Eine Antwort auf „Übermenschphantasie

  1. vonWegen schreibt am 25.07.2007 um 10:37 Uhr:
    So ist das – mehr oder weniger. Wobei ich „Vernichtung“ für übertrieben halte. Wenn man den Fortschritt der Gentechnik bedenkt, dann wird man in Zukunft nicht von einer Vernichtung, sondern eher von einer zunehmenden Marginalisierung der Untermenschen ausgehen müssen. (Zu diesem Thema gibt es einen schönen Film : „Gattaca“.) Um die Frage, was denn den Übermenschen auszeichnet (und damit den Untermenschen stigmatisiert) sollte man sich aus Angst vor den denkbaren Konsequenzen allerdings nicht drücken. Denn entweder wir finden darauf alle zusammen eine Antwort – oder die Kombination von Geschäftsinn (der Anbieter von Genmanipulationen an Keimzellen) und individueller Optimierungsphantasie (der Nachfrager, also von potentiellen Eltern) erzeugt diese Antwort automatisch.

    Lyriost schreibt am 25.07.2007 um 11:40 Uhr:
    Da es so viele Leute gibt, die sich schon nach zehn Glas Bier für Übermenschen halten, weil sie nicht umfallen, ohne zu bedenken, daß sie gar nicht umfallen können, so dichtgedrängt, wie sie in der Menge stehn, habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, meine Meinung über den Wert von Menschen individuell zu bilden und für mich zu behalten. Das hält mich mich jedoch nicht davon ab, ausgehend von meinen eigenen, unausgereiften, aber reifenden Wertvorstellungen, das zu bewerten, was sie sagen und, vor allem, was sie tun. Sieht man sich die gesellschaftliche Entwicklung an, so ist die Frage, was einen Menschen/Übermenschen auszeichnet, eine von ökonomischer und damit Definitionsmacht. Was in der Zukunft vermutlich dazu führen wird, daß man gerade degenerierte oder reduzierte Existenzformen zum Nonplusultra hochdefinieren wird. Ich bin da nicht übermäßig optimistisch. 😉

    vonWegen schreibt am 25.07.2007 um 12:57 Uhr:
    Ich bin da auch nicht übermäßig optimistisch, aber ich halt es da mit Georg Kreisler, und der hat mal gesagt, Pessimismus sei Optimismus auf lange Sicht.
    Bist Du denn tatsächlich der Meinung, die Definitionsmacht sei vollständig der Ökonomie ausgeliefert? Wenn das so wäre, warum regst Du Dich dann öffentlich über Übermenschphantasien auf? Ich denke, auch eine starke Definitionsmacht lässt sich in Frage stellen. Der Grund, warum über Fragen den Menschenzucht so wenig diskutiert wird, liegt darin, dass sich die Menschen zu wenig bewusst sind, auf welchem Weg sie sich bereits heute mit einer gesellschaftlich schlecht kontrollierten Gentechnologie befinden. Die Gefahr wird nicht gesehen. Doch die Übermenschphantasien werden gerade in Genlabors ausgebrütet – bis sie realisiert werden, könnten wir alle darüber nachdenken, ob wir den Übermenschen (zum Beispiel einen, der nicht mehr an Krebs erkrankt) wollen und wenn ja, wie er denn auszusehen habe.

    Lyriost schreibt am 25.07.2007 um 13:21 Uhr:
    Öffentlichkeit, nun ja. Das hier ist ja mehr meine private Spielwiese, bei der jeder, der zufällig vorbeikommt, mal über den Zaun gucken kann, wenn er mag. Mit den Genlabors hast du natürlich vollkommen recht, das gehört zum Thema, aber der Grund meiner „Erregung“ liegt eher im Größenwahn einiger esoterischer Menschheitsbeglücker, die glauben, sie seien erleuchtet und deshalb zu Übermenschen herangereift, nicht in vitro, sondern in vivo, und deshalb berechtigt, ihre Mitmenschen (falls sie diese überhaupt als solche wahrnehmen) in wertes und unwertes Leben zu klassifizieren.

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