Tradition

Du lernst zu laufen auf
verblichnen Knochen
und sprechen mit
zerbrochnen Schädeln
trinkst Blut wie
alle Diadochen
versuchst dich in
die Welt zu fädeln.

Verbrauchte Luft
füllt deine Lungen
noch ehe du das
Licht erblickst
und eigne Worte
sind verklungen
eh du vor ihrem
Klang erschrickst.

Du siehst den
Platz in den Ruinen
wo mancher seinen
Tag verbracht
da waren Kerker
Guillotinen und
manchmal spürst du
dort die Nacht.

Und strebst du still
nach Lichterleben
den Kopf gedreht
zur klaren Sicht
dein Drang nach
Freiheit zielt daneben
die Konvention
erlaubt das nicht

5 Antworten auf „Tradition

  1. Tradition
    Gretchen schreibt am 07.04.2009 um 13:37 Uhr:
    Wovon warst Du getroffen, als Du dies schriebst?

    Gruß
    Gretchen

    Lyriost schreibt am 07.04.2009 um 13:52 Uhr:
    Hallo, Gretchen, schön, daß du wieder da bist. Hast du nach dem Rumfahren den Rumrausch ausgeschlafen. 😉

    Lyriost schreibt am 07.04.2009 um 13:53 Uhr:
    Das Gedicht hab ich vor ungefähr 20 Jahren geschrieben. Gerade wiedergefunden. Über die Hintergründe kann ich nichts mehr sagen, leider.

    Gretchen schreibt am 07.04.2009 um 14:36 Uhr:
    Es (Dein Gedicht) steckt wie der bohrende „Dolch“ eines Untersuchungsrichters im Fleische der Welt (bzw. Realität). Gravitätischer Schmerz. Starke Bilder. Feine Analyse im Wortgestrick.
    Jedenfalls haben mich Deine Worte getroffen.
    Möchte es (Dein Gedicht) gern in mein Gedanken-Atelier mitnehmen und mich davon mild bescheinen lassen und abwarten, ob es illuminiert. Danke.

    Gruß
    Gretchen

    Gretchen schreibt am 07.04.2009 um 16:21 Uhr:
    Zu 2: Du spielst auf meinen Kleinwagen an. Jetzt , da es viele Kilometer über Land ging, ist er völlig ausgebrannt. Ansonsten ist ein winziger Teil sein Inneren mit edlem Stoff bis zum Rand gefüllt.
    Das A-Mobil trägt auf seinem Hinterteil ein hübsches Tattoo: 101 EX. Kannst Du dies enträtseln?
    xy..

    Liebe Grüße
    von Gretchen

    Lyriost schreibt am 07.04.2009 um 17:17 Uhr:
    Der rollt auf jeden Fall gut, Gretchen. (Ich muß mal wieder Lotto spielen.)

    Grechtchen schreibt am 07.04.2009 um 18:48 Uhr:
    Klasse, Lyriost. Glück auf.

    Gretchen

    Gretchen schreibt am 07.04.2009 um 22:36 Uhr:
    Gute Nacht, Lyriost.

    Gretchen

    Lyriost schreibt am 08.04.2009 um 07:53 Uhr:
    Guten Morgen, Gretchen. Was den 101 EX betrifft, so wollte ich so ein Ding nicht haben. Klar, ist das ein solides Gefährt, aber auch in meinem 14 Jahre alten Civic komme ich bestens voran. Und der ermüdet nicht mal. Lotto spielen hat für mich nur Sinn wegen der (fiktiven) Möglichkeit materieller Unabhängigkeit.

    Gretchen schreibt am 08.04.2009 um 12:27 Uhr:
    Grüße Dich, Lyriost
    Da bist Du im Recht. Heute muß man froh sein, daß man sich das Rumfahren überhaupt noch leisten kann. Materielle Unabhängigkeit ist der Traum vieler, aber nur wenige trifft es, zuweilen auch „falsche“. Gauguin soll einmal gegenüber van Gogh behauptet haben, daß die bessere Kunst in eher armen Lebensverhältnissen entstünde. Nun, auf der anderen Seite ist die Armut in meinen Augen eine dunkle Seite der Realität und eine Verschuldung derer, die daran schuldhaft wirken.
    Deinen Civic, lieber Lyriost, nähme ich gern als mein Gefährt. Japaner bauen gute Autos.

