Eine Antwort auf „Souveränität

  1. JOblogt schreibt am 25.01.2010 um 18:08 Uhr:
    souveränität allein ist noch nicht eitel.

    Lyriost schreibt am 25.01.2010 um 20:30 Uhr:
    Ich betrachte den Widerspruch als Bestätigung meiner These, so paradox es auch erscheinen mag. Da die „normale“ Eitelkeit so verpönt wie verbreitet ist, Souveränität dagegen schon deshalb hoch im Kurs steht, weil sie nicht so leicht zu haben ist wie das normale eitle Getue, ist Souveränität, wenn der Aufstieg gelingt, nicht nur ein hervorragendes Versteck für die Eitelkeit, sondern auch ein Verstärker: Nichts befördert die Eitelkeit mehr als der Besitz von Souveränität, die es, einmal gewonnen, zu pflegen und zu erhalten gilt. Wenn zur Souveränität dann noch gespielte Bescheidenheit hinzukommt, ist der Höhepunkt der Eitelkeit erreicht.

    Selbst wenn der Souveräne dann, geschickter Schachzug, bemerkt, auch er sei eitel, wird man lächeln und es ihm nicht abnehmen. Das ist der Triumph.

    sunnysightup schreibt am 25.01.2010 um 22:18 Uhr:
    was ist so schlimm an eitelkeit?

    Unbreakable schreibt am 25.01.2010 um 23:33 Uhr:
    Rose is a rose is a rose is a rose …
    und manchmal ist Souveränität nur Souveränität.

    Unbreakable schreibt am 25.01.2010 um 23:38 Uhr:
    P.S.
    Ersteres ist ein Zitat von Gertrude Stein. Fremde Federn stehen mir nicht, zieren mich dennoch. – Alle Gedanken kann man sich halt nicht selbst machen. 😉

    Lyriost schreibt am 26.01.2010 um 09:09 Uhr:
    In der christlichen Überlieferung gehört die Eitelkeit zur Superbia und ist eine Hauptsünde. Ich selbst habe nichts gegen Eitelkeit, bin aber der Meinung, daß sie der Selbsterkenntnis im Wege steht, und Selbsterkenntnis halte ich für eine wichtige Aufgabe.

    Die Rose scheint souverän, weil sie nichts von Souveränität weiß. Doch wenn du mit der Schere kommst, ist es mit der Souveränität vorbei. 😉

    Lyriost schreibt am 26.01.2010 um 10:31 Uhr:
    Schon deshalb ist wahre Souveränität als überzeugender menschlicher Status so selten: weil unsere Eitelkeit uns nach Souveränität streben läßt und weil das Gefühl der Souveränität wiederum Eitelkeit fördert und dadurch die Souveränität mindert. Ein eitler Souverän aber ist kein Dauerbrenner. Der Blick vom Gipfel ist ein kurzer.

    blumey schreibt am 26.01.2010 um 14:37 Uhr:
    Wenn man zum Beispiel eine besondere Gabe in die Wiege gelegt bekommen hat, dann kann einem das nicht genommen werden, wenn einer zum beispiel von Anbeginn an die Geige geliebt hat und sie meisterlich spielen kann, so geht er mit ihr souvrän um, vielleicht lehrt es irgendwann auf einer Universität, geht mit dem Thema souverän um, ohne dabei Eitel sein zu müssen. Es kommt aus dem Herzen, ist ganz natürlich und selbstverständlich und braucht und wartet nicht auf Applaus. Eitelkeit hingegen entspringt meiner Ansicht einer ganz anderen Quelle, nämlich aus dem gefühl heraus, sich selbst oder anderen etwas beweisen zu wollen.

    Lyriost schreibt am 26.01.2010 um 14:50 Uhr:
    Das mit der Gabe ist richtig, blumey. Aber ein souveräner Violinist oder was auch immer – wir können doch alle irgendwas besonders gut – ist noch kein in allen Lagen souveräner Mensch. Es gibt viele berühmte Musiker, die ihr Instrument oder ihre Stimme souverän beherrschen, aber in ihrem Leben, oft vorzeitig, scheitern; es gelingt ihnen nicht, ihre Souveränität auf andere Bereiche auszudehnen.

    blumey schreibt am 26.01.2010 um 15:19 Uhr:
    nein nein, aber wer ist schon in allen Bereichen souverän? Das wäre ja ein perfekter Mensch. Aber darum geht es doch auch primär bei dem Begriff der Souveränität gar nicht, oder? Souveränität KANN sich über ein gewisse Gebiete erstrecken, muß es aber nicht.( Etwa gleich dem Genie), es führt auch nicht zwangsläufig dazu, daß diejenigen, die eine gewisse Souveränität besitzen, sie zwangsläufig auf anderen Gebiete versuchen auszudehnen. nicht so wie ein Machtstreben, wie es bei der Eitelkeit vorkommen kann. Souveränität ist klüger als die Eitelkeit.

