Schreien

»Wer schreit, hat unrecht.«

Wer um Hilfe schreit, weil er von Dummköpfen umzingelt ist, ist zwar nicht gut beraten und auch nur eingeschränkt klug zu nennen, aber unrecht hat er nicht. Überhaupt hat die Neigung zum Schreien mehr mit Emotionalität zu tun als mit Recht oder Unrecht im argumentativ-logischen Sinn, ist also nicht ohne weiteres ein kognitives Fehlverhalten, sondern eine Charakterfrage. Mag sein, daß sich möglicherweise ins Unrecht setzt, wer schreit, aber von vornherein im Unrecht ist er nicht. Zu behaupten, wer schreie, sei im Unrecht, ist zu einfach und: unrecht. Wer schreit, der stört.

4 Antworten auf „Schreien

  1. Geht mir schon seit einigen Tagen im Kopf herum. Wem auf die Füße getreten wird, der schreit auch. Und all die Opfer, die zur Schlachtbank geführt werden, die schreien, manchmal lautlos, bevor sie den Kopf senken und verstummen. Und mancher schweigt sein ganzes Leben lang unter den Schlägen, und endlich schreit er doch, und die Schläger wissen höhnisch: Jetzt auf einmal! Und wieder ein anderer schreit sein ganzes Leben lang, und niemand hört. Das Letzte, was das Opfer sieht von dieser Welt, ist die Figur des Täters, riesenhoch und verdunkelnd den Himmel. Das Letzte, was der Täter hört von seinem Opfer, ist der Todesschrei. Die Welt ist voll von Schreien, und sie sind gültiges Zeugnis, gegen die Täter. Die Schreie haben recht, nicht die Schläge der Täter.

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