»Das Fremde des Anderen«, das uns interessiert oder auch abstößt, ist vor allem ein (Wieder-)Erkennen unserer eigenen verdrängten Persönlichkeitsaspekte und kann dazu führen, zu begreifen, wie wir uns selber ständig einengen und auf weniger reduzieren, als wir sind. Und daß wir nicht nur die sind, die wir sein wollen oder sein sollen. Oder wollen sollen.
Wenn wir durch andere Anstöße erfahren, die unsere Sichtweise verändern, ist das nur eine innere Akzentverschiebung, aber keine Facettenerweiterung, denn wir können nichts sein, was wir nicht latent schon immer waren. Durch die Konfrontation mit anderen werden wir uns nur unserer Facetten bewußt. Und damit erweitert sich unser Horizont. Wenn es gutgeht. Aber meistens geht es nicht gut, denn wenn eine neue Facette unserer selbst in den Vordergrund tritt, tritt oft eine andere zurück, und häufig gerät sie, bis zur nächsten Erweckung, in Vergessenheit. In diesem Fall ist die erlebte Horizonterweiterung nur eine Horizontverschiebung. Unser Wunsch nach Einfachheit und Klarheit sorgt für die Reduktion unserer Persönlichkeit, Facettenbegrenzung.
Ob wir einfach sind oder nicht, hängt nicht von uns ab, sondern davon, wie wir uns selbst sehen und ob wir uns selbst sehen. Wir sind nicht einfach oder kompliziert. Wir sind.
Ob die Dinge einfach sind oder nicht, hängt nicht von den Dingen ab, sondern von unserer Betrachtungsweise. Die Dinge sind nicht einfach oder kompliziert. Sie sind.
WOW, jaaaa, also, damit hast du mich wieder erwischt, Lyriost, ich kenne das nur allzu gut.
Und es ist so schwierig, ich meine … ich weiß auch nicht, vor allem wenn mich etwas abstößt und ich mich trotz aller Wehrhaftigkeit darin (wieder)erkenne, es wider Erwarten anziehend auf mich wirkt.
Was folgt, ist dann meist ein Ringen mit mir selbst, nämlich diese Neugier, diese Schau in das in mir noch „Fremde“ (… wie in ein dunkles Loch) zu bezwingen. Aber es gelingt mir nicht, es sucht sich früher oder später auf irgendeine Weise, immer einen Weg nach draußen… . Meist ein langer Prozess, aber wenn ich es dann zulasse, komme ich gut klar damit, trage ich es nach außen.
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