Rat für deutsche Rechtschreibung

»Der Rat ist die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung …«

Der Rechtschreibrat, die »maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung«, hat unlängst einen Bericht über seine Arbeit von 2006 bis Oktober 2010 herausgegeben. Ich hab den mal kurz überflogen und festgestellt, daß sich der Rat mit der Erstellung von Texten nicht besonders gut auskennt – so sind Wortzwischenräume bei Überschriften uneinheitlich, bei Prozentangaben fehlen sie gänzlich (5%), statt Klammerhierarchien gibt es mehrere runde Klammern hintereinander, Punkte bei Aufzählungen mit römischen Ziffern stehen nicht untereinander, häufig werden Gedankenstriche und Bindestriche verwechselt usw.

Es gibt falsche Silbentrennung (»Zeile-nende« statt »Zeilen-ende«, »deutsch-er« statt »deut-scher«), Kommata, wo keine hingehören, aber auch schon mal einen Relativsatz ohne Komma, stilistische Merkwürdigkeiten:

»Diese Diskussion ging aus von der erneuten und vertieften Beschäftigung des Rats mit dem im Regelungsvorschlag von 2006 von den vom Rat initiierten Veränderungen nur am Rande berührten Bereich der Groß- und Kleinschreibung.«

An diesem Satz kann man sehen, daß sich kein Sprachpraktiker – also Lektor, Korrektor, Schriftsteller – vor der Veröffentlichung mit ihm befaßt hat. Das Sagen im Rechtschreibrat haben in erster Linie beamtete Sprachverwalter und Theoretiker, »in Sonderheit« Pfleger der knisternden Nominalphraseologie.

Im Bericht findet man Redundanzen (»in diesem Bereich … in diesem Bereich« – »in Sonderheit … in Sonderheit«), umgangssprachliche Ausdrücke statt standardsprachliche (»von vorneherein« statt »von vornherein«), falsche Schreibung von Wörtern (»daran gegangen« getrennt statt richtig wie von jeher »darangegangen«), die Schreibweise »Orthographie« neben »Orthografie«, grammatikalische Fehler (Beispiel: »… das sich auf bestimmten Bereichen bezog …«, »die gebildeten Wörtern«, die »Darstellung wurden wiedergegeben«, »Eidgenössisches Finanzdepartements« statt »Eidgenössisches Finanzdepartement«). Nichts gegen den Genitiv, aber nicht um jeden Preis(es).

Die Schreibung nach Doppelpunkten, groß oder klein, ist nicht immer regelkonform, und es gibt falsche Pluralbildung (etwa »Nominationsstereotypen« statt, wie es korrekt wäre, »Nominationsstereotype«).

In summa: Der Rechtschreibrat wäre gut beraten, sich von einem schriftkundigen Menschen beraten zu lassen, bevor er Texte für die Öffentlichkeit freigibt.