Nun hat meine Generation über viele Jahrzehnte, gemeinsam mit der anderer Völker und Kulturen, es endlich geschafft, aus der kulturellen Eintonmusik der deutschen Spießergesellschaft auszubrechen und Vieltönigkeit salonfähig zu machen, da kommen diese verirrten Deppen mit dem Aneignungsschwachsinn daher und propagieren wieder, Klara und Karl sollten im Kindergarten gefälligst mit ihrem eigenen Spielzeug spielen und die Finger von Akachetos und Anuks Spielsachen lassen. Demnächst wird dann Weißen das Spielen von Bottleneck-Gitarren verboten, und Schwarze sollen in Zukunft die Finger vom Clavichord lassen. Und ein jeder bleibe bei seiner Religion, die man ihm mit dem Rohrstock oder dem Erzeugen von schlechtem Gewissen eingebläut hat.
Manchmal wünsche ich mir, man solle sich mehr auf den Bau von Nervenheilanstalten konzentrieren als auf den von Universitäten.
Habe gerade auf so einer Internetseite ein Bild von einem koreanischen Modetanz gesehen. Jetzt tanzen den da ganz verschiedene, ja, verschiedenfarbige Menschen, dem ersten Eindruck nach nicht eben alles Koreaner… dürfen die das? Das ist doch kulturelle Aneingnung, oder? Und ein Mongole hat im Sumo gewonnen, oder wars ein Hawaiianer? Das geht doch nicht!
Ich glaube auch, dass da gerade eine große Verirrung stattfindet, das Übliche halt: das gebrannte und deshalb eingeweichte Kind mit dem Bade ausschütten.
Denn natürlich lassen die Üblichen, auch oft abwertend oder als purer Klamauk anzusehenden sogenannten Aneignungen es oft ein klein wenig an Sensibilität mangeln.
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Ja, sicher, daß man Kulturmißbrauch beim Mainzer Karneval und dergleichen thematisieren soll und muß – keine Frage. Auch wenn Heino mit einer Rastaperücke auftaucht. Hier geht es um den gar nicht kleinen und auch nicht feinen Unterschied zwischen Aneignung, Akkulturation oder auch Assimilation auf der einen Seite und purem Mißbrauch auf der anderen. Mißbrauch zur Gaudi von Banausen sollte niemand akzeptieren, aber auch Kulturaustausch nicht diskreditieren.
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