    Lyriost schreibt am 26.01.2010 um 16:02 Uhr:
    Wenn es so ist, wie du sagst, daß Souveränität klüger ist als die Eitelkeit, die gewöhnliche, wie ich hinzufügen möchte, ist es dann die gleiche Souveränität, die auf einer Gabe beruht, die du verwirklichst wie das Talent zum Geigespielen, oder ist es etwas anderes? Wird die Klugheit durch das meisterliche Umgehen mit dem Instrument erworben, oder gehst du von einer Art Talent zur Klugheit aus, das mit dem Talent zum Musizieren verbunden ist? Die Souveränität beim Spielen, die aus dem Herzen kommt, also verbunden ist mit der aus dem Kopf kommenden Klugheit?

    Gretchen schreibt am 26.01.2010 um 16:33 Uhr:
    Guten Tag, Lyriost. Souveränität gipfelt in der Demut, wenn sie weise ist, dann aber ist sie, glaube ich, letztlich am mächtigsten …

    Viele liebe Grüße an Dich
    Gretchen

    Lyriost schreibt am 26.01.2010 um 16:53 Uhr:
    Hallo, Gretchen, auch dir einen guten Tag. Eine so geartete Demut ist, glaube ich, etwas sehr Seltenes. Vermutlich ebenso selten wie Weisheit, und ich bin mir nicht sicher, ob beides, Weisheit und Demut, zusammenpaßt, es sei denn in einem religiösen Sinne, wenn die Weisheit aus einer Art Erleuchtung kommt; denn Demut heißt ja immer auch Verbeugung vor einem Höheren.

    Lieben Gruß
    Ly

    blumey schreibt am 26.01.2010 um 16:53 Uhr:
    @Lyriost:Ich mag unser Gespräch, werde später weiter darauf eingehen, muß nun schleunigst arbeiten!
    zitieren
    Lyriost schreibt am 26.01.2010 um 16:56 Uhr:
    Ja, blumey, mir geht es wie dir; nur keine Eile, ich laufe nicht fort. 😉

    Fool schreibt am 26.01.2010 um 19:07 Uhr:
    souveränität kommt knapp vor Ignoranz :o)

    Lyriost schreibt am 30.01.2010 um 00:03 Uhr:
    Ignoranz ist mit Dummheit verwandt und wird, wenngleich der Ignoranz dort ein anderer Name verliehen wird – etwa Prinzipienfestigkeit – vor allem in solchen Milieus als in der Nähe von Souveränität seiend betrachtet, wo Dummheit bruchlos und aus Sicht der Zuschauer virtuos zelebriert wird. Immer wieder punktgenau danebenzuliegen hat durchaus einen Anschein von Souveränität. 😉

    blumey schreibt am 30.01.2010 um 18:32 Uhr:
    Lieber Lyriost,
    ich nehme mir kurz zeit um dir endlich zu schreiben:

    In meinen Augen ist Souveränität etwas Natürliches, etwas, das man wie sein Talent zum Geigespielen mit in die Wiege gelegt bekommen hat, nein nicht direkt schon mit in die Wiege aber etwas, was aus diesem Talent oder einer Leidenschaft ganz automatisch hervorgeht/hervorwächst,(wenn also aus liebe und leidenschaft wissen und können entsteht) Souveränität macht sich keine Gedanken, Souveränität ist selbstlos und lechzt nicht nach Applaus oder Anerkennung. Sie ist sich selbst genug
    Eitelkeit hat immer etwas mit Sorge und Angst zu tun, und mit Äußerlichkeiten, wohingegen Souveränität direkt aus dem Herzen wächst und keine Angst kennt. Auch sind ihr Äußerlichkeiten egal. dies meinte ich mit Klugheit, desahlb empfinde ich die Souveränität als klüger.
    LG

    Lyriost schreibt am 30.01.2010 um 19:39 Uhr:
    Liebe blumey, wie ich schon sagte, das hat keine Eile. Mach dir nur keinen unnötigen Streß. Wir können den Faden jederzeit wiederaufnehmen.

    So wie du dein Verständnis von Souveränität beschreibst, empfinde ich Souveränität als ein Ideal, dem kaum jemand gerecht werden kann, denn ist es nicht so, daß jeder sich nach Beachtung und Anerkennung sehnt, und sei es nur im stillen? Und wer ist sich seiner Leistung so sicher, daß er nicht zumindest manchmal ein wenig Sorge empfindet, er könne nicht genügen?

