Wörter, nicht Worte, haben keinen Kern. Sie sind eine Erfindung von Sprechenden, die zur Konvention geworden ist, gleichförmig oder unterschiedlich benutzt wird, grafisch eingefangen, aufgeblasen mit gasförmigem, flüchtigem Scheinsinn, vergessen und wiederbelebt, mit neuem Scheinsinn aufgeladen und so weiter. Zudem sind sie Teil des Kommunikations- und Selbstvergewisserungssystems Sprache, in dem jedem Wort eine Funktion zugewiesen wird. Ein Wort als Begriff hat keine eigenständige Substanz.
Worte dagegen sind das Ergebnis eines wörternutzenden Worteschaffenden, und sie bestehen aus einem Haufen von Wörtern. Worte, nicht Wörter, sind das Ergebnis von Gedankenoperationen, und man kann versuchen, in diesem Haufen von Wörtern, die man Worte nennt, so etwas wie einen Kern zu finden. Manchmal gelingt das, aber oft gelingt es nicht, und Worte erscheinen uns ebenso arbiträr wie Wörter.
Intuitiv kann ich in etwa nachvollziehen was du meinst und somit scheint es dir gelungen zu sein, über Worte etwas zu transportieren, was gar nicht so leicht in Worte zu kleiden ist 😉
Die Unterscheidung von Wörtern und Wort ist mir dabei zwar nicht ganz klar, aber das ist nur ein intellektuell spitzfindiges Detail und nicht sehr wichtig.
Wichtig ist, dass der Sinn und Inhalt rüber gekommen ist.
Dieser Beitrag regt zum Nach- bzw. Weiterdenken an. Mich indem ich mich frage: Was braucht es, damit zwischen Menschen echter Austausch und gegenseitiges Verständnis stattfindet.
Ich erlebe das zwar praktisch, dass es diese und jene Art der Kommunikation gibt und mit dem was du oben beschreibst fühle ich mich quasi nie wohl. Wenn es gelingt trotz der Verwendung von vielen Wörtern ein echtes einander Verstehen zu erreichen, dann ist wirklich Wertvolles erreicht.
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Die Worte sollen nicht büßen für die Sprecher. Deren Besinnungslosigkeit mag sich mal als Entkernung äußern, mal als Entäußerung enthüllen. Das Wort hingegen hüllt sich in Kerne, umschließt Äußeres und verunmöglicht den Sprechern ihre orientierten Flachheiten.
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Liebe Marion,
der unterschiedliche Plural des Wortes Wort ist ebenso konventionell wie die Bezeichnung Wort, und du findest die Unterscheidung der beiden Formen in jedem Wörterbuch. Für mich ist das einleuchtend, weil einzelne Wörter einer Sprache etwas anderes sind als das Gedankengebäude, das jemand aus diesen Wörtern geformt hat. Die Worte des Dichters sind seine eigenen und ergeben dessen idiographischen Wortkosmos, die Wörter des Dichters sind jene, die ihm und allen anderen zur Verfügung stehen, um Gedanken auf die Zunge oder aufs Papier zu bringen.
Echter Austausch ist schwierig und selten. Erst recht der mit Worten und Wörtern, weil wir alle in unterschiedlichen, sich wandelnden Welten leben. Manchmal verstehe ich sogar das, was ich selbst geschrieben habe (besonders meine Gedichte), bereits nach kurzer Zeit nicht mehr so richtig und bin voller Verwunderung. Ich glaube, zu echtem Verstehen kommt man eher mit geschlossenem Mund.
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Lieber phelotom,
verhält sich nicht vielmehr das einzelne Wort wie eine Zwiebel, die man immer weiter schält? Am Ende ist nichts übrig als ein Haufen Gemüse und ein Messer. Man kann ein Wort nur in enigmatische oder nichtenigmatische Kontexte versetzen, in denen es wirken kann, allein für sich aber gibt es kein Mysterium im Wort, und jedes Wort kann nahezu beliebig mißbraucht werden. Aber daß die „Besinnungslosigkeit“ des Sprechers nicht auf die Wörter abfärbt, das sehe ich auch so.
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Ich hab die Unterscheidung der beiden Begriffe nachgeschlagen. Jetzt ist es auch im Kopf klar.
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