Der klare Blick

Die Bücher brennen
Funken stieben auf
die kahlen Bäume
schütteln ihre Wurzeln.

Sturm öffnet Fenster
lüftet Hirn und Herz
löst starre Zungen
lockert alle Türen.

Und Meere tosen
Gischt tanzt wirr ins Haus
erwürgt die Kerzen
Wachs tropft auf die Hände.

Aus den Kaminen
quillt der feuchte Rauch
wie gelber Nebel
wund vom Schein der Lichter.

Und die Figuren
fliehen von der Wand
aus schweren Rahmen
still verwischen Bilder.

Zerplatzend, bröckelnd
kracht der alte Putz
und Mauern zittern
klirrend birst der Spiegel.

In graue Stücke
bricht mein Kindsgesicht
zerschmilzt im Feuer
löscht die wilden Brände.

Entflammtes Dunkel
Schatten weicht entwirrt
augenlichtentspannt
der klare Blick ins Nichts.

Das Unberührte
rührt mich bis ins Mark
und in mir schwingt der
Klang der leeren Räume.

Hochzeitstag

Es gibt die Tage
da die Welt sich häutet
das Herz erschauert
Blut springt wildes Kreisen
und Narben platzen
still wie bunte Blasen

verharschte Dämme
brechen unter schweren
Blicken grauen Worten
die schorfen Tränen blühen
blau wie Winterkälte
und alles stolpert
gegen wunde Rippen

Wie Flammenwände
rasen die Gedanken
die Zeit erlischt
zu allem Unglück
sterben Schmetterlinge
in den fernen Bergen

Und es gibt Tage
da die Haut sich findet
so herzdurchwärmt
wie unsre Blicke
und alles Falsche
wird nun fortgeblasen

Theatertheater

Das Theatertheater interessiert viele Leute mittlerweile mehr als das Theater. Und das ist in allen kulturellen Bereichen festzustellen: Kultur als Event oder Entgleisung. Wenn beim kulturellen Event der wahre kulturarme oder -lose Charakter sichtbar wird, so hat das auch sein Gutes. Man merkt dann unmittelbar, auf welchen rostigen Gleisen gefahren wird.