Jeder möchte tun, was er will. Und er tut, was er meint zu wollen. Dabei geschieht oft, daß er sich selbst und andere durch sein Handeln verletzt. Dann geht er manchmal in sich und versucht herauszufinden, ob er das wirklich will, was er tut, oder ob er nur Impulsen von Teilen seiner Persönlichkeit, seines Egos Ausdruck gibt. Das ist für mich der Beginn der Selbsterkenntnis.
Nichts ist schwieriger, als herauszufinden, was man im Innersten will, denn in uns streiten viele Teile um die Vorherrschaft und versuchen uns einzureden, wenn wir ihren Impulsen nachgäben, täten wir, was wir wollen. Und deshalb wollen wir mal dies und mal das und trudeln durch die Gegend. Wenn wir versuchen, herauszubekommen, was wir wollen, müssen wir tiefer schürfen, und vielleicht finden wir heraus, was wir sollen. Finden heraus, daß das, was wir für unser wollendes Ich halten, nicht wir selbst sind.
Und dann sind wir plötzlich da, wo wir uns erkennen als das, was wir sind, und dann sind wir unser eigener Souverän, der dem Ich sagt, wer der Chef ist, und all die streberischen Impulse als das entlarvt, was sie sind: Zwergenwünsche. Und wenn unser Ich bereit ist, ohne zu murren, sein Sollen zu akzeptieren und sein Wollen als Wünsche zu sehen, dann werden im Wollen auch Wünsche befriedigt, ohne sich selbst ständig zu verletzen.
Aber wenn das Ich nicht bereit ist, diese Beschneidung seiner angemaßten Souveränität zuzulassen, dann wird es zu einem bitteren inneren Kampf kommen. Das erleben wir alle mehr oder weniger.
Ruhiges, klares Handeln ist erst dann möglich, wenn die innere Hierarchie geklärt und akzeptiert ist. Im Innern des Menschen gibt es keine Demokratie.