    Nehmen wir zum Beispiel Mozart, ein fraglos überaus virtuoser Musiker und souveräner Komponist, der weit herausragt aus der Masse der Talentierten. Mozart war hochgradig eitel, geradezu gefallsüchtig, und verzweifelt um Anerkennung bemüht. Wenn nun aber nicht einmal Mozart ein souveräner Künstler sein sollte, wer dann? Ist es nicht vielleicht eher so, daß ein Künstler ohne Eitelkeit eher zum Langweiler taugt als zum Souverän?

    Lieben Gruß

    blumey schreibt am 30.01.2010 um 21:31 Uhr:
    Lieber Lyriost,

    natürlich beschrieb ich die Souveränität in seiner idealsten und reinsten Form. Es ist mir völlig klar, daß sie in seiner reinsten Form kaum zu finden ist, außer vielleicht bei meinem bruder..und der ist, wie du schon zu recht befürchtet hast ein eher langweiliger Mensch, aber ein herzensguter und unglaublich souverän in seiner Arbeit. Man eignet sich auch nicht zum Souverän, sondern man IST souverän! jemand kann unglaublich langweilig und trotzdem auf seinem Gebiet ganz unglaublich souverän sein, ganz ohne Eitelkeit. Er wird es womöglich nie so weit bringen wie eine, der dazu auch noch eitel ist.Souveränität und Eitelkeit können zwar meißtens nicht ohne einander, Menschen sind nun mal einmal von ihrem Wesen her egoistisch, selbstkritisch und geltungsgeil, dennoch werden beide Begriffe von unterschiedliche Motiven, Quellen gespeist und sind somit nicht vergleichbar und erst recht ist der Gipfel der Eitelkeit nicht die Souveränität. mein Mathelehrer hätte gesagt, man kann keine Äpfel und Birnen mischen.:-) Womöglich ist es wenn überhaupt umgekehrt.
    Aber wie gesagt, in meinem Augen bilden sie (bloß) eine Melange und gipfeln nicht ineinander.

    Lyriost schreibt am 30.01.2010 um 23:09 Uhr:
    Liebe blumey,

    ein gelungener Aphorismus ist eine zugespitzte, höchst subjektive These, die zum Widerspruch reizen und zum Nachdenken anregen soll. Das geschieht vor allem dadurch, daß man etwas Gewohntes von einer ungewohnten Position aus beleuchtet oder allzu selbstverständlich Scheinendes in Frage stellt. Häufig paradox oder paradox erscheinend. Wie die Kommentare zeigen, ist beides hier gelungen. Es geht mir bei meiner Interpretation natürlich nicht um eine lexikalisch-wissenschaftliche Definition des Begriffs „Souveränität“, die es natürlich gibt, die jedoch wie alle Definitionen dem Bedeutungswandel von Wörtern unterliegt.

    Das Wort Souveränität kommt vom lateinischen „superanus“, das heißt überlegen, über etwas anderem, zuoberst befindlich sein. Das Bewußtsein dieser Überlegenheit zu haben, ohne in irgendeiner Weise von Eitelkeit berührt zu sein, das ist für mich ein Ideal eines moralisch denkenden Menschen, der Eitelkeit ablehnt. Ich selbst kann mit Eitelkeit gut umgehen, wenn sie denn auf irgendeiner Leistung oder anderen Vorzügen beruht und nicht nur Ausdruck eines zügellosen Narzißmus ist.

    Noch subjektiver als mein Aphorismus erscheint mir allerdings dein Souveränitätsbegriff, den du am Beispiel deines Bruders festmachst (so eine Schwester hätt‘ ich auch gern). Ich glaube dir, daß du das so empfindest, wie du es beschreibst, aber ich denke, dein Gefühl eignet sich noch weniger zur Verallgemeinerung als meine provokante These.

    Wenn du vermutest, es könne, wenn überhaupt, möglicherweise umgekehrt sein mit Eitelkeit und Souveränität, so daß die Eitelkeit der Gipfel der Souveränität wäre: ganz bestimmt nicht. Ein Souveräner kann eitel sein und ist es meist auch, aber Eitelkeit als Gipfel der Souveränität? Doch in einem hast du natürlich recht: wenn du von der Melange sprichst. Meistens ist es wohl so, daß auch der Souveräne nicht ohne Eitelkeit auskommt. Doch, so möchte ich dich fragen: Was ist an der alltäglichen Eitelkeit souverän? Mit der Souveränität kann man seine Eitelkeit auf die Spitze treiben, aber nicht mit Eitelkeit zu Souveränität gelangen. Aber zu sagen: Er ist in seiner Eitelkeit souverän, das wäre eine schöne ironische Sottise.

    Äpfel oder Birnen, ganz egal, alles Obst. 😉

    Liebe Grüße
    Lyriost

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