Ohne Balken

Das bewußte Wahrnehmen unserer Existenz im unendlichen Raum ähnelt der Situation eines Schiffbrüchigen abseits der Verkehrsrouten, und unser Denken ist wie schwimmen im Ozean – sehr bald ermüdend, und so müssen wir von Zeit zu Zeit Ausschau halten nach einem passablen Stück Treibgut, um uns eine Weile auszuruhen, bis wir wieder zu Kräften gekommen sind. Bald aber geht es weiter, wollen wir unsere Hoffnung, jemals ein rettendes Schiff oder gar ein Ufer zu erreichen, nicht aufgeben, so vage und unbegründet diese Hoffnung auch zu sein scheint. Ganz wie der Schwimmer vom Geschwemmsel, müssen wir uns auch beim Denken von den Wrackteilen der Ideologien, allen hölzernen Überbleibseln lösen, wenn wir uns nicht nur treiben lassen wollen. Wasser hat keine Balken, und mit dem Denken ist es nicht anders: Unsere gefeierten Wahrheiten werden sich schon bald als die Trümmer von Schiffbrüchen erweisen.

5 Antworten auf „Ohne Balken

  1. Unbreakable schreibt am 23.04.2010 um 17:00 Uhr:Das hat doch einen Hauch von Optimismus.

    Lyriost schreibt am 23.04.2010 um 17:18 Uhr:Gut erkannt. Selbst wenn wir uns vornähmen, skeptisch-pessimistische Theoriebildung zu betreiben, ginge das nicht ohne die Hoffnung, daß solches prinzipiell möglich sei. Ohnehin aber gilt: keine Wahl. Vor der Zeit schlappzumachen und unterzugehn ändert nichts am principium individuationis, und vielleicht hinterläßt diese Existenz in irgendeiner Weise Spuren in der nächsten, sind wir Teil eines kosmischen Lernprozesses. Wer weiß …

    Unbreakable schreibt am 23.04.2010 um 22:59 Uhr:Will mich ja nicht grämen …

    [„Hör auf mit deinem Gram zu spielen,“ (Wie schwer das doch so manches Mal fällt.)
    „Der, wie ein Geier, dir am Leben frisst;“ (Es fühlt sich eher an wie Maden, so von innen heraus.)
    „Die schlechteste Gesellschaft lässt dich fühlen,“ (Na ja, Gefühle kommen da nicht immer auf – obwohl, ein Egalgefühl ist ja auch eins.)
    „Dass du ein Mensch mit Menschen bist.“ (Nicht jeder trifft in seinem Leben auf des Pudels Kern… hach … )]

    … aber der Gedanke, „Spuren in der nächsten Existenz zu hinterlassen, ein Teil eines kosmischen Lernprozesses zu sein“, will mich gerade so gar nicht befriedigen, gleichsam könnte ich auch an Gott und das Himmelreich glauben. Wer weiß …

    Was meinst du mit „Vor der Zeit“?

    Lyriost schreibt am 23.04.2010 um 23:34 Uhr: Bevor Freund Hein, der mit der Sense, dich einkassiert.

    Unbreakable schreibt am 23.04.2010 um 23:37 Uhr:Kassiert der nicht immer zur rechten Zeit?

    Lyriost schreibt am 23.04.2010 um 23:55 Uhr:Genau, also nicht vor der Zeit. Zeit zu schlafen. Dir eine gute Nacht. Und laß dich nicht brechen. 😉

    Unbreakable schreibt am 24.04.2010 um 07:22 Uhr:Wünsche ebenfalls, eine gute Nacht gehabt zu haben.

    Und nein – wenn überhaupt – keinesfalls vor der Zeit. 😉

    Rosalix schreibt am 02.05.2010 um 22:40 Uhr:Gut beschrieben. Ich paddle gerne und es wäre schön, wenn das mit dem Lernprozess wahr wäre!
    Grüsse Sie herzlich, Rosalix

    Lyriost schreibt am 03.05.2010 um 07:50 Uhr: Liebe Rosalix, ich freue mich, daß Sie sich mit Ihrem Boot mal hierher verirrt haben, und wünsche Ihnen ein schöne Woche. Für genug Wasser unterm Kiel ist ja gesorgt.

    Herzlich
    Lyriost

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  2. So wie ich das sehe, ist Kontrafaktizität gegeben durch die Unmöglichkeit der Kenntnis aller faktischen Bedingungen und multikausalen Zusammenhänge.

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  3. Sehe ich ähnlich und würde hinzufügen: eine Notwendigkeit, weil sonst das Suchen nach Wahrheit kein Ziel hätte.
    Interessant wäre jetzt zu wissen, ob und wie man der Wahrheit näher kommen kann, wenn man nicht weiß, worin sie besteht.
    LG Michael

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