Mich amüsiert es immer wieder, wie die Vernunft, ich meine die reine, sich im Gebirge versteigt, aber noch mehr belustigt es mich, wieviel Vernunft der Verstand aufzubringen vermag, um der sich versteigenden Vernunft Unvernunft zu unterstellen. Das ist wahrhaft köstlich.
Brises schreibt am 21.03.2009 um 14:24 Uhr:
Köstlicher Aphorismus. Wo hast Du im Treiben und Gewimmel der Menschen eine solch amüsante Bergwanderung zweier so gänzlich unterschiedlichen Typen von Welttouristen erblickt, wohlwissend, selbst ein Freund hoher Gebirge zu sein? Und widerfuhr es Dir zuweilen nicht selbst so, zwar von einem Seil gesichert, aber in den Abgrund blickend, baumeltest Du plötzlich schwebend am starren Gestein? Über Dir zeigte sich freundlich ein samtener Himmel. Blau.
Brises schreibt am 21.03.2009 um 18:32 Uhr:
Ganz schönes Kopf-Knabbern
„Eine solche dialektische Lehre wird sich nicht auf die Verstandeseinheit in Erfahrungsbegriffen, sondern auf die Vernunfteinheit in blossen Ideen beziehen, deren Bedingungen, da sie erstlich, als Synthesis nach Regeln, den Verstande und doch zugleich, als absolute Einheit derselben, der Vernunft congruieren soll, wenn sie der Vernunfteinheit adäquat ist, für den Verstand zu gross, und, wenn sie dem Verstande angemessen, für die Vernunft zu klein sen wird; woraus denn ein Widerstreit entspringen muss, der nicht vermieden werden kann, man mag es anfangen, wie man will. …“
Wortwurf aus Kant’s „Antithetik der reinen Vernunft“ (Hrg. Rosenkranz/Schubert)
Lyriost schreibt am 21.03.2009 um 19:07 Uhr:
Mit anderen Worten: Als Kurzsichtiger kann man nicht über den Tellerrand sehen, und dem Weitsichtigen kommt leicht die direkte Umgebung abhanden. Eine variabel einsetzbare Kognitionsgleitsichtbrille wird gesucht.
Lyriost schreibt am 21.03.2009 um 19:16 Uhr:
Zu 1: Meine Vernunft versteigt sich nicht mehr so leicht, weil sie nicht rein ist, sondern gut durchmischt mit Skepsis. Auch mir selbst und meinen Intentionen gegenüber. Auch fehlt mir ein wenig der Ernst bei der Sache. Ist alles nur ein Spiel der Gedanken. Graue Zellkinder auf Pollenflug.
Brises schreibt am 21.03.2009 um 19:32 Uhr:
Ja, diese Kognitionsgleitsichtbrille als Werkzeug im Unterschied zum Zwergzeug (,,,) auf der Nase aller Suchenden brächte vielleicht eine Schärfe des Sehens und böte sich an, die Gelassenheit unter den Menschen zu mehren. Wohl an.
Lyriost schreibt am 21.03.2009 um 20:12 Uhr:
Ich selbst behelfe mich mit ständigem Wechseln der Gläser. 😉
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Gretchen schreibt am 21.03.2009 um 23:02 Uhr:
Verstiegene Vernunft? Herr Lyriost. Quo Sienciviecz? Welche Gläser? Ich trage keine Brille. Warum sind Sie so schwer im Verstehen? Schreiben Sie bitte etwas einfacher, wie Leuten wie ich es bin. Fußvolk. Danke.
Gretchen schreibt am 21.03.2009 um 23:14 Uhr:
Erst war ich von den Begriffen angesprochen gewesen, aber als ich die Texte las, war ich gehemmt. Wieso muss die Frage so unverständlich behandelt werden? Ich finde einfach, dass das Einfache besser ist. Was ist Vernunft und was der Verstand, oder ist das dillettantisch gefragt?
Lyriost schreibt am 22.03.2009 um 09:40 Uhr:
Der Verstand fragt sich, wie wir etwas am besten tun, die Vernunft dagegen beschäftigt sich mit der Frage, wer das ist, der etwas tut, was Tun ist und warum das Ganze. 😉
Gretchen schreibt am 22.03.2009 um 13:04 Uhr:
Zu 9: Ist das ein Schicksal oder ein Unfall?
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Lyriost schreibt am 22.03.2009 um 14:08 Uhr:
Ja, möglicherweise ist das Schicksal ein Unfall am Anfang der Zeit. Die Christen nennen es Erbsünde.
Gretchen schreibt am 22.03.2009 um 14:20 Uhr:
Oder doch mehr ein Zufall aus dem Wirken der Gewalt, die uns Menschen verborgen ist?
Lyriost schreibt am 22.03.2009 um 14:52 Uhr:
Wir selbst sind ein „Teil“ dieser Gewalt, und ich glaube nicht an den Zufall. So wie auch Unfälle keine Zufälle sind, sondern nur Ereignisse, deren Zusammenhänge wir manchmal überschauen können, ein anderes Mal jedoch nicht.
Gretchen schreibt am 22.03.2009 um 15:07 Uhr:
Die Kausalität ist wohl in eine Verwicklung verstrickt?
Gretchen schreibt am 22.03.2009 um 17:37 Uhr:
#13) Aber wie erklären Sie „Gewalt“?
Lyriost schreibt am 22.03.2009 um 18:40 Uhr:
Dieses Ding an sich kann man bloß wahrnehmen. Schopenhauer hat sehr schön versucht, es zu erklären, hat ihm jedoch letztlich nur einen eher nichtssagenden Namen gegeben.
Gretchen schreibt am 22.03.2009 um 18:49 Uhr:
Habe Schopenhauers Werke nicht, wenn Sie meine momentane Bequemlichkeit entschuldigten, wie lautet sein nichtssagender Name? Und Ihre Kritik enthält einen Klang, der Interesse weckt. Worin hat sich Schopenhauer eventuell getäuscht?
Lyriost schreibt am 22.03.2009 um 18:58 Uhr:
Für Schopenhauer ist der Wille zum Leben das Ding an sich. Ob er sich getäuscht hat, vermag ich nicht zu sagen. Aber ich glaube nicht an die Erkennbarkeit der sogenannten letzten Dinge, und geschlossenen Denksystemen gegenüber hege ich ein gewisses Mißtrauen.
Gretchen schreibt am 22.03.2009 um 19:22 Uhr:
Das ist ein offenes und großes Wort, das ich über meinen Schlaf mitnehmen möchte. Bis bald.
Lyriost schreibt am 22.03.2009 um 19:34 Uhr:
Faust und Mephistopheles wünschen dir süße Träume.
Gretchen schreibt am 22.03.2009 um 20:03 Uhr:
Meine Herren, Ihnen gebühret Dank, und noch mehr gebe ich von ganzem Herzen diesen dem im Rufe gnädigen Gott.
Eleonora Esterfania schreibt am 22.03.2009 um 22:06 Uhr:
Gretchen: Wie süß macht sich Dein Anerbieten an diese Herrschaften, daß mir’s graust. Komm, und eröffne Dein Sprechen als mein Wünschen, und es ist mein Schatz in meinem Herzen, wie Du ihn liebst. Du kennst meine Kontaktadresse.
Küsse, Deine Eleonora Esterfania
Eleonora Esterfania schreibt am 22.03.2009 um 22:28 Uhr:
Dich hier aufzusuchen war kein guter Einfall, Liebste.
Immer deine ElEst
Gretchen schreibt am 23.03.2009 um 00:43 Uhr:
Herzliebste Eleonora. Jetzt mal über diesen Sender:
Du bist sehr lieb. Aber ich liebe den Geist Lyriost – nicht aber den des anderen Typen mit vernebeltem und durchkreuztem Lichthorizont.
Dein Gretchen
Eleonora Esterfania schreibt am 23.03.2009 um 01:18 Uhr:
Vita activa, Liebste.
Gretchen schreibt am 23.03.2009 um 15:43 Uhr:
Lieber Lyriost, was sind eigentlich „Letzte Dinge“?
Mit Grüßen
Gretchen
Lyriost schreibt am 23.03.2009 um 17:57 Uhr:
Allesamt Dinge, von denen wir nichts wissen und über die wir nur mutmaßen können. Eschatologie.
Gretchen schreibt am 23.03.2009 um 18:15 Uhr:
Hatte mal vor einigen Jahren ein bißchen in meiner elterlichen Bibliothek herumgestöbert und fand zur „Eschatologie“ zumal der jüdischen diverse Publikationen, Aber mir fehlte der Zugang. Anders erging es mir beim Lesen hebräischer, griechischer (Übersetzungen) und deutscher Lyrik,
Habe Ihr Gedicht als Kommentar zu einem User gelesen, und bei Ihnen hier wiedergefunden. Warum lassen Sie solche Blüten auf eine Wiese aufgehen (verzeihen Sie), wo eine Ochsenherde weidet?
Gruß von
Gretchen
Lyriost schreibt am 23.03.2009 um 18:31 Uhr:
Ja, das ist eine gute Frage. Wenn ich einen guten Film im Kino sehe, der sich einfühlsam mit dem Leben beschäftigt, und mich dann umschaue, sehe ich fast ausschließlich Menschen, die das ähnlich wahrzunehmen scheinen wie ich. Dabei sind solche Filme für die „Ochsen“ gemacht und nicht für mich, eigentlich Verschwendung, denke ich mir. Aber vielleicht ist da einer, nur einer …
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