    Liebe Grüße und einen schönen Tag
    Gretchen

    Gretchen schreibt am 10.04.2009 um 03:05 Uhr:
    Karfreitag-Diktum

    Wie achtlos ging er mit dem Haupte des Johannis um, daß es fiel in den Schoß der Ehrlosen, eines ungekrönten Hauptes. Was mußten treue Häupter büßen je um einen verratenen Lohn. Ist am Ende es ein Experiment, zu sehen, ob sich das Wachsen eines Haupts wohl lohnt? Kopflos-Sein ist bloß eine Frage des besseren Überlebens – dem Menschen steht dies schlecht, am Kreuz, am Galgen und an der Front – überhaupt geht’s nicht ohne dies‘. Man gewöhne sich dran.

    Lyriost schreibt am 10.04.2009 um 07:57 Uhr:
    Folgendes schon mal Geschriebene fiel mir zu deinem „Karfreitags-Diktum ein:

    Auch eine Perspektive

    Zuckende Augen
    wenn der Kopf den Hals verläßt
    erzwungene Hast

    beim Rollen stotternder Blick
    in Fratzen belebten Lichts.

    Oben unten verschoben
    und an den Rändern das Nichts.

    Liebe Grüße
    Lyriost

    Gretchen schreibt am 10.04.2009 um 12:35 Uhr:
    Grüße Dich, Lyriost.
    Zu 12: Sehr eindringlich und dicht, über dies eine sehr anspruchsvolle und gute Ergänzung.

    Grüße
    von Gretchen

    Lyriost schreibt am 10.04.2009 um 13:49 Uhr:
    Liebe Gretchen, dein gedankenanstoßendes Karfreitags-Diktum könnte gut als selbständiger Blogeintrag stehen, findest du nicht. 😉

    Gretchen schreibt am 10.04.2009 um 14:08 Uhr:
    Ich bin mir nicht so sicher, ist das denn (bitte verzeihe) von Dir ganz ohne jede Zweideutigkeit gemeint? (;-?)
    Oft fühle ich mich doch noch sehr unbeholfen im Formulieren.
    Gruß
    Gretchen

    Lyriost schreibt am 10.04.2009 um 16:09 Uhr:
    Es würde mich freuen, auf deinem Blog zu kommentieren. Ohne jede Zweideutigkeit.

    Gretchen schreibt am 10.04.2009 um 18:19 Uhr:
    Aber für einen Blog sind meine Sachen noch nicht ausgereift genug. Auch das Karfreitags-Diktum (heißt es wirklich Karfreitags-…?) ist mir doch nicht so gut gelungen, oder wie findest Du es? Mir kam der Gedanke heute ganz früh, ich konnte nicht schlafen und dann ging ich ans Schreiben.

    Liebe Grüße
    Gretchen

    Gretchen schreibt am 10.04.2009 um 20:15 Uhr:
    Prächtiger Abend, aber die Sonne geht in ihr Blut.
    Ich wünsche Dir eine gute Nacht.

    Grüße
    Gretchen

    Gretchen schreibt am 11.04.2009 um 10:37 Uhr:
    Guten Morgen, Lyriost.
    Falls wir vor Ostern keine Begegnung hier haben sollten, wünsche ich Dir jetzt schon ein paar schöne Feiertage. Zeigt die Diaschau in „Lyriost-Zeigefinger“ (Google-Angabe) Deine Wohngegend? Sehr schön fotographiert.

    Mit den besten Grüßen
    Gretchen

    Epikur schreibt am 11.04.2009 um 14:49 Uhr:
    Hallo Lyriost,

    Sie sind ein professioneller Dichter! Ich weile gern in Ihrem Dichter-Garten für freie Gedanken und Phantasien….

    Der Kreis ist immer offen

    Fantasie ist ein Kreis
    Licht ist ein Kreis
    Liebe ist ein Kreis
    Yin Yang ist ein Kreis
    Wo ist die Grenze?

    Schöne Osterntage!

    Gretchen schreibt am 17.04.2009 um 19:40 Uhr:
    Lieber Lyriost, auch wenn Du momentan dein stolzes Schiff hindurch gegen das nahe Drohen des Meeres steuerst und die Gischt von des Berges Faust Dir zum Halse springt und Gefahren lauern, wie Schakale nach dem Aas, wann immer Du zurückkommst, möcht‘ ich Dir hier ein paar Wörtchen hinterlassen, die Du zu Herzen nehmen möchtes:

    Sorge

    Leichtes Grollen in der Brust, denn du warst fern.
    Kinder, spielen mit verlor’nen Blicken ohne Furcht.
    Doch wenn des Himmels Hoheit liebend sich verneigt,
    Bevor das eigen’ Blut gewogen ist im vertrauten Schoß,
    Muß mit Gewalt das Herz sich drehen, ob der Geliebten.
    Leises Flehen in der Sorge und im Busen ganz beklommen,
    Rückt der neue Tag heran, wand’le matt und taub vom Rufen,
    Ob ein Gott sich hat erbarmet über meiner Kinder Schar.
    Nur der Falke droben ziehet spähend seine Kreise rund
    Drunten plagt die Liebe sich über der Sorge Grund.
    Heimlich ziehen Fratzen die tollen Geister im Gebälk,
    Und der Gespenster Hohngelächter sticht ins Blut.
    Wo keine Lösung, da will ich springen in die Flut,
    Und wollen Wassermassen mich besudeln bis ich welk.
    Plötzlich! Ein Rufen wie aus des Lämmleins Kehle,
    Auf der Schwelle drückt mein Gefährte die Lieben an die Brust.

    Gruß
    von Gretchen

    Lyriost schreibt am 20.04.2009 um 13:50 Uhr:
    Liebe Gretchen, ich danke dir für deine Worte. Die muß ich erst mal auf mich wirken lassen. Bin aber bald wieder da. In den sanfteren Jahreszeiten allerdings mit größeren Pausen. Ich hoffe es geht dir gut und du bist kreativ.

    Liebe Grüße
    Lyriost

    Gretchen schreibt am 20.04.2009 um 17:27 Uhr:
    Grüße Dich ganz lieb, Lyriost.

    Vielleicht hätte ich oben in meinem kleinen Text (Kommentar 21) statt „Falke“ besser „Adler“ genommen, denn Falken ziehen ja bekanntlich keine Kreise. Dumm. Ist mir etwas spät eingefallen.

    Ja, bin kreativ. Und über Deine Nachricht habe ich mich sehr gefreut. Bitte, sei auch kreativ.
    Bis bald
    Gretchen

    Lyriost schreibt am 21.04.2009 um 10:49 Uhr:
    Als Kind habe ich gern auf einem Felsen gesessen und zugeschaut, wie Rote Milane das Tal überkreisten.

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  2. Gut auf den Punkt gebracht das Gedicht, Lyriost, ich bin da gefühlsmäßig gleich drinnen, verspüre aber beim Lesen ein leichtes Grummeln in der Magengegend …

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  3. „Als Kind habe ich gern auf einem Felsen gesessen und zugeschaut, wie Rote Milane das Tal überkreisten.“
    … vielleicht kreisen da ja noch immer welche. 😉

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  4. Oh, einen Windpark! Hoffentlich sind die Milane dort nicht „unter“ die Räder gekommen, sondern haben sich einen anderen Lebensraum gesucht.
    Ich denke mir immer, wen ich denn bei solchen Rädern vorbeikomme (das ist aber eher sehr selten), ob der Schall eventuell die Hunde nicht verrückt macht, die haben doch so ein feines Gehör, können Töne wahrnehmen, für die das menschliche Ohr taub ist… :-/

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