Der autoritäre Charakter platzt in eine Diskussion zum Thema Singvögel und ihre Stimmen. Da ihn dieses Thema jedoch so gar nicht interessiert und er bestenfalls laienhafte Kenntnisse auf dem Gebiet der Ornithologie vorzuweisen hat, erhebt er das Wort, um darauf hinzuweisen, daß Vogelfreunde fälschlich behaupteten, Vögel würden häufig Opfer von umherstreunenden Katzen, was jedoch unzutreffend sei. Nun beginnt er (es ist sein Steckenpferd), Belege für die Vogelfreundlichkeit der Katzen auszubreiten, und fährt jedem über den Mund, der Einwände erhebt.
Einer, der verwundert schaut ob der Themenverlagerung, aber ansonsten schweigt, wird von unserem autoritären Katzenfreund auf barsche und beleidigende Weise genötigt, endlich etwas zu seinen Thesen zu sagen, und man sieht dem Katzenfreund an, der sich mehr und mehr erregt und außer sich gerät, daß er dem Wortverweigerer am liebsten Daumenschrauben anlegen würde, um dessen Aussage zu erzwingen.
Der Wortverweigerer aber lächelt nur und sagt: Es steht nirgendwo geschrieben und ist auch nicht üblich, daß jemand gezwungen werden kann, über Themen anderer zu reden, seien es nun fixe Ideen, Zwangsvorstellungen oder auch nur Belanglosigkeiten.
Dummerweise ist Folter zur Zeit verboten, denkt sich der autoritäre Charakter. Und schleicht grummelnd davon.
Gretchen schreibt am 24.03.2009 um 13:41 Uhr:
Das ist gut gewogen, Lyriost, finde ich jedenfalls.
Lyriost schreibt am 24.03.2009 um 13:56 Uhr:
Nun ja, wer den Hintergrund kennt, könnte einwenden, der Vergleich sei ein wenig mißlungen, weil nicht ganz gerade, eben hinkend, aber ich glaube nicht, daß es in diesem Fall auf Genauigkeit ankommt, denn die Aussage ist allgemeiner Art, auch wenn ihr ein konkreter Anlaß zugrunde liegt.
Ombrage schreibt am 24.03.2009 um 15:10 Uhr:
Eine Aussage verallgemeinern, weil ihr ein konkreter Anlaß zugrunde liegt?! Ja, das nennt man wohl mißlungen – oder eben klassisch. Denn man wird so schnell zum autoritären Charakter. *lächel*
Zumal – der Begriff „autoritär“ ist viel zu unscharf und in diesem Zusammenhang völlig ungeeignet, da einseitig wertend. Fürs Publikum mag es reichen, für eine kritische Auseinadersetzung nicht.
Und letztlich unterscheidet den „autoritären Charakter“ vom Wortverweigerer doch nur eines – der Charakter. *schmunzel*
Gleichnisse sind etwas zauberhaftes, wenn sie denn verstanden werden und eine echte Entsprechung in der Realität finden. Zu oft jedoch ersetzt die Denkverweigerung die Wortverweigerung. Und dann wird eben nicht gelächelt sondern geschnattert. *lächel*
Lyriost schreibt am 24.03.2009 um 15:16 Uhr:
Jeder Aussage liegt ein konkreter Anlaß zugrunde. Oft sogar mehrere. Das merkt man aber nur, wenn man seine Aussagen und ihre Gründe reflektiert.
MariaHilf schreibt am 24.03.2009 um 15:21 Uhr:
Ombrage – wie immer hinterlässt du einen faden, abgestandenen Geruch….der kommt von ganz innen, gell….LÄCHEL
Ombrage schreibt am 24.03.2009 um 15:23 Uhr:
Aber keine Aussage die einen konkreten Anlaß hat, sollte zu Verallgemeinerungen führen, Lyriost. Das ist unter deinem Niveau, wenn du – zumindest zu dir – ehrlich bist. Und es ist unfair.
Und ich denke, den konkreten Anlass für deine Aussage zu kennen. Die echten Gründe dafür kannst in der Tat nur du reflektieren. Manchmal sind sie der Wunsch, die Welt zu retten und manchmal einfach nur gekränkte Eitelkeit.
Lyriost schreibt am 24.03.2009 um 15:30 Uhr:
Ombrage, ich glaube nicht, daß du den Anlaß kennst. Da überschätzt du deine Möglichkeiten und deine Wichtigkeit gar zu sehr. Oder trittst du etwa unter einem Zweitnamen als österreichischer Neofaschist auf? Ich denke doch nicht, oder? Übrigens: Die Welt retten wollte ich noch nie, und meine Eitelkeit ist so leicht nicht zu kränken. Ganz ehrlich. 😉
Ombrage schreibt am 24.03.2009 um 15:47 Uhr:
Mein Problem – oder meine Herausforderung – mit dir ist, das ich Stil und Thematik deiner Auslassungen eigentlich sehr schätze, aber auch weiß, das ich von dir nur im Disput lernen kann/will.
Ansonsten bist du mir inhaltlich einfach zu unscharf. Du überläßt zuviel der Interpretation des Einzelnen, wodurch es zwar gefälliger aber eben auch substanzloser wird.
Deine Fans finden sich wieder in Ihrer persönlichen Interpretation, mich interessiert jedoch deine Meinung jenseits der Prosa.
Zumal es mir als einzige Möglichkeit erscheint, dich zu bewegen im Umgang mit mir nicht nur für die „Galerie“ zu schreiben. lächel.
Ich nehme mich nicht wichtig – „ihr“ tut das. *schmunzel*
Auch für dich gilt jedoch – wenn es dir zu „dumm“ wird, reicht eine klare Ansage. Ich nehme das nicht übel, denn ich suche wie gesagt den Disput, nicht den Streit.
Gretchen schreibt am 24.03.2009 um 16:14 Uhr:
wicht-ig
Der Wicht; pl. die Wichte, Sie lassen sich vornehmlich in den Gängen sehen. (…) Vielleicht auch in Gedankengängen?
grins
Gretchen schreibt am 24.03.2009 um 17:25 Uhr:
Und wenn der Katzenfreund noch ein Salbader ist, wird’s besonders lustig mit dem Bilde des „autoritären Charakters“;-
Lyriost schreibt am 24.03.2009 um 17:59 Uhr:
Der autoritäre Charakter findet sich sicherlich mehr unter Hundehaltern, vermute ich mal. Aber Hunde interessieren sich eher weniger für Vögel. 😉
Grechtchen schreibt am 24.03.2009 um 18:03 Uhr:
Das trifft…;)
Lyriost schreibt am 24.03.2009 um 18:10 Uhr:
Ombrage, was meinst du mit „unscharf“? Am besten gleich konkret ansprechen, wenn du deiner Meinung nach Unscharfes entdeckst. Vielleicht können wir es gemeinsam schärfen. Allerdings finde ich Unschärfe nicht sonderlich
Meinst du nicht, daß jeder seinen Fokus selbst einstellen sollte? Ideologen, messianische Eiferer und Fundamentalisten zeichnen scharfe Bilder, die kaum Interpretation zulassen. Deren Schwarzweiß wirkt immer schärfer als Farbe. Und gar der Holzschnitt. Ich bin kein Freund von Holzschnitten.
Eine Meinung jenseits der Prosa gibt es bei mir höchstens in der Lyrik. Da muß ich oft selbst Interpretationsarbeit leisten.
Gretchen schreibt am 24.03.2009 um 19:47 Uhr:
Welches Organum taugt durch die Schärfe so genau zu messen?
Lyriost schreibt am 24.03.2009 um 21:32 Uhr:
Das kommt darauf an, ob wir Sehschärfe messen wollen oder die Schärfe eines Gewürzes. 😉
Gretchen schreibt am 24.03.2009 um 21:57 Uhr:
Du Fuchs.
Gretchen schreibt am 24.03.2009 um 22:09 Uhr:
Deine Sehschärfe dimensioniert deine Wortschärfe und schneidet mich und legt meinen Gedanken- und Wort-Ulkus bloß.
Gretchen schreibt am 24.03.2009 um 23:38 Uhr:
Zu 17: Gehöre nur zum Fußvolk, und ich drehe noch ein bißchen am Rad, lyriost: das Ulkus, ergo …mein Gedanken- und Wort-Ulkus, bitte entschuldige.
Grüßchen
von Gretchen
Gretchen schreibt am 25.03.2009 um 14:20 Uhr:
Lyriost: Folgende Frage hätte ich gern in den passenden Thread gestellt, klappte aber nicht. Aus diesem Grund erlaube mir hier die Frage zu stellen:
Wie wehrt man sich gegen Mobbing und Mobber(innen) am besten, mit welchem Verhalten?
Lyriost schreibt am 25.03.2009 um 15:31 Uhr:
Gretchen, die Frage ist so allgemein nicht zu beantworten, denn das hängt von den Umständen ab und von der Persönlichkeit des Gemobbten. Leider ist es so, daß die Opfer durch ihr Verhalten dazu einladen. Ich selbst war nur in meiner Jugend genötigt, einem die Faust aufs Auge zu hauen. Das hat geholfen. Später habe ich dann signalisiert und notfalls klar gesagt: Mit mir nicht. Punkt. Wichtig ist: Man darf nicht gefallen wollen. Notfalls zieht man sich aus einer Situation zurück, wenn das möglich ist, überlegt sich etwas und kommt mit Paukenschlag zurück. Dazu gehört Selbstbewußtsein, an dem es Gemobbten leider mangelt. Und die Mobber riechen das wie wilde Tiere das Blut eines Verletzten.
Gretchen schreibt am 25.03.2009 um 17:02 Uhr:
Danke, Lyriost. In meiner Schulzeit hatte ich eine ähnliche Auseinandersetzung mit selbiger Lösung. „Man darf nicht gefallen wollen“, ist genau der richtige Ansatz für solche, welche einen hochethischen familiären Hintergrund haben und unter dem Eindruck leben, sie müßten in jedem Fall den Leuten gefallen. Das tue ich seit jenem Zwischenfall auch nicht mehr.
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