So ernst die Lehre des letzten großen Systematikers der Philosophie auch ist, bei der Lektüre keines anderen Philosophen habe ich so sehr und so häufig gelacht wie bei ihm, aber nicht wie bei manchem anderen über unerklärliche Widersprüche, falsche Schlußfolgerungen und Mißdeutungen oder Irrtümer.
Was mich bei Schopenhauer zum Lachen bringt – und deshalb lese ich seine Schriften lieber als die jedes anderen Welterklärers –, was mich bisweilen vor Freude brüllen läßt, das ist sein impertinenter Witz, der grollige Humor eines gesunden, aufgeklärten Griesgrams, der beim Sprechen die Hand vor die Augen hält, damit man das Augenzwinkern nicht sieht.
Für mich ist das Werk dieses lebenssprühenden Lebensverneiners das mit Abstand Beste, was die deutsche Philosophie hervorgebracht hat, und nur beim Lesen der Schriften des kränklichen Lebensbejahers Nietzsche, Schopenhauers invertiertem Zwillingsenkel, vermag ich ähnlichen ästhetischen Genuß zu empfinden, aber dort wegen der großartigen Sprache, in die er alles kleidet, tiefste Einsichten wie auch größte Irrtümer.