Modern(d)e Zeiten (2010)

Ein Besuch in der Berliner Neuen Nationalgalerie lohnt immer. Unter dem Titel „Moderne Zeiten“ ist jetzt die Sammlung der Moderne neu konzipiert worden. Da einige der ausgestellten Bilder als Reproduktion bei uns daheim an den Wänden hängen, fühlte ich mich wieder einmal ganz zu Hause in den so gar nicht heiligen Hallen in der Nähe des Potsdamer Platzes. Im schier überquellenden Trillhaase-Raum, einer der verdichtetsten Porträtkunstlandschaften, in denen ich mich je befunden habe, gibt es neben der grotesken Dixschen Familienkarikatur unzählige Highlights, so daß allein dieser Raum das Eintrittsgeld wert wäre. Eigentlich waren wir nach der leicht kakophonischen Sinfonie dieser vielen Menschenbilder bereits übervoll mit Eindrücken, doch bevor wir zu dem milcharmen Kakao im Galeriecafé mit seinen mikrophonähnlichen Lampen gelangen konnten, sprang uns Hans Grundigs blutiges Gleichnis mit Bären und Wölfen an, und dann war da noch Horst Strempels Quadrichon „Nacht über Deutschland“, eine gewaltige Momentaufnahme des Scheiterns menschlicher Zivilisation, die es an künstlerischer Ausdruckskraft leicht mit Picassos „Guernica“ aufnehmen kann – ein beklemmendes Bild. Haben die Menschen seither wirklich etwas dazugelernt?

Ausschnitt aus „Nacht über Deutschland“ von Horst Strempel (Neue Nationalgalerie Berlin)

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