Sie wollten zeichnen
der eine schwarz der andre weiß
schattenloses Nichts
bewarfen sich mit Farbe
demnächst werden sie malen
Sie wollten zeichnen
der eine schwarz der andre weiß
schattenloses Nichts
bewarfen sich mit Farbe
demnächst werden sie malen
Reale Hintergründe werden nicht dadurch irreal, daß ihre Existenz unser Vorstellungsvermögen oder unser Erfahrungswissen übersteigt. Wenn man ständig nur die Vordergrundabbildungen fokussiert, degradiert man sich zur Spiegelreflexkamera. Man hat zwar ein klares Bild, aber es ist reduziert. Denn die Hintergründe wirken verschwommen und unwichtig. Wir sollten jedoch nicht vergessen, daß diese Verschwommenheit nicht real ist, sondern nur Ausdruck unserer mentalen Sehtechnik.
Duldsamkeit ist die Sprache der Vernunft, Großmut, wenn sie nicht nur verkleidete Duldsamkeit ist, eine Sache des Herzens. Großmut ist jeder Vernunft fern und strebt niemals in die Nähe der Duldsamkeit, aber die Duldsamkeit schleicht sich oft an die Großmut an, sich an sich selbst berauschend, und hofft, sie könne selbst zur Großmut werden, indem sie lärmend mit ihr zu verschmelzen versucht.
Wer seine Großmut ironiefrei ins Feld führt, täuscht sich und andere nicht nur über seine wahren Motive, sondern auch über die Größe seiner Großmut. Wir neigen dazu, ungehalten zu werden, wenn unser Edelmut nicht bemerkt wird, aber diese Gefühlsregung sollte uns zu denken geben.
Kein noch so ungünstiger Umstand kann einen Menschen unglücklicher machen als seine Glücksvorstellungen. Was die Menschen quält und unglücklich macht, sind nicht die Umstände selbst, sondern es ist das, was sie darüber denken. Und vor allem das »Wie schön wäre es, wenn …« ist eine beständig sprudelnde Quelle des Unglücks.
»Ohne das Gehirn wäre das Denken viel einfacher«, sagte das Gehirn. Der Kopf dachte lange nach, dann sagte er: »Meinste wirklich?«
Als ich gestern auf meiner Terrasse saß und mich freute am ausgelassenen Flug der Mauersegler, spürte ich ein plötzliches Brennen im Auge, das stetig zunahm und das ich mir nicht erklären konnte. Ich eilte ins Bad und versuchte, das Brennen mit Wasser zu löschen, was mir jedoch nicht gleich gelang. Ich dachte, eine kleine Fliege habe sich verirrt, aber nach mehrmaligem Spülen lag der Übeltäter im Waschbecken: eine Ameise. Sie hatte den Tsunami aus dem Wasserhahn nicht überlebt. Mein Auge aber brannte, als versprühe das Tier weiterhin seine Säure, und erst nach mehrmaligem Ausspülen des Auges ließ meine Mißempfindung langsam nach. Als ich später las, dachte ich, die Gläser meiner Brille seien verschmutzt, aber als ich sie reinigen wollte, merkte ich, daß sie sauber waren. Mein Blick war durch den Angriff dieses winzigen Tierchens noch den ganzen Abend getrübt, und auch am nächsten Morgen spürte ich ein leises Ziehen im Auge, einen winzigen Phantomschmerz.
Da ich es gewohnt bin, meine Erfahrungen nicht nur aus einer praktischen, sondern ebenso aus einer philosophischen Perspektive zu betrachten und mein Denken in Worte zu fassen, mal aphoristisch, mal poetisch, mal aphoristisch-poetisch, entstand folgendes Gedicht:
Tirade 67 – Tod einer Ameise
Kleine Ameise
will schwimmen ins Augenlicht
ein Weg in den Tod
So trübt ihr Gift die Linse
sie wurde nicht mehr gesehn
Abgesehen davon, daß dieses Gedicht sehr nah an der Situation ist, kann man es auch metaphorisch lesen, und dabei ist jedem selbst überlassen, welche Assoziationen sich einstellen, vielleicht ähnliche wie bei mir, vielleicht aber auch ganz andere. Es ist die Stärke des Gedichts, daß es Gedanken erzeugt, ohne sie in einen starren Rahmen von Vorurteilen zu zwängen.
Daß es viele Menschen gibt, die ein solches Gedicht belächeln ob seiner Unwichtigkeit im Gegensatz zu Steuererhöhungen und zum Steigen der Preise, auch im Vergleich zum Problem der Arbeitslosigkeit oder der abnehmenden Qualität des Angebots der Fernsehsender, das leuchtet mir unmittelbar ein. Aber gerade für die gilt es zu bedenken: Beim Arbeiten und beim Fernsehen geht es nicht um Leben und Tod. Bei meinem Gedicht schon.
Und daß der Mensch größer ist als die Ameise, ist nichts als eine Konvention der Mächtigen. Das hat mir die undankbare Ameise in Erinnerung gerufen. Als sie mich quälte, hat sie nicht berücksichtigt, daß ich die Ameisen auf meiner Terrasse dulde, weil sie aus meiner Sicht ein Recht darauf haben, dort zu sein. Sie hat ignoriert, daß ich der Mächtigere bin, auch wenn ich das nicht mit der Giftspritze zeige, wie so viele andere. Ein tödlicher Irrtum.
So gibt es viele Irrtümer, aber glücklicherweise sind die meisten nicht tödlich im physischen Sinne, sondern eher Gräber für das klare Denken.
2006
Die Hisbollah »sichert Stolz und Würde des Landes« mit Raketen. Es wäre besser für alle, wenn die Hisbollah das Leben der Menschen sichern würde. Verbrannte Leichen sehen niemals stolz und würdevoll aus. Auf beiden Seiten.
Von innen nach außen und von außen nach innen. Texte und Fotos
Design your life.
This blog is a part of my inner world. Be careful to walk inside it.
Trennungstage
Kulturjournalist - Romancier - bipolarer Bedenkenträger
im Zwischenraum
portfólio . jornalismo . textos . educação
animal scribax Heidelberg
Politik, Literatur, Musik, Fußball
Faith saved us from the savages that we were, losing faith makes us savages again
living, loving, learning, leaving a legacy
Cine y palabras
Blog do jornalista e professor Solon Saldanha
Eine lose Sammlung zur Dokumentation meiner Werke und Gedanken
Erfahren Sie mehr über Peter von Mundenheim! Wenn Sie etwas lesen wollen, klicken Sie den gewünschten Titel an und scrollen Sie nach unten, dann erscheint der Text. Den jeweils neuesten Titel finden Sie hinter der "Datenschutzerklärung", den ältesten am Ende.
Sinnsuche für Schriftsteller, Blogger, Texter.
Sono una donna libera. Nel mio blog farete un viaggio lungo e profondo nei pensieri della mente del cuore e dell anima.
... die Umlaufbahn der Gedanken, Wünsche, Fragen und Sehnsüchte eines Sternflüsterers