
Originalität
In einer Zeit, da das Schwenken des Fetischs Originalität im Novitätenzirkus von Kunst und Kultur lächerlich geworden ist angesichts der verbreiteten Albernheiten, die mit viel Geschick vom Kunstmarkt als avantgardistisch hochgezaubert werden, hat es beinahe den Anschein, als bestehe das tatsächlich Originelle darin, Originalität zu meiden und diesem destruierten Topos der Moderne, dem heute ernsthaft nur noch Galeristen und Kunstkäufer huldigen, Lebewohl zu sagen. Hat nicht schon Max Ernst den Drang nach Originalität als »letzten Aberglauben des westlichen Kulturkreises« bezeichnet? Nicht originell zu sein als letzte Originalität, welch eine paradoxe Ironie: Maler malen kreisend Kreise.
Originell und originär zu sein, in manchen Werken oder Wendungen zu sein ist sicher groß. Aber originell scheinen zu wollen um jeden Preis ist lächerlich, und Originelles nachzuahmen verdient den Namen gewiß nicht. Nur die erste Dose aus dem Supermarkt und das erste Klo, die im Museum erschienen, waren original, waren Kunst, eine Idee, Avantgarde. Jede Nachahmung verbietet sich, ist lächerlicher als der übliche Kitsch.
LikeGefällt 1 Person
Vielschichtig.
Nicht originell zu sein als letzte Originalität; Da gibt es eine Ankedote über einen Lübecker Maler XYZ, der frustriert aus Paris der 1910er und 1920 er heimkehrte. Er saß abends am Fluß und da überkam es ihn wie ein Heureka: Was will ich denn der oder der sein?! Nein, ich bin Maler XYZ aus dem Vorort von Lübeck!! Und malte seine „Bauernkunst“ weiter.
LikeGefällt 1 Person
Man ahmt ja oft nicht nach, sondern gibt der Ursprungsidee eine kleine Wendung, in der sie originär wird.
LikeGefällt 1 Person