Wert der Werte

Bereits die Frage, ob ich Wert auf ein Wertsystem lege, ist keine intellektuelle, sondern eine moralische. Umso mehr wird die Auswahl eines Wertsystems primär von ethischer Motivation geleitet und nicht so sehr von rationalen Überlegungen. Der Wert von Werten aber versteht sich nicht von selbst, sondern muß rationaler Prüfung ebenso standhalten wie der Wert der Wertung als Haltung. Welchen Wert hat es zu werten? Hat die Frage nach einem Wert überhaupt einen Sinn?

Moralische Urteile

Gegen moralische Urteile, die auf Nachdenken beruhen, habe ich nichts, soweit sie schlüssig aus den Ergebnissen des Nachdenkens hervorgehen. Nachdenken, das auf moralischen Urteilen beruht, sie zu ihrem Ausgangspunkt macht, halte ich jedoch für entbehrlich. Es sei denn, das Nachdenken geschieht mit der Absicht, ebendiese moralischen Urteile auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen.

Bevor ich begründe, warum etwas von Übel ist, gebietet es die intellektuelle Aufrichtigkeit, zu prüfen, ob dies tatsächlich zutrifft und nicht nur meinen Neigungen und vorgefaßten, wenig reflektierten Überzeugungen widerspricht.

Nicht geahnt

Ein Verbrecherregime gebiert sich nicht selbst. Am Anfang eines jeden verbrecherischen Regimes in der Geschichte standen Gläubige, enthusiasmierte Idealisten, die später einmal sagen werden: Das haben wir nicht geahnt. Und wir haben nichts gewußt.

Zeigefinger

Sloterdijk in der Zeit : „Der Daumen hat den übrigen Fingern den Rang abgelaufen, er ist der große Gewinner dieses Jahrzehnts.“ Ich hatte dazu bereits bemerkt, daß der Daumen eher Verlierer ist – wegen der zu erwartenden Zunahme der Daumensattelgelenksarthrosen infolge exzessiven Mausgebrauchs. Im übrigen stelle ich fest, daß die Zeigefinger allüberall immer länger werden.