Ziehen am Gras

Klaus Werle schreibt in einem ansonsten ausgezeichneten Artikel im „Spiegel“ , in dem es um den mittlerweile verbreiteten Frühlernwahn geht, mit dem viele Eltern zunehmend versuchen, ihre Kleinkinder noch vor dem Krähen der Hähne in die Startlöcher des Erfolgs zu zerren, das Gras wachse nicht schneller, wenn man daran ziehe. Das ist paßgenau und ein schönes Bild für die Verrücktheit solcher kinderquälerischen Idiotie. Man denkt sich: Fein, der Mann hat Phantasie. Hat er aber nicht, er hat nur im Sprichwörterlexikon (wahrscheinlich online) nachgeschaut, ob er etwas Passendes findet. Und ist fündig geworden. „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, so ein afrikanisches Sprichwort. Weshalb, frage ich mich, hat der Herr Werle nicht auf diesen Umstand hingewiesen und so getan, als sei ihm der Satz spontan selbst in den Sinn gekommen? Man wird nicht glaubwürdiger, wenn man derart trickst. Leider greift solcherart Unterlassung mittlerweile ebenso um sich wie das heimliche Ziehen am Gras.