Wir sitzen alle zusammen in einem Zimmer mit verschlossenen Türen. Die einen versuchen, sich dort einzurichten, und streiten über das Muster der Tapete und die richtige Anordnung der Sitzgruppen, während andere neue Legierungen für Brechstangen ersinnen, mit denen wieder andere vergeblich auf die Türen einstürmen, die sich als außerordentlich widerstandsfähig erwiesen haben. Dies ganze Szenarium existiert seit langer Zeit, und wir haben uns angewöhnt, es Geschichte zu nennen. Ein großes Wort für die Wirklichkeit in unserm kleinen Zimmer, das sich, wie wir vermuten dürfen, in einem Haus befindet, von dem wir aber leider nichts wissen, weil die Türbrecher, diese ewigen Versager, zwar viel schwitzen, doch leider nichts fertigbringen, als Brechstange um Brechstange zu verbiegen.
Diese Geschichte als Ganzes können wir ebensowenig sehen wie das Sein als Ganzes – die Türen sind zu, und wir kommen nicht raus, um eine höhere Perspektive einzunehmen.
Wie wollen wir nun eine Totalität erfassen, in deren Innerem wir uns befinden? Bleibt erst mal nichts weiter übrig, als das Ganze als ein Abenteuer zu betrachten und sich zu bemühen, innenarchitektonisch Akzente zu setzen.
GrafKroete schreibt am 03.04.2010 um 10:18 Uhr:
Vortrefflich formuliert ……
mmh schreibt am 03.04.2010 um 10:19 Uhr:
Der Raum ist quasi der Rahmen unserer Möglichkeiten, den wir haben, um uns und unser Leben zu gestalten und der es uns auch nur erlaubt, Veränderungen vorzunehmen (Tapete verändern, Dekogedöns etc), aber niemals das Verlassen bzw die Umlegung des Raumes in ein anderes Haus bzw den Einzug in einen anderen Raum/Rahmen?
Rosalix schreibt am 03.04.2010 um 13:35 Uhr:
Aus dem Paralelluniversum. Hallo Lyriost! Alles was außerhalb ist ist auch innerhalb da es ein und das selbe ist.(Dazu gehört auch die Farbe der Brechstangen)
Schöne Grüße!
Rosalix
Lyriost schreibt am 03.04.2010 um 13:55 Uhr:
Hallo, Rosalix, ja, das ist richtig oder, besser gesagt, ich fühle manchmal auch so, und das Rufen von Universum zu Universum ist – tief gefühlt – das ewige Selbstgespräch des einzigen einen.
Kosmische Grüße
Ly
Unbreakable schreibt am 03.04.2010 um 18:01 Uhr:
Ja ja … der einzige eine …
Und so sprach er (oder war es der andere – Mephistopheles, der Schalk?):
(…)
Glaub unsereinem, dieses Ganze
Ist nur für einen Gott gemacht!
Er findet sich in einem ew’gen Glanze,
Uns hat er in die Finsternis gebracht,
Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
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Ganz genau so sehe ich das auch, hatte sogar in meiner Anfnagszeit des Bloggens ein „Gedicht“ dazu geschrieben. https://castorpblog.wordpress.com/2017/06/16/die-wissenschaft/
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