Die Geschichtsschreibung ist Ausdruck politischer Kultur und gesellschaftlicher Machtverhältnisse, und es ist eine Illusion, daß es in der offiziellen Historiographie so etwas gäbe wie eine lineare Annäherung an die geschichtliche Wahrheit. In Wirklichkeit findet ein ständiges Umschreiben statt und ein Interpretieren von Interpretationen, das letztlich nur noch dazu dient, die Quisquilienverliebtheit einiger weniger zu befriedigen. So wendet man sich vom Beschriebenen ab und verliert sich in Debatten über Beschreibung und Beschreiber. Am Ende dann das Mündungsdelta, wo die Informationen in unterirdische Fußnotenfriedhöfe fließen, zu denen nur noch „ausgewiesene“ Fachleute Zugang haben.