Höflichkeit

Übertriebene Höflichkeit ist die sublimierte Aggression eines Menschen, der Angst davor hat, als Heuchler entlarvt zu werden.

Dem Wort »Höflichkeit« haftet auch heute noch seine Herkunft aus dem intriganten höfischen Getue an, das durch Schleimerei und Schmeichelorgien geprägt war. Daß das alles keine Erfindung des frühneuzeitlichen höfischen Lebens ist, sondern in milderer Form bereits in der Antike zu finden, erkennt man, wenn man etwa den Blick auf römische Patronatsbeziehungen richtet.

Eine Antwort auf „Höflichkeit

  1. grenzgaenger schreibt am 12.12.2008 um 17:28 Uhr:
    unter sublimation versteht man gemeinhin den übergang von der festen in die gasförmige phase, und die pflegt ebenso gemeinhin zu entweichen. ergo ist eine sublimierte aggression eine, die sich verflüchtigt hat, also nicht mehr vorhanden ist. es sei denn, die sublimation findet in einem abgeschlossenen system statt, das aber der mensch als solcher nicht ist, und die menschliche gefühlswelt schon gar nicht, da eben jene nur in der interaktion mit der (sozialen) umwelt zu verstehen ist. eine sublimierte aggression kann daher keinen ausdruck in einer übertriebenen höflichkeit finden, eine kompensierte hingegen sehr wohl.

    Lyriost schreibt am 12.12.2008 um 19:48 Uhr:
    Da der Mensch für mich keine Art weiche Dampfmaschine ist, lasse ich mal das descartsche Denken oder de La Mettrie beiseite. Aber die Naturwissenschaftlerin hat für den Bereich der Physik natürlich ganz recht (soweit ich das beurteilen kann); hier geht es jedoch nicht um Thermodynamik, sondern um Freudianisches. So mancher, der Zahnarzt wird, sublimiert durch seine Berufswahl aggressive Impulse, und viele Künstler schaufeln sublime Kreationen aus den Tiefen heftiger sexueller Triebkräfte, die durchaus nicht so feinsinnig, so „sublim“ sind wie viele Kunstwerke. In diesem Bereich, dem psychoanalytischen, spricht man normalerweise nicht von Sublimation, sondern von Sublimierung. So wie man in der Physik den Begriff Sublimation dem der Sublimierung vorzieht. Eine Anologie zur physikalischen Naturwissenschaft ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, aber doch zu brüchig, als daß man das „System“ Mensch mit physikalischen Systemen gleichsetzen könnte.

    Ich dachte mir das etwa so: Neben dem (offen wütenden) Angstbeißer gibt es auch den (verborgen wütenden) Angstschmeichler. Und übertriebene Höflichkeit empfinde ich als Schmeichelübung.

    grenzgaenger schreibt am 12.12.2008 um 20:13 Uhr:
    …aha…

    Pete schreibt am 14.12.2008 um 10:11 Uhr:
    Hi Leutz
    Mit ehrfürchtigem Staunen stehe ich am Rande und höre dem Streit der Gelehrten zu.
    Und wer gut zuhört (obwohl ich ja eigentlich lese und nicht höre), der kann immer was lernen. In diesem Sinne hat mich obiger kleiner Disput wieder ein wenig weiter gebracht.
    Es grüsst Pete, mit Dank

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