Kohäsionsverschiebung

Sie klingt so plausibel, die östliche Lehre von der Befreiung des Menschen durch die Übung des Nicht-Anhaftens an die Außenwelt unserer gewohnten Vorstellungen und Denkmuster.

Wenn nur nicht das Problem bestünde, daß wir, wenn wir den Klebstoff Schicht für Schicht akribisch aus den Ritzen unserer Verbindung mit den Dingen und Ideen herauslösen, denen wir anhaften, ebendiesen Klebstoff sammeln und nicht wissen, wohin damit. So stehen wir da mit verklebten Fingern und haben nichts Besseres zu tun, als uns mit der Idee des Nicht-Anhaftens noch stärker zu verkleben, als wir es ohnehin schon getan hatten, denn sonst hätten wir mit der Aktion gar nicht erst begonnen.

Sehr witzig das Ganze und nicht ohne Unterhaltungswert, aber eben doch keine Befreiung, sondern nur eine Substitution, ein Trip in ein anderes Zimmer des Gefängnisses.

 

 

Eine Antwort auf „Kohäsionsverschiebung

  1. perenike schreibt am 22.01.2007 um 12:13 Uhr:ich denke der versuch fuer eine weile das nichtanhaften zu ueben, dient der entspannung. ermoeglicht es fuer eine kurze weile die eingebaute wunschmaschine abzustellen. vielleicht auch sich selbt aus einem anderen blickwinkel wahrzunehmen.
    so gesehen, um bei deinem gleichnis zu bleiben:
    … ein Trip in ein anderes Zimmer des Gefängnisses, um dort dann einmal einfach aus dem fenster hinauszuschauen. in die freiheit, die frau noch nicht erreicht hat 🙂 (aber sie ist ja da, soooooooooo nah ….)

    Lyriost schreibt am 22.01.2007 um 12:20 Uhr:Ja, ja, aber der Wunsch nach Freiheit ist doch auch nur ein Wunsch. Und die Vorstellung, es könnte eine Freiheit von Vorstellungen geben, ist doch auch nur eine Vorstellung … Wenn ich es wertvoll finde, keine Werte zu akzeptieren, muß ich auch diese Wertvorstellung ablegen. Aber was dann, und warum sollte ich das? Es ist immer nur eine Verschiebung. 😉

    perenike schreibt am 22.01.2007 um 14:01 Uhr:ja klar ist es nur ein verschiebung – wer will denn wirklich staendig wertfrei leben? aber die verschiebung bewirkt eine gewisse erleichterung – ermoeglich ein bisschen abstand zu gewinnen. oder vielleicht einfach, sich selbst nicht mehr sooooooooooo ernst zu nehmen. das ist fuer mich das gute daran. ich kann leichter ueber mich und mein drumherum lachen, wenn ich mir erlaube, einmal etwas ruhe zu geben 😉

    Lyriost schreibt am 22.01.2007 um 14:09 Uhr:Ja, sicher, solange man es nicht zur Theorie macht, ist das wunderbar. Das mach ich auch so. Wenn man sich selbst von vielen Seiten betrachtet, hat man immer genug zu lachen. :-))))

    perenike schreibt am 24.01.2007 um 09:03 Uhr:nein nein – ich mach mir nix zur theorie – da hast du dann aba auch staendig den stress zu verifizieren, zu falsifizieren und sonstwie dran rumzufizzeln. in bezug auf taoismus versuch ich zu verstehen. und wo ich nicht verstehe erlaube ich mir den luxus zu glauben 😉

    vonWegen schreibt am 26.01.2007 um 02:20 Uhr:
    Du bist unterwegs. Und zwischendurch wird dir bewusst, dass du noch nicht am Ziel bist. Willst du diese Erkenntnis zum Anlass nehmen, das Ziel aufzugeben? In der Mutmaßung eines Scheiterns liegt die Ursache des Scheiterns, das Verzagen wird zum Versagen. Muss nicht sein. Denn wer an ein Gefängnis glaubt, glaubt auch an die Existenz des Nichtgefängnis‘. Ja, es geht weiter.

    buchzeiger schreibt am 26.01.2007 um 17:37 Uhr:Wer kennt den Text „Die Überwindung der Außenwelt durch ein Viertelpfund Butter“? – Lesenswert!

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