Ontologische Ironie

Das Paradoxe am Leben ist, daß es im Menschen die Voraussetzung schafft, den Gedanken an eine Freiheit des Seins zu entwickeln, die dem Leben nicht innewohnt, ja, die es beständig durch ironische Kommentare des eigenen Körpers und die Lebensäußerungen der anderen ins Lächerliche zieht.

»Schwarze Milch der Frühe«

Die angeblich paradoxe »schwarze Milch der Frühe« in Celans »Todesfuge«, über die so viel gestritten wurde in der Literaturwissenschaft, verliert sehr leicht einen Großteil ihres oxymorotischen Charakters, wenn man bedenkt, daß Hippokrates empfahl, bei schweren Krankheiten die Milch schwarzer Kühe zu trinken.

Der Bruder Leidenschaft

In einem Buch über die Farben von Klausbernd Vollmar las ich, geistige und physische Leidenschaften seien »zwar feindliche, aber doch eng verbundene Brüder«. Brüder. Der Autor ist, wie man vermuten darf, kein passionierter Sprachliebhaber.

Sokratische Ironie

Eine für den Betrachter von außen besonders lustige, weil mißglückte Form der sokratischen Ironie ist jene, bei der der Ironiker glaubt, er habe dem anderen eine Falle gestellt, dann aber selbst hineingetappt ist, weil er nicht bemerkt hat, daß das eigene Sich-dumm-Stellen vom anderen bemerkt, jedoch nicht ernstgenommen wurde (oder gar kein bewußtes Sich-dumm-Stellen war).

Da nützt dann auch der Hinweis auf imaginäre Gänsefüßchen nichts mehr. Manchmal ist die nachträgliche Charakterisierung einer Aussage als ironisch (oder auch sarkastisch) allerdings nur eine Ausrede und ein Versuch, dem andern eine Wahrnehmungsstörung anzudichten und ihn damit herabzusetzen, während man sich selbst gleichzeitig in ein Überlegenheitsgefühl zu retten trachtet.

Klappt selten.