne Ideologie«) Reitschuster darüber, »was wir jetzt erleben«: »Das ist ja Faschismus«, genauer »rot-grün-schwarzer Faschismus«.

Wer es noch nicht mitbekommen haben sollte: Es finden in unserem einstmals schönen Land allabendlich Bücherverbrennungen statt, allüberall entstehen Konzentrationlager, und jeden Tag kann man sehen, wie Uniformierte auf dem Land bereits Massengräber für die Opfer der Zwangstodesspritzen ausheben. Und nirgendwo darf man mehr frei seine Meinung äußern.

Eine schlimme Zeit, das muß man sagen. Viele wünschen sich vermehrt zurück in die gute alte Zeit der dreißiger/vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die glorreiche Zeit des Nationalsozialismus/Faschismus.

Aber war das tatsächlich eine so gute alte Zeit damals? Gab es damals nicht auch bereits Bücherverbrennungen, Massengräber, Konzentrationslager? Ja, schon, kann sein, das wird zumindest behauptet. Ob das jedoch wirklich stimmt, man weiß es nicht.

Eines wissen wir jedenfalls genau: Das gab es damals ganz sicher nicht für Menschen wie uns Volksgenossen, die »wir« dem jetzigen Faschismus ausgeliefert sind. Seine Meinung durfte damals immerhin jeder sagen. Also: die Wahrheit.

So wird in manchen Köpfen versucht zu glaubdenken. Manche glauben so was tatsächlich zu denken.

Wohl dem, der nicht derartig schlimmen Wahrnehmungsstörungen ausgeliefert ist.

Unsere Freiheit

Nachdem die Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch so gut funktioniert hat, aber dort bis auf weiteres leider keine Verteidigungsmöglichkeiten mehr bestehen, muss unsere Freiheit jetzt woanders verteidigt werden: in der Ukraine. BILD online: »Unsere Freiheit, Europas Freiheit wird in der Ukraine verteidigt. Das muss endlich allen klar sein.«

Auch in Afghanistan hatte der Kampf um unsere Freiheit bekanntlich als CIA-unterstützter Kampf der Taliban begonnen, die sich damals noch Mudschaheddin nannten und auch vom BND wohlwollend gefördert wurden. https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Sommerregen_(Bundesnachrichtendienst)

Es ging (mal wieder) gegen die Sowjetunion, in deren Nachfolge heute Rußland mit seinen geopolitischen/geostrategischen Interessen steht.

Daß die angestrebte Durchsetzung dieser Interessen ebenso fragwürdig ist wie die der US-dominierten NATO, sollte dabei nicht übersehen werden.

Zwei Kampfhunde in einem Zwinger waren noch nie eine Garantie für Ruhe und Frieden.