Jemand schrieb:
Es gibt … gewöhnliches Gras –
wenn der Sturm kommt, gibt das Gras nach,
und der Sturm kann ihm keinerlei Schaden zufügen.
… der Sturm wurde besiegt.
…
Der große Baum war sehr logisch,
er versuchte, Widerstand zu leisten, er versuchte, seine Stärke zu zeigen.
Wenn du versuchst, deine Stärke zu zeigen, wirst du besiegt werden.
Alle Hitler, alle Napoleons, alle Alexanders
sind große Bäume, starke Bäume. Sie werden alle besiegt werden.
Lao-tses sind genau wie kleine Pflanzen,
niemand kann sie besiegen, weil sie immer bereit sind, nachzugeben.
Schauen wir uns das Bild doch mal genauer an. Zuerst die Intention des Autors. Da scheint einer das Gefühl zu haben, er stünde im Sturm, und überlegt sich, was er tun, wie er damit umgehen soll. Wie die kleinwüchsigen Hitler und Napoleon wäre er vielleicht gern ein Baum, aber deren Schicksal ist ihm überliefert, und deshalb verzichtet er, logisch, darauf, den Helden zu spielen, und duckt sich weg, spielt lieber das Gräschen, solange die Luft zu unruhig ist, um Baum zu spielen.
Irgendwann wird der Sturm ja mal vorbei sein, und dann kann das Gräschen stolz auf die entwurzelten Bäume blicken, jedenfalls dann, wenn sie zufällig in eine Mulde gefallen sind.
Wenn unser Gräschen nun mal genauer hinschaut, wird es sehen, daß es nur ganz vereinzelt einem Baum nicht gelungen ist, dem Sturm zu trotzen, die meisten stehn unverändert still und fest auf dem Boden. Hier und da ist ein Ast abgeknickt, aber das sind nur solche, deren die Bäume ohnehin längst überdrüssig waren: morsche Äste. Und auch die Bäume, die gefallen sind, hatten ihren Zenit längst überschritten. Sie waren alt und müde und hatten Hunderte von Grasgenerationen gesehen. Vielleicht auch deshalb hatten sie sich nicht mehr gewehrt. Sie fühlten sich nicht besiegt, denn sie dachten nicht in Kategorien von Sieg und Niederlage. Sie fühlten sich erlöst.
Die anderen Bäume aber schauten gleichgültig auf die Gräser herab, die die Hälse reckten, damit die große Schafherde, die jetzt das Bild betrat, es leichter mit ihnen hatte. Und bald war der größte Teil der Halme ausgerupft. Die Schäferhunde und der Schäfer bepinkelten die Bäume und zogen gemeinsam mit ihrer Herde davon. Ob im Anschluß daran die große Trockenheit kam oder der Bauer mit dem Pflug, wir wissen es nicht. Wir wissen nur, daß die Gräser aus unserem Bild verschwunden sind, aber die großen Bäume mit ihren langen Wurzeln stehn immer noch da und wippen im Wind. Und die kleinen, frischen Bäume, die auch den größten Stürmen trotzen, sowieso.
Aber irgendwann, in absehbarer Zeit, werden sich auch die Bäume Gräser und Bäume von unten anschauen. Da sind dann alle wieder gleich.
sternenschein schreibt am 27.07.2007 um 08:55 Uhr:
Der Baum laesst den Wind sich auch austoben, er biegt sich, manchmal aechzt er auch unter der Last des Sturmes. Doch der Sturm ist schon laengst in sich zusammengefallen, doch die grosse Eiche vor meinem Haus, sie steht noch immer. Hat vielen Stuermen in vielen Jahren getrotzt. Nicht indem sie unnachgiebig war, sondern indem sie nachgab.
Nur solchen Stuermen, wie Du sie nennst, die kleinwuechsig daherkommen, ihnen sollten wir trotzen, versuchen sie sich nicht austoben zu lassen, ihnen den Wind aus den segeln nehmen, bevor es zum Sturm kommt.
Liebe Gruesse
Lyriost schreibt am 27.07.2007 um 09:19 Uhr:
Ich „beneide“ dich um die Eiche. Ich kenne so was aus fernvergangner Zeit. Nur war es bei mir eine große Linde. Lebensqualität.
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