Angeregt durch »Wesen wie wir«, dachte ich heute morgen auf dem Weg zum Bäcker über Anthropomorphisierung nach, über ein Gedicht von Arno Schmidt und über den Willen in der Natur im Denken Arthur Schopenhauers.
Genaugenommen ist diese animistische Art, Leben in seine Umgebung zu bringen, eine natürliche frühkindliche Phase der kognitiven Entwicklung, wie wir von Piaget wissen. Darüber hinaus Bestandteil mancher Naturreligionen und früher, vorchristlicher Religionen. Animismus, der altgriechische ἄνεμος ánemos, Hauch, später dann römisch-lateinisch anima, Seele, ist zwar vom Menschen gedacht, aber nicht anthropozentrisch, denn die beseelten Wesen nehmen nicht menschliche Form an, sind zwar belebt, aber nicht vermenschlicht.
Dazu paßt, daß ein Wille, der ihnen zugesprochen wird, kein individueller ist, sondern ein allgemeiner Wille der Natur, der sich in ihnen offenbart. Und damit sind wir dann bei Schopenhauers Vorstellung vom Willen in der Natur.
So meine Gedanken am Morgen. Und nun beiße ich in die Rosinenschnecke, die es sich in meinem Magen gemütlich machen will. Ihr ist es egal, ob sie dabei ihre Form verliert, denn die hatte sie sich ohnehin nicht ausgesucht.
Das Anthropomorphe in der Schnecke wie im Stuhl ist ganz präsent, hineingebracht durch die lange Hand des Bäckers und des Tischlers. Das Animistische aber finden wir auf einer tieferen Ebene: zumindest in unserer Vorstellung.