»Der Sprung um sein Leben«

Wenn einer aus dem vierten Stockwerk eines brennenden Hauses in ein Polyestertuch springt, weil das Treppenhaus in Flammen steht und die Drehleiter der Feuerwehr sich verklemmt hat, dann kann man mit Fug und Recht von einem »Sprung um sein Leben« reden. Auch dann, wenn sich einer auf der Straße vor einem besoffenen Schwachkopf in Sicherheit bringen muß, der meint, mit zwei Promille im Blut wäre er der King. Aber wenn sich ein Lebensmüder aus großer Höhe Richtung Erdoberfläche fallen läßt, dann ist es kein »Sprung um sein Leben«, sondern allenfalls ein kindisches Ringen um Ruhm. Und die blödsinnige Überschrift ist Ausdruck tiefer Gedankenlosigkeit.

Hamburger Abendblatt

PS: Inzwischen hat einer die Überschrift durch das Adjektiv »durchgeknallt« ergänzt, was der Dummheit aber auch nicht richtig abhilft.

Der Duden und der Hohn

Seit Beginn der Orthographiereform 1996 kann ich den Duden, der vorher schon nicht ohne Eigentümlichkeiten, Rechtschreibfehler und Sprachschlampereien war, auch mit bemühtem kollegialem Verständnis nicht mehr ernst nehmen, und nicht wenige der gelbgewandeten Empfehlungen reizen mich zum Lachen, wenn nicht zum Spotten oder gar Höhnen: also dazu, dem Hohn, der sich beim Zusammenprall mit den polyphonen Mannheimer Farbklecksereien regelmäßig in meinem Kopf entwickelt, Ausdruck zu geben, indem ich hohnlache. Ich könnte seit 1996 selbstverständlich sprachamtlich sanktioniert auch Hohn lachen, was jedoch meinem Sprachgefühl hohnspräche (und nicht etwa Hohn spräche). Deshalb verzichte ich darauf, es hohnsprechen zu lassen, so daß es nicht auf den ersten Blick hohnzusprechen scheint oder „zu hohnsprechen“, wie der Duden online unter dem Stichwort „hohnsprechen“ in Verkennung der Grammatik der starken Verben falsch formuliert. Daß es weiter unten unter Grammatik richtig „hohnzusprechen“ heißt statt „zu hohnsprechen“, das ist nur eine Merkwürdigkeit mehr in den sottisenreichen Merkwürdigkeitensammlungen des Bibliograf(ph)ischen Instituts und spricht nichts und niemandem „Hohn“ oder, wie ich sagen würde, hohn, außer der ernsthaften Beschäftigung mit der Sprache. Doch darum geht es bei besagtem Institut leider nicht immer.

Klugheit und Intelligenz

Wer klug ist, glaubt nicht daran, daß Intelligenz dasselbe ist wie Klugheit, wer intelligent ist, glaubt oft, er wäre klug. Ziemlich blöd. Ich bin lieber so klug, Klugheit und Intelligenz nicht zu verwechseln und nichts von Intelligenztests zu halten. Ob das intelligent ist, mögen Klügere beurteilen.

DIE ZEIT