Freitagskinder

Es gibt Menschen, die schaffen es mit traumwandlerischer Sicherheit, beim Griff in einen Korb mit Weintrauben die einzige faule zu erwischen, wenn sie nicht das Glück haben, eine verkümmerte unreife Frucht zu ergattern.

Das sind dieselben Menschen, die nicht mehr in indische Restaurants gehen, obwohl sie die indische Küche theoretisch sehr schätzen wegen deren Gewürzvielfalt. Wenn man nur nicht jedesmal beim ersten Bissen an eine Kardamomkapsel geriete …

Wunderbar, die Kirschtorte, so locker und nicht ein Kern, sagen alle unisono bei der Geburtstagsfeier, nachdem jeder mehrere Stücke davon verdrückt hat, während unser Freitagskind verschämt immer neue Muster mit seinen Kirschkernen gestaltet, obwohl es nur ein einziges Stück von der Torte gegessen hat.

Wer solche Erfahrungen macht, der lächelt wissend, wenn er hört, wie jemand Fischfilet bestellt, weiß er doch, daß es so etwas wie Fischfilet nur theoretisch gibt, aber nicht in der Praxis.

Das klingt nun alles nach Verlierer und Pechvogel. Aber so ist es nun auch wieder nicht, denn unser Freitagsmensch gewinnt jede Woche bei einer Veranstaltung, bei der die große Masse der Sonntagskinder Woche für Woche verliert: beim Lotto.

Vorausgesetzt, daß er nicht spielt.