Déjà-vu

Mir scheint es, als schwebe mein Blick
wie Licht durch Unendlichkeiten
in Prismen gebrochen im sauberen Knick
hinein in die Schlünde der Zeiten.

Bin ich verurteilt und wieder hier
in diesem steinumhüllten Sumpf
umhuscht von schleimigem Getier
mit Gletscherzungen, augenstumpf?

Dann wär ich noch einmal zurück
aus abgeglühten Einsamkeiten
zu wandern auf lodernden Steppen ein Stück
zu dienen dem Spiel der Gezeiten

Sprachlos

Festgezurrt im
Drahtgeflecht
der Normen
eingeschweißt im Räderwerk
luftleerer Brutkästen
zerfledderte Fahnen weiß
schwenkend
mit krachenden Armen
müdegeschrien den blaßroten Mund
aus den Windeln fließt
gelbsaurer Honig
in die schwarzen Kanäle.
Mit dem Kot
frecher Ratten mischt sich
das Blut deiner
Liebe.
Vergessen die Qual
der Geburt und
verhallt die Geduld
deiner Worte.
Vorbei. Wie die Fische
so tot

Reflektieren

Wenn ich reflektiere, was ich tue, vergesse ich nicht, mir klarzumachen, wer da reflektiert und welche Motive er hat. Das mag ungesund erscheinen und dissoziierend und ad infinitum fortsetzbar, aber es fördert die Selbsterkenntnis. Wenn ich dann noch wieder und wieder die Perspektive wechsle und probehalber den Reflektierenden durch einen andern ersetze, entsteht ein zwar immer unvollständiges, aber brauchbares Bild.

Bei allem darf ich natürlich nie vergessen zu handeln, sonst gibt es nichts Neues mehr zu reflektieren, und ich verfalle in Starre. Sinn der Reflexion sollte es sein, eine brauchbare Basis für zukünftiges Handeln zu schaffen – und nicht einen selbstvergessenen Ruhepunkt. Wenn Reflexion sich selbst genug ist und zur Starre führt, ist das auch nicht besser als die Starre derer, die sich selbst nicht oder nur wenig reflektieren.

Der Unterschied liegt darin, daß deren Starre wie Leben aussieht, obwohl es nur eine Aneinanderreihung von Gewohnheiten ist. Es gibt unterschiedliche Arten, sich das Leben zu nehmen.