Die Androhung von Amokläufen ist nicht die Folge von Computerspielen, sondern Zeichen der Unfähigkeit, angemessen mit den alltäglichen Demütigungen umzugehen, denn
in einer Gesellschaft, die den (bisweilen mühelosen) materiellen Erfolg apotheosiert und als alleinseligmachend feiert und ihn bis zum Überdruß medial vorführt, ohne darauf hinzuweisen, daß nicht jeder gleichermaßen daran teilhaben kann, wächst die Frustrationsintoleranz und damit die Neigung zu Allmachtsphantasien.
Erlebte Demütigung und Ohnmacht sind der Boden, auf dem Allmachtsphantasien wie Unkraut wachsen.
Doch nicht jede Allmachtsphantasie führt zwangsläufig zum Amok-Crash, weil pädagogische Regulative und damit verbundene Persönlichkeitsentwicklung solche Phantasien relativieren und domestizieren.
Pädagogischer Zynismus aber und Drehen an der Leistungsschraube sind ebenso ungeeignet zur Entschärfung der adoleszenten Phantasiebomben wie ein Verbot von Computerspielen, denn in den meisten Fällen sind derlei Spiele eher dazu geeignet, reale Eruptionen von Gewalt zu verhindern, als sie zu fördern.
Am wichtigsten ist es jedoch, daß Eltern gefährdeter Jugendlicher ihre Waffenschränke gut verschließen. Auch die emotionalen.
Und daß sie mit ihren Kindern reden.
Meinereiner spielte in seiner Kindheit zumeist draußen, Räuber und Gendarm zum Beispiel oder auch Indianer. Wir lebten in den diversen Rollenspielen viel aus, was dem Alltag „so“ nicht zuträglich war.
Man wächst somit von klein auf rein in dieses Ausloten von „Gut und Böse“ (im Rollenspiel kann ich ja auch den Bösen mimen, den Übeltäter oder ich stelle das Opfer, je nach Bedarf), und ist dann viel robuster, gewappneter gegen Demütigungen, Ungerechtigkeiten, da man alle Seiten kennenlernen durfte … in vielerlei „Welten“ agiert hat.
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