Manchmal ist eine Verletzung heilsam, nur darf sie nicht um der Verletzung willen geschehen. Ehrliche Freundlichkeit beim Kritisieren ist so etwas wie Verletzung mit Narkose. Der Charmeur aber gibt dem andern das Gefühl, der bemerkenswerteste und interessanteste Mensch zu sein, obwohl er weiß, daß es einiges zu kritisieren gäbe, und der Charmeur tut das, um für sich selbst Vorteile zu erlangen.
Sosehr das Vorgehen des Charmeurs im Augenblick angenehm für mich ist, ist es doch verletzender als die ehrliche Haltung des Kritikers, denn der Charmeur bestärkt mich in meiner Selbsttäuschung und verzögert das schmerzhafte Erwachen. Und das wird um so schmerzhafter, je länger es hinausgezögert wird. Das jedoch kümmert den Charmeur nicht, denn er ist jemand, der nur sein eigenes Wohlergehen im Auge hat.
Süßholzraspler sind mir ein Gräuel.
Verletzungen passieren mir meist nur dort, wo ich meinen wunden Punkt habe, ich mit mir selbst nicht im Reinen bin. Das tut dann weh, aber nicht, weil ich von der oder dem verletzt wurde, sondern weil mich der oder die “dort” geschaut hat, was ich vor mir selber verborgen halte (ich nicht wirklich sehen will).
Ist heilsam das.
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