»Der Sprung um sein Leben«

Wenn einer aus dem vierten Stockwerk eines brennenden Hauses in ein Polyestertuch springt, weil das Treppenhaus in Flammen steht und die Drehleiter der Feuerwehr sich verklemmt hat, dann kann man mit Fug und Recht von einem »Sprung um sein Leben« reden. Auch dann, wenn sich einer auf der Straße vor einem besoffenen Schwachkopf in Sicherheit bringen muß, der meint, mit zwei Promille im Blut wäre er der King. Aber wenn sich ein Lebensmüder aus großer Höhe Richtung Erdoberfläche fallen läßt, dann ist es kein »Sprung um sein Leben«, sondern allenfalls ein kindisches Ringen um Ruhm. Und die blödsinnige Überschrift ist Ausdruck tiefer Gedankenlosigkeit.

Hamburger Abendblatt

PS: Inzwischen hat einer die Überschrift durch das Adjektiv »durchgeknallt« ergänzt, was der Dummheit aber auch nicht richtig abhilft.

Eine Antwort auf „»Der Sprung um sein Leben«

  1. Phil_Sophie schreibt am 15.10.2012 um 14:22 Uhr:
    Na ja, mich irritiert eher der Kontext zum Titel, „offenbar durchbrochen“. Offenbar erweckt den Eindruck, vernachlässigter nachhaltiger Recherche. Hat er nun oder hat er nicht die Mauer geschallt? Das „Abendblatt“ scheint offenbar mit diesem bekannten Boulevardblatt, das der etwas weniger intelektuellen Schicht zugeordnet ist, liiert zu sein. Oder war das jetzt auch weniger nachhaltig recherchiert?

    Lyriost schreibt am 15.10.2012 um 16:06 Uhr:
    Das Problem steckt im Wörtchen „offenbar“. Als Adverb bedeutet es „allem Anschein nach“, also nicht sicher, und das Adjektiv offenbar steht für „klar ersichtlich“.

    Phil_Sophie schreibt am 15.10.2012 um 18:04 Uhr:
    Ob das der Schreiberling so rüberbringen wollte, als Offenbarung? Er hätte besser „scheinbar“ wählen sollen.

    Lyriost schreibt am 15.10.2012 um 18:15 Uhr:
    Sicher nicht „scheinbar“, was soviel wie nicht tatsächlich, nur zum Schein bedeutete, sondern eher „anscheinend“.

    Phil_Sophie schreibt am 15.10.2012 um 18:20 Uhr:
    das kann ich so akzeptieren 🙂

    Amanita schreibt am 17.10.2012 um 00:08 Uhr:
    „Sprung um sein Leben“ – mein Kollege meint wohl eher „Sprung seines Lebens“, aber um solche Feinheiten kümmert sich bei der jüngeren Generation kein Lehrer, kein Ausbilder und kein Chefredakteur mehr. Hauptsach‘ s Kollegele koschd nix.

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