Vertreterinnen einer feministischen Linguistik beklagen sehr gerne, wie ungerecht es bisweilen in der Sprache zugeht, als könne und solle die Sprache so etwas wie ein Gerichtshof für Gleichberechtigung sein. Häufig seien weibliche Formen unterrepräsentiert und fristeten ein armseliges Leben im Schatten männlicher Dominanz. Daß es auch anders geht, sieht man zum Beispiel in der Technik. So wird nicht etwa der Vater in die Mutter geschraubt beziehungsweise die Mutter auf den Vater – oder die Vaterschraube oder der Schraubenvater in die Schraubenmutter oder Mutterschraube –, sondern ganz pragmatisch eingeschlechtlich nur die Schraube in die Mutter, die Mutter auf die Schraube (oder die Mutterschraube). Technik als weibliche Domäne. Schon in Pierers Universallexikon von 1862 findet man neben der Schraube die »Schraubenmutter« und die »Mutterschraube«. Den Schraubenvater oder die Vaterschraube sucht man unter dem Stichwort Schraube bei Pierer und in späteren Lexika vergebens.
Wir sagen zwar Schraubenmutter, aber nicht Schraubenvater. Tatsächlich findet sich der Begriff Vaterschraube in Krünitz‘ Enzyklopädie ein Jahrhundert vor Pierer. Die Feminisierung des technischen Befestigungs- und Verbindungselementes Schraube liegt also zwischen der Mitte des achtzehnten und der des neunzehnten Jahrhunderts.
Den Männern bleibt angesichts dieser offensichtlichen Benachteiligung, die völlig unverständlich ist, wenn man bedenkt, wie der Begriff analogisch entstanden ist, nichts als eine Art technischer Penisneid und betroffenes Staunen über die kuriose Realitätsfremdheit mancher sprachlichen Formen.
Vielleicht erklärt sich aus dem männlichen Neidgefühl die Erfindung des Kompositums Schreckschraube. Auch das eindeutig ein dominium femininum.
Zwischenweltler schreibt am 09.12.2008 um 11:15 Uhr:
*lach*
Ich bin gespannt, was heraus kommt, wenn Du über Steckverbindungen referierst.
Das deutsche „Stecker / Buchse“ klingt ja fast wertfrei gegenüber dem englischen „male / female“ (connector).
Wobei da ja eigentlich die Gleichberechtigung bereits integriert ist: Ein Stecker nützt nichts ohne die passende Buchse. 😉
Tonius schreibt am 26.12.2008 um 09:09 Uhr:
Fortschrift der Genetik und der Journaille:
Weihnachtsnotdienst in einem Knappschaftskrankenhaus im Ruhrgebiet:
Der Chefarzt ist alarmiert worden. Er sitzt vor dem Patienten, der untersucht worden ist:
„Mhm – Sie haben eine sehr seltene, sehr ansteckende Krankheit.“
„Hä?“
„Die HIV-Variante der Recklinghäuser Krankheit. – Haben wir genetisch in zwei Stunden abgecheckt. (Werden wir in „nature“ nach Neujahr veröffentlichen!“
„Hä?“
„Nun. Alles in Ordnung.“
„Orda?“
„Wir müssen Sie auf die Isolierstation verlegen. Und dort bekommen Sie nur Reibekuchen und Spiegeleier zu essen.“
„Hä?“
„Ja, wir soergen für Sie alle halbe Stunde! Und was zu lesen für die Feiertage gibt’s auch.“
„Kiachenzeitungse?“
„Nein. Die Männlichkeitsstärkende Sprachkritik von „lyriost“. Die passt im Ausdruck als Serviette und als Klopapier. – Pfarrer wolln Se woll nich, wa?““
„Bitta? – Abba – Wead‘ ich dvon auche wieda gsund?“
„Nein, aber das ist das einzige, was sich unter der Tür durchschieben läßt.“
zitieren
Tonius schreibt am 26.12.2008 um 11:23 Uhr:
Satirisch verifiziert (nch Krünitz):
V a t e r-schraube [nicht Sprachersatz-Penis], (…) bei (…) [Ver-]Künstlern, die in [Sprach)-Holz etc. arbeiten: eine jede Schraube, die in eine Mutterschraube oder in einen mit Schraubengängen versehenen Cylinder eingeschraubt wird; sie wird besonders dann so genannt, wenn sie mit der Mutterschraube zwei abgesonderte Theile vereiniget, wie z. B. an einem Pfeifen- [oder sprech-schreibenden Mund-]rohre.
[.. und dort sollte MANN solche Sprach- oder Spruchbeitrachtungen, die Anal-üsten-Tüfteleien sind, belassen.]
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Köstlich!!
LG Sella
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