Gläubige ernennen andere Gläubige zu Ungläubigen, Rechtgläubige fühlen sich im Recht, Nichtgläubige sind stolz auf ihre scheinbare Resistenz in Glaubensfragen, aber sie alle sind Falschgläubige, weil sie denken, es gäbe etwas Rechtes zu glauben oder nicht zu glauben. Tatsächlich gilt es zu wissen, daß Glaube eine schlechte Angewohnheit ist wie Alkohol- oder anderer Drogengenuß und wie dieser gleichermaßen kurzfristig berauschend, mittelfristig problematisch und auf lange Sicht verhängnisvoll. Letzteres dem Leben ohne Drogen nicht unähnlich.
Lullaby schreibt am 28.02.2012 um 18:38 Uhr:
Es kommt drauf an, wie man mit Religion umgeht. Ich benutze hier bewusst das Wort Religion, weil sie nicht zwingend etwas mit Glauben zu tun hat. Besser gesagt, viele verstehen nicht den Hintergrund von Glauben, oder was er beinhält.
Religion ist auch nicht zwingend falsch. Schau dir die Bhuddisten an. Die wirken auf mich wie ziemlich friedliche und nette Leute. Was soll an deren Religion falsch sein? Es gibt genügend spirituelle Menschen, die nicht so verblendet sind, wie manch alles-verteufelnde gedankenlose drohende Totenköpfe (symbolisch zu deinem Video), die nicht selbst nachdenken, sondern denken lassen.
Lyriost schreibt am 28.02.2012 um 19:50 Uhr:
Glaube ist die Gewißheit, Anteil an der (einer) kollektiven Wahrheit zu haben, und Abwesenheit von Zweifel. Religion dagegen ist ein subjektives weltanschauliches Herangehen an die Erscheinungen der Wirklichkeit, das den Zweifel kennt und den Wandel von Anschauungen. Wie etwa der Buddhismus oder auch der Taoismus zeigt, benötigt Religion weder absolute Gewißheit noch überhaupt ein göttliches Wesen, an das geglaubt wird. Dies macht beide Lehren vergleichsweise friedlich und sympathisch.
Phil_Sophie schreibt am 05.03.2012 um 15:44 Uhr:
GLAUBE ist die Zuversicht dessen was man nicht hat und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. (Hebr. 11.1)
Lyriost schreibt am 05.03.2012 um 16:56 Uhr:
In Glaubensfragen hat für mich gerade die Bibel keine Deutungshoheit, weil voreingenommen. Glaube ist eine Art Wissenserschleichung. Solange man das nicht vergißt, ist Glaube in Ordnung, doch leider findet sich nirgendwo solch wissendes Mienenspiel wie bei Gläubigen. Was das „Nichtzweifeln“ betrifft, so muß auch dies jederzeit bezweifelt werden können, wenn es denn auch nur einen Hauch von Relevanz haben soll. Und „was man nicht sieht“ ist in der Epoche von CERN und Elektronenmikroskopen ein wenig unzeitgemäß. Angesichts des Umfangs unseres Nichtwissens halte ich den Zweifel beinahe für Pflicht, es sei denn, man legt keinen Wert darauf, sich selbst zumindest zeitweise ernst nehmen zu können.
khiira schreibt am 11.03.2012 um 14:06 Uhr:
glaube = selbstvergewisserung?
religion= wissenschaftliche herangehensweise an glaube?
religiöses textstudium = relgiöse bildung?
Lullaby schreibt am 11.03.2012 um 16:14 Uhr:
Glaube ist mehr als Religion. Jesus hat (nach meiner Auffasung) den Glauben gelehrt, weil er erkannt hat, dass der Glaube, egal ob an Gott oder an etwas anderes, dein Leben beeinflussen kann. Er hat nun aber, weil er sehr religiös war, Gott zur Beihilfe genommen. Grundsätzlich gilt aber, dass das alles in diesem Universum schon automatisch, wie ein Naturgesetz funktioniert.
Angeblich konnte er doch Fische mit den Händen fangen. Er hat das auch seinen Jüngern beigebracht. Stellt euch vor, ihr glaubt nicht daran, dass ihr das könnt. Ihr wärt dadurch viel zu langsam, ihr bräuchtet gar nicht erst anfangen.
Lyriost schreibt am 12.03.2012 um 08:10 Uhr:
khiira, ist Glaube nicht eher eine Angewohnheit wie das Essen mit Messer und Gabel? Und sollte uns nicht zu denken geben, daß es zum Beispiel in Indien mehr Hindus gibt als hierzulande?
Lyriost schreibt am 12.03.2012 um 08:14 Uhr:
So wie du das beschreibst, hat Glaube nichts mit Religion zu tun, sondern ist Zuversicht und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Phil_Sophie schreibt am 12.03.2012 um 08:42 Uhr:
Glaube, entstanden aus der Urzeit, weil unbegreifliche, nicht nachvollziehbare Geschehnisse nur durch Geisterhand erklärbar waren. Geisterbeschwörer entstanden, die sich viele tausend Jahre später als „Kenner“ des Geistes brüsteten und das erlangte Wissen nutzte um die unwissenden Mitmenschen auszubeuten. Heute sagen wir Kirche dazu. Das Ganze nennt man Religion.
(Friedrich Nietzsche)
Lyriost schreibt am 12.03.2012 um 09:57 Uhr:
Ja, Phil_Sophie, so sehe ich das auch. Ich möchte nur hinzufügen, daß der Glaube auch heute noch dadurch beflügelt wird, das alles Wesentliche nach wie vor letztendlich unerklärlich zu sein scheint.
khiira schreibt am 17.03.2012 um 19:35 Uhr:
wie erklärt sich transzendenz oder erfahrungen damit?
@lyriost: ich habe das mit den hindus nicht verstanden?
Lyriost schreibt am 18.03.2012 um 08:26 Uhr:
Liebe khiira,
der Begriff „Transzendenz“ bedeutet je nach Kontext vielerlei, aber im Kern ist Transzendenz die Überschreitung des Vorgegebenen – so als leuchte man mit imaginiertem Licht ins tatsächliche Dunkel. Das bedeutet: Alle Erfahrungen mit Transzendenz sind höchst subjektiv und nicht verallgemeinerbar.
Wärest du in Indien geboren, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß du Hindu wärest, wie über achtzig Prozent der Bevölkerung. In Deutschland dagegen ist diese Wahrscheinlichkeit statistisch unbedeutend. Etwa 0,12 Prozent.
khiira schreibt am 18.03.2012 um 22:01 Uhr:
das ist eine interessante umschreibung von transzendenz, das mit der subjektivitiät. ich denke, so ist es auch mit dem „glauben“ – individuell und subjektiv.
ja, das mit der statistischen wahrscheinlichkeit kann ich sehen. nur 0.12 prozent? ganz schön wenig…
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Wir glauben all zu oft. Und leichtfertig. Und sind dann, wenn die Nagelprobe kommt, rasch Kleingläubige. Allerdings, zu unserer Verteidigung: man kann nicht alles wissen, überprüfen. Muß sich vieles einfach mal so sagen lassen. Nicht erst über die Existenz eines Gottes (hier weise ich auf das Buch hin, das nach einer Welt ohne Religion fragt und auf dem Titelbild Flugzeuge zeigt, die auf Wolkenkratzer zujagen…) oder andere metaphysische Angelegenheiten. Nein, auch unserer Physis gelingt nichts ohne eine Portion Annahmen, die sich nur all zu leicht zu Glaubenssätzen auswachsen.
Die dann dazu führen, dass man sich gegenseitig die Köpfe einschlägt. Zunächst dem, der sagt, man solle nicht alles glauben. Dann denen, die was anderes glauben.
Und irgendwann weiß jeder, dass sowohl das eine wie das andere so nicht richtig war. Aber die Gräber sind bereits alt